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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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ausgefallen war, hatte er ihr spontan anbieten wollen, sie abzuholen. Doch alle bisherigen Hilfsangebote waren von ihr so abweisend abgetan worden, weil sie sie offenbar als persönliche Beleidigung auffasste, dass er es unterlassen hatte. Anscheinend wollte sie entweder ihm oder sich selbst ihre Selbstständigkeit beweisen. Und selbstständig war sie. Sie kam prima ohne seine Hilfe zurecht.
    Das zumindest versuchte er sich immer wieder einzureden. Sie brauchte einfach nur länger für den Weg, als sie gedacht hatte. Ansonsten hätte sie bestimmt angerufen. Wenn ihr etwas zugestoßen wäre, hätte irgendwer …
    Sein Handy klingelte, und er klappte es auf. „McKenzie.“
    Es war Jase. „Ich bin gerade auf dem Weg zu Natalie Jones.“
    Mac sprang auf. „Was?“, knurrte er und erkannte an Jase’ Tonfall auf Anhieb, dass etwas passiert war.
    „Sie hat mich auf dem Handy angerufen. Sagt, Lindsays Mörder hätte sie kontaktiert.“
    Zuerst war er fassungslos, dann überkam ihn so etwas wie Panik. „Das ist ausgeschlossen. Warum sollte er Kontakt zu ihr aufnehmen? Wie? Sie hat gesagt, sie wüsste nicht …“ Mac schüttelte den Kopf, um klar denken und das sinnlose Gerede einstellen zu können. „Von wo hat sie angerufen? Was hat sie sonst noch gesagt?“
    „Von zu Hause aus, und mehr hat sie nicht gesagt. Sie wirktereichlich aufgewühlt. Du hast doch gesagt, sie hätte dich vor einer Stunde angerufen, oder?“
    „Ja. Um mir zu sagen, dass sie sich verspätet.“ Wenn Natalie in Schwierigkeiten geraten war, warum hatte sie dann Jase angerufen und nicht Mac?
    Als könnte er Macs Gedanken lesen, sagte Jase: „Hör mal, ich weiß nicht, was zwischen euch beiden läuft, Mac, aber sie hörte sich schlimm an. Erschüttert. Vielleicht steht sie unter Schock. Und als ich anregte, dich anzurufen … da hat sie versucht, es mir auszureden. Sie meinte, ich könne ihr alle Fragen stellen, die für ein Protokoll nötig sind.“
    Fassungslosigkeit. Wut. Anerkennung. Mac wusste nicht, welches Gefühl das stärkste war, aber alle waren vertreten. Stillschweigendes Verständnis verband ihn und Jase über die Leitung, sowohl beruflich als auch persönlich. „Danke, Jase. Wie weit entfernt bist du?“
    „Ich war schon in der Nähe, als ihr Anruf kam. Ich fahre gerade vor.“
    „Ich bin in knapp zwanzig Minuten zur Stelle.“
    Er legte auf und lief sofort zu seinem Wagen. Jase hatte seinen eigenen genommen.
    Auf der Fahrt zwang er sich zu einer Bestandsaufnahme aller ihm bekannten Fakten. Aller Beweismittel. Er war davon ausgegangen, dass Lindsays Mörder etwas Bestimmtes bei Natalie gesucht hatte. Sie war nach Hause gekommen und hatte ihn gestört. Wenn sie nun von Anfang an die Zielscheibe gewesen war? Wenn es sein Ziel war, sie zu töten?
    Als Mac vor Natalies Haus ankam, öffnete Jase ihm unverzüglich die Tür. Er wies nach rechts in den Flur. „Sie sitzt im Wintergarten.“
    Mac trat ein und schloss die Tür. „Was zum Teufel ist passiert?“
    „Ein Mann hat sich ihr gegenüber als Taxifahrer ausgegeben. Melissa Callahan sollte Natalie zur Polizeiwache begleiten, ist aber nicht gekommen. Sie wollte, dass ich sie zur Wohnung ihrerFreundin fahre. Es hat mich einige Mühe gekostet, sie davon zu überzeugen, dass sie zu Hause bleiben muss. In der Wohnung ihrer Freundin, an ihrem Arbeitsplatz, bei ihren Verwandten und Freunden wird aber bereits nach Hinweisen auf ihren Verbleib gesucht. Nach dem, was der Mann zu ihr gesagt hat …“ Jase’ Miene wurde noch finsterer. „Sie ist aus dem Wagen gesprungen. Sagt, sie wusste, dass es ihre einzige Chance war.“
    Mac atmete tief durch. Die Möglichkeit, dass Melissa ebenfalls einem Mord zum Opfer gefallen war, beunruhigte ihn, doch im Moment musste er sich auf Natalie und die Tatsache konzentrieren, dass sie durchaus hätte sterben können, wenn sie nicht so geistesgegenwärtig gewesen wäre. Schon wieder. Möglicherweise hatte sie aber auch die Gefahr nicht richtig eingeschätzt und war einfach nur durchgedreht. Das war nicht auszuschließen, und es war Macs Job, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.
    „Hast du mit Zeugen gesprochen? Kann jemand bestätigen, dass sie tatsächlich in einem Taxi gesessen hat?“
    „Ich habe einen Streifenwagen rüber zum Artisan Park geschickt. Dort hat ein Zeuge ein Taxi vorbeifahren sehen. Natalie ist auf einem grasbewachsenen Abhang gelandet und hinunter auf ein Softballfeld gerollt, wo Zuschauer ihr geholfen haben.“
    „Hast du das

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