Hauchnah

die Uhr. Halb neun. Noch früh, aber vielleicht war Clemmons schon am Arbeitsplatz. Er wählte die Nummer, die er notiert hatte.
    „Crystal Haven Church.“
    „Ich muss dringend Arthur Clemmons sprechen.“
    „Tut mir leid, Sir, aber Mr Clemmons ist nicht erreichbar. Er hält eine Woche lang Exerzitien mit seiner Jugendgruppe.“
    Verdammt, dachte Mac, bevor er fortfuhr: „Mit seiner Jugendgruppe. Wissen Sie, ob mal ein Mädchen namens Lindsay Monroe dazugehört hat?“
    „Lindsay Monroe? Nein, ich glaube nicht.“
    Egal, dachte Mac, denn vielleicht hatte Lindsay ja einen falschen Namen benutzt. Er konnte sich erst sicher sein, wenn er selbst die Kirchengemeinde besuchte und den Angestellten, in erster Linie Clemmons, ihr Foto zeigte.
    „Ich bin Special Agent McKenzie vom kalifornischen Justizministerium. Ich …“
    „Geht es um Alex Hanes?“
    Mac zog vor Schreck die Brauen hoch und spürte einen regelrechten Adrenalinstoß. Jetzt aber, dachte er gespannt. Der lang ersehnte Durchbruch. „Ja. Ist Hanes zurzeit anwesend?“
    „Hm, ja. Das heißt, gewissermaßen.“
    „Ich verstehe nicht. Ist er da oder nicht?“
    „Er wurde gestern noch abtransportiert. Nachdem der Reinigungstrupp ihn entdeckt hatte. Aber die Polizei ist heute Morgen erst gekommen. Jetzt sind sie hier und stellen Fragen.“
    „Moment mal. Was soll das heißen, dass der Reinigungstrupp ihn gefunden hat?“
    „Er ist tot.“ Die Frau senkte die Stimme. „Es heißt, er hat sich eine Überdosis gespritzt. Vermutlich ist er im Gefängnis doch kein anderer geworden.“
    „Nein, vermutlich nicht“, bestätigte Mac. „Hören Sie, wenn die Polizisten noch vor Ort sind, rufen Sie doch bitte einen ans Telefon. Jetzt gleich.“ Anscheinend hielten sich die Kollegen in der Nähe auf, denn es dauerte keine Minute, bis er jemanden an der Strippe hatte.
    „Detective Quinton Brass“, meldete sich eine tiefe Stimme.
    „Detective, hier spricht Special Agent McKenzie von der SIG, Justizministerium Kalifornien.“
    „Agent McKenzie. Wir wollten Sie gerade anrufen. Unsere Streifenpolizisten sind gestern zu einem Todesfall gerufen worden, und gerade vor einer Stunde haben wir die Untersuchung des Fundortes abgeschlossen. Unser Opfer hat sich als Person von polizeilichem Interesse in einer Ihrer Mordfallermittlungen erwiesen.“
    „Genau. Ich habe gerade erfahren, dass sein Bruder, Arthur Clemmons, bei der Kirchengemeinde beschäftigt ist. Die Dame vom Telefondienst sagt, er sei nicht in der Stadt.“
    „Das haben wir nachgeprüft. Er hält sich seit ein paar Tagen auf einem abgelegenen Campingplatz im Yosemite Valley auf.“
    „Und Hanes?“
    „Überdosis Heroin. Keine unmittelbaren Zeichen von Fremdeinwirkung. Wir haben auch nach Aufzeichnungen der Überwachungskameras gefragt, aber die Kirche verfügt nicht über ein Sicherheitssystem.“
    „Verdammt ungünstig“, knurrte Mac.
    Brass lachte leise. „Ja. Aber wir haben mit den Reinigungskräften gesprochen, die ihn gefunden haben, und auch mit einigen von den Angestellten hier. Sie sagen, Hanes war Teilnehmer am Resozialisierungsprogramm der Kirche. Er hätte umgänglich und der Kirche treu ergeben gewirkt. Kein Anzeichen von Alkoholoder Drogenmissbrauch. Wie jemand, der wirklich sein Leben geändert hatte. Er war eine Weile fort, ist aber kürzlich in die Gemeinde zurückgekehrt.“
    „Wie kürzlich?“
    „Vor etwa zwei Monaten.“
    Vor zwei Monaten. Zu der Zeit war Lindsay ermordet worden. „Und wie lange war er fort?“
    „Ich muss kurz nachsehen. Moment. Wie’s aussieht, etwa sieben Monate.“
    „Verdammt“, entfuhr es Mac. „Er war bei ihr.“
    „Sprechen Sie von Ihrem Opfer?“
    „Ja. Eine Ausreißerin. Ist etwa zur gleichen Zeit wie Hanes verschwunden. Aber sie ist nicht zurückgekommen.“
    „Sie glauben, er hat sie umgebracht? Und dass er womöglich Selbstmord begangen hat?“
    „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Aber er war mein Hauptverdächtiger, und ich wette, seine DNA-Spuren beweisen, dass er vor seinem Tod in Plainville war.“
    Und genauso war es. Nachdem er sich ausführlich von DetectiveBrass hatte informieren lassen, rief Mac Littlefield und Tanzina an. Tanzina arbeitete noch an der Nachverfolgung von IP-Adressen, doch Littlefield war fündig geworden.
    „Hey, Big Mac. Ich wollte dich gerade anrufen.“
    „Ja, das sagen heute offenbar alle.“
    „Wir haben die DNA-Tests abgeschlossen. Dein Exhäftling hat dieses Kreuzchen ausgiebig betatscht, so sehr,