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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Townley Gemma
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nächsten Sekunde hielt er sie fest umschlungen, und sie küssten sich. Es sah nicht aus, als hätten sie in absehbarer Zeit vor, Luft zu holen.
    »Die scheinen mir aber im Moment sehr beschäftigt zu sein«, äußerte Hugh.
    Ich trank einen großen Schluck. »Ja«, pflichtete ich ihm bei. »Kommt mir auch so vor.«
    Ein Schweigen entstand. Es war zwar nicht still, denn die Musik war ohrenbetäubend, und die Leute mussten sich anschreien, um den Lärm zu übertönen, aber es war dennoch ein so intensives Schweigen, dass man nicht umhin konnte zu bemerken, dass man seinem Gegenüber eigentlich nichts zu sagen hatte. Ich spürte, wie Hugh mich ansah, und lief wieder rot an. Es lag mir nun mal nicht sonderlich, in Clubs und Bars Gespräche zu führen. Und anderswo im Grunde auch nicht. Dieser Ausflug war gar keine gute Idee gewesen. Ich sollte eigentlich in Helens Wohnung zurückgehen, mich ins Bett legen und darüber nachdenken, wie ich mich am nächsten Tag verhalten wollte. Meinen Handyklingelton hatte ich abgestellt, aber ich spürte, wie das Ding in meiner Handtasche herumrumorte. Ich musste Max ja gegenübertreten. Und dazu brauchte ich meine ganze Kraft.
    »Weißt du, es steht dir gut, wenn du dich über Leute aufregst«, bemerkte Hugh. »Du hast heute Abend so eine beeindruckend tragische Ausstrahlung.«
    Das hatte ich nicht erwartet. Ich blickte argwöhnisch auf. »Tragisch?«, sagte ich gereizt. »Ich fühle mich nicht tragisch. Mir geht es gut. Richtig gut sogar.«

    »Das bezweifle ich ja nicht«, erwiderte Hugh lächelnd. »Aber dennoch, irgendetwas in deinen Augen …«
    Ich schaute wieder unter mich. Mir war durchaus bewusst, dass meine Augen noch vom Weinen gerötet waren. Ich trank einen Schluck, beschloss dann, dass das nicht reichte, und leerte das ganze Glas.
    »Na gut«, sagte ich. »Ich sehe vielleicht ein bisschen angeschlagen aus. Hatte einen anstrengenden Tag, okay?«
    Hugh legte die Stirn in Falten. »Angeschlagen?«, wiederholte er erstaunt. »O nein, du siehst kein bisschen angeschlagen aus, sondern ausgesprochen bezaubernd. Nur ein bisschen … ich weiß nicht … traurig. Wie eine Figur aus einem Brontë-Roman oder so. Als sei dir Unrecht angetan worden, und nun seist du um Tapferkeit bemüht.«
    Ich starrte ihn an. War das wirklich so offensichtlich? Sah ich wirklich aus wie eine Brontë-Figur? Aber welche? Ich meine, einige von denen waren nicht gerade Schönheiten, aber die Bemerkung gefiel mir. Es gefiel mir, dass Hugh die Brontës kannte.
    »Nun, vielleicht trifft das auch zu«, hörte ich mich sagen. »Aber ist das wirklich so deutlich zu erkennen?«
    Hugh nickte mitfühlend, aber auf seinen Lippen lag der Hauch eines Lächelns. »Ja. Aber es steht dir wirklich gut. Ich finde, du solltest immer so aussehen.«
    Ich sah ihn unsicher an. »Du meinst, mir sollte regelmäßig Unrecht angetan werden?«
    »Vielleicht schon. Wenn du dann so gut aussiehst …« In seinen Augen lag ein schelmisches Funkeln. »Obwohl es natürlich darauf ankommt, wie dir Unrecht angetan wird, nicht wahr? Und auch darauf, von wem.«
    Ich sah ihn prüfend an. Er flirtete mit mir. Ich kannte
mich nicht gut aus mit Flirten, aber ich merkte immerhin, wenn ich da hineingeriet. Was jetzt gerade der Fall war. Ich machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, brachte aber keinen Ton heraus. Vorher hatte ich nicht gemerkt, dass wir flirteten. Ich konnte das gar nicht. Ich wusste überhaupt nicht, wie man das machte – und wollte es auch nicht wissen.
    Dachte ich zumindest.
    »Tut mir leid«, sagte Hugh, als das Schweigen anfing, peinlich zu werden. »Ich sollte nicht darüber lachen, dass du leidest. Leidest du?« Er betrachtete mich so prüfend wie ein Arzt einen Patienten.
    Ich musste wider Willen lächeln. »Bist du mit jemandem hier?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Kann man so sagen«, antwortete Hugh und blickte mich eindringlich an. »Sie sind da drüben.« Er deutete vage in eine Richtung, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Dann beugte er sich vor. »Sind aber keine guten Freunde. Eher Bekannte, wenn du weißt, was ich meine.«
    Ich nickte wissend. »O ja«, sagte ich. »Ich weiß genau, was du meinst. Mit so was kenne ich mich aus.«
    »Ach ja? Das ist ja interessant.«
    »Na ja, vielleicht doch nicht so richtig«, sagte ich rasch. Wovon redete er? Wovon redeten wir ?
    Hugh lachte. »Du bist echt witzig, Jess, weißt du das? Ich glaube, jemandem wie dir bin ich noch nie begegnet.«
    »Nee?«,

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