Hauptsache Hochzeit
kriegen. Aber Max …« Er schüttelte den Kopf. »Wie verkraftet er das denn?«
Ich wich seinem Blick aus und zuckte erneut mit den Achseln.
»So schlimm«, sagte Hugh und nickte. Dann schaute er auf. »Nun gut. Der Schnee von gestern kommt einem in den Sinn und andere abgedroschene Phrasen. Kommen wir also zum ernsten Teil. Erzähl mir den neusten Klatsch von Milton. Macht Gillie noch den Empfang?«
»Macht sie.«
»Ist sie immer noch der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Ladens?«
Ich lächelte. »So ziemlich.«
»Na klar«, sagte Hugh und rieb sich die Hände, bevor er einen Schluck von seinem Drink nahm. »Und was ist mit Gareth, unserem Oberkreativen? Kriegt er immer noch alle fünf Minuten Wutanfälle wegen des kleinen, aber feinen Unterschieds zwischen Türkis und Blaugrün?«
Ich lachte. »Lieber Gott, du hast ja keine Ahnung.« Ich berichtete ihm, wie Gareth vor einigen Wochen aus einer Sitzung mit Kunden gestürmt war, weil die seine Lieblingsschattierung von Kirschrot als »dieses grässliche Rosa« bezeichnet hatten. Dann hechelten Hugh und ich die gesamte Kreativabteilung durch, ereiferten uns gut eine Stunde über Marcia und kamen dann, nachdem unser Klatschbedürfnis erschöpft war, wieder auf mich zu sprechen. Nur, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon drei weitere Bloody Marys intus hatte und mich fühlte, als könnte ich Bäume ausreißen.
Um Mitternacht saßen wir schon so eng aneinandergekuschelt in unserer Ecke wie uralte Freunde, und mir wurde klar, dass ich Hugh komplett unterschätzt hatte. Er war ein supernetter Typ. Ein bisschen oberflächlich vielleicht und hemmungslos ehrgeizig, aber was war dagegen schon einzuwenden?
»Du meinst also, du wirst es verkraften? Diese Max-Geschichte?«, fragte er und legte den Arm um mich.
»Ich? Na klar!« Ich nickte und ließ den Kopf an seine Brust sinken. Ich würde es auf jeden Fall verkraften. Schließlich war ich stark. Im Moment fühlte ich mich jedenfalls geradezu unbesiegbar.
»Aber du wirst weiterhin dort arbeiten? Für ihn?« Hugh löste sich ein wenig von mir, damit er mich anschauen konnte.
»Na ja, das vielleicht nicht«, antwortete ich unsicher. Darüber hatte ich noch gar nicht richtig nachgedacht. Wobei mir auffiel, dass ich über einiges überhaupt noch nicht nachgedacht hatte.
»Und wo willst du dann arbeiten? Wenn du überhaupt arbeiten willst. Hast du nicht irgendeine riesige Erbschaft gemacht?«
»Natürlich werde ich arbeiten«, entgegnete ich indigniert. »Ich werd doch nicht aufhören zu arbeiten, nur weil ich ein bisschen Geld habe. Ich weiß nur noch nicht, wo. Aber da wird mir schon was einfallen.«
»Im Ernst? Du willst nicht abhauen und durch die Welt reisen? Oder dir einen eigenen Hubschrauber zulegen? Das würde ich machen.«
»Wenn du ein bisschen Geld geerbt hättest, würdest du dir einen Hubschrauber kaufen?«
»Nicht mit ein bisschen Geld. Aber du sollst ja Millionen geerbt haben.«
Ich lief rot an. »Aber nicht viele«, sagte ich verlegen. »Und das meiste davon hat mein Anwalt. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich damit anfangen soll.«
»Du weißt nicht, was du damit anfangen sollst?« Hugh sah mich mit großen Augen an. »Ich kann dir gerne behilflich sein. Ich bin sehr gut im Geldausgeben. Wir könnten zusammen shoppen gehen. Warst du schon mal bei Prada?«
»Nein!« Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Ich werde nicht shoppen gehen, und ich werde auch keinen Hubschrauber kaufen, okay?«
»Wie du meinst«, erwiderte Hugh ungerührt. Dann beugte er sich mit leuchtenden Augen zu mir. »Dann arbeite doch bei mir.«
Ich sah ihn zweifelnd an und wartete auf die Pointe. Aber es schien sein voller Ernst zu sein.
»Nee. So ein Quatsch«, sagte ich halbherzig.
»Das ist kein Quatsch. Scene It braucht gute Leute, und du gehörst zu den Besten. Ich hab von dem Pitch zum Projekt Handtasche gehört. Jeder andere aus der Branche auch. Wenn du zu Scene It kommst, kommt Jarvis auch mit. Du weißt doch, dass du mit dieser Kampagne Chancen für einen Preis hast, oder?«
Ich strahlte ihn an. »Meinst du wirklich?«
»Aber sicher. Stimmt es, dass du Prinzessin Beatrice für die Promotion gewonnen hast? Ich meine, das ist ein Geniestreich. Wie zum Teufel hast du das nur geschafft?«
Ich lächelte. »Oh, das war meine Kontakterin, Caroline. Sie hat Freunde in der High Society.«
»Und du warst so schlau, sie einzustellen. Jess, du wirst es ganz nach oben schaffen, und mit Scene It wirst du da ziemlich
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