Hauptsache Hochzeit
vernünftig anhört«, sagte ich, während ich klickte und doppelklickte. »Max würde mein Geld niemals anrühren. So ist er nicht.«
»Du denkst auch, er macht nicht Bumm-Bumm mitt andere Frau, aber hatt er bestimmt gemachtt«, entgegnete Ivana und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie Männer sintt man weiß nie.« Sie warf Sean einen vielsagenden Blick zu, und der verdrehte seinerseits nur die Augen.
»Scheint so«, seufzte ich, als ich auf unserer Seite angelangt war. Es fühlte sich falsch an, was ich hier machte, wie eine schreckliche Tat. Aber Max hatte schließlich auch etwas Schreckliches getan. Ich schützte nur mein Hab und Gut. In gewisser Weise hatte Ivana durchaus recht: Ich kannte Max wohl wirklich nicht so gut, wie ich glaubte. Traurig ging ich unsere Ausgaben durch: gemeinsamer Supermarkteinkauf, eine Anzahlung für das Hotel, in dem wir feiern wollten.
So viele Hoffnungen und Träume. War ich wirklich bereit zu akzeptieren, dass sie niemals Wirklichkeit werden konnten?
»Also«, sagte ich zögernd, »ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich …«
Dann brach ich ab. Als ich die Abbuchungen anschaute, hatte ich etwas entdeckt, das mir die Zornesröte ins Gesicht trieb und meinen Herzschlag beschleunigte. Eine Zahlung an Esther Short. Ich ging noch mal zurück, um mich zu versichern, dass es kein Irrtum war, aber es gab keinen Zweifel. Vor zwei Tagen waren tausend Pfund auf ihr Konto überwiesen worden. Rasch sah ich die vergangenen Wochen durch: In der Tat waren den ganzen letzten Monat über regelmäßig Beträge an sie überwiesen worden – hier zweitausend, dort dreitausend Pfund.
»Was ist?«, fragte Helen, als sie sah, wie ich schreckensbleich auf den Bildschirm starrte. »Was ist los?«
»Er bezahlt sie«, brachte ich mühsam hervor. »Er gibt ihr unser Geld.«
»Nein!« Helen schlug sich die Hand vor den Mund. »Das kann nicht sein.« Sie hockte sich auf den Boden und zog den Laptop zu sich heran. Dann legte sie mir den Arm um die Schultern. »O Gott, Jess. Das tut mir wirklich leid. So ein Dreckskerl.«
»Ach du meine Güte«, äußerte Giles, der völlig schockiert aussah. »Du liebes Bisschen. Ich hätte nie gedacht, dass …«
»Tja, wirst du wohl müssen«, erwiderte ich steif. »Ich komme mir ziemlich blöd vor, weil ich ihm so blind vertraut habe.«
Rasch transferierte ich mein Geld auf mein altes Konto, das ich noch nicht aufgelöst hatte, und klappte den
Laptop zu. Dann schaute ich Helen mit wildem Blick an. »Ich denke, wir sollten ausgehen«, sagte ich. »Kann ich mir von dir was zum Anziehen leihen?«
»Na klar«, antwortete Helen. »Alles, was du willst.«
»Nimm was richtig Schickes«, warf Giles ernsthaft ein.
»Ich will«, sagte ich, benommen vor Wut, »hochhackige Pumps. Und mich betrinken. Und das sofort.«
Kapitel 7
Zu meiner großen Enttäuschung wollte Giles nicht mitkommen. Er sagte, er hätte noch wichtige Dinge zu erledigen, aber ich hatte den Verdacht, dass ihn die Ereignisse zu sehr erschüttert hatten. Giles hatte sich seit Monaten mit Leib und Seele unserer Hochzeit gewidmet und wirkte nun völlig verstört ob der Vorstellung, dass das große Ereignis gar nicht stattfinden würde.
Wir entschieden uns für eine Bar, die brechend voll war. Das heißt, genau genommen traf Helen die Entscheidung. Wir kamen an ein paar Lokalen vorbei, die ruhig und deutlich leerer wirkten, aber Helen ließ sie links liegen. Und ich hatte nicht mal was dagegen einzuwenden. Normalerweise hätte ich mich gesträubt, ein Lokal mit Türstehern zu betreten, in dem man nur Cocktails bekam und das von einer Mischung aus Bankern und den Frauen von Fußballspielern oder den Geliebten von Finanzhaien frequentiert wurde. Ihr wisst, was ich meine. Aber heute Abend war mir so ein Ambiente grade recht. Ich wollte mich irgendwo aufhalten, wo die Musik so laut dröhnte, dass man nicht denken konnte. Ich wollte umgeben sein von Leuten, denen Beziehungen völlig schnuppe waren und denen nur daran gelegen war, zu sehen und gesehen zu werden. Und vom Barkeeper hoffentlich bemerkt zu werden, bevor der Laden dichtmachte.
»Cocktail?«, fragte Helen munter, nachdem wir uns
durch die Menschenmenge zu einer hinteren Ecke der Bar durchgedrängt hatten.
»Klar«, antwortete ich. »Was Starkes.«
»Du hast gehört, was die Dame gesagt hat«, äußerte Helen und zwinkerte dabei Mick zu, der sein Stichwort kapierte, sich nach Ivanas und Seans Wünschen erkundigte und dann den
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