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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Townley Gemma
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solches Schuhwerk? Dann verengte ich die Augen. Vielleicht war sie seit gestern Abend ja auch nicht zuhause gewesen? Wenn sie und Max nun … ich schauderte, stieg aus und verhinderte erfolgreich, dass Esther die Rechnung bezahlte. Ich war ja schließlich kein Sozialfall. Außerdem würde ich von dieser Person auch niemals etwas annehmen außer einer unterwürfigen Entschuldigung – und selbst das nur mit steinerner Miene.
    »Nein«, erwiderte ich. »Wir gehen rein.«

    Mir zitterten die Knie, als ich angestrengt auf Helens Haus zustöckelte. Esther folgte mir. Sie schien immerhin kapiert zu haben, dass ich keinen Wert auf Konversation legte. Ich hob gerade die Hand, um auf Helens Klingel zu drücken, als sie schon die Tür aufriss. Sie sah ziemlich blass aus und starrte uns mit offenem Mund an. Dann blickte sie von mir zu Esther und brachte eine Art Lächeln zuwege.
    »Hallo!«, sagte sie übertrieben munter. »Hallo!«
    »Können wir reinkommen? Sie … Esther … möchte etwas mit mir besprechen«, sagte ich steif.
    Helen nickte hastig. »Natürlich. Na klar. Ja. Nur herein.« Sie hielt uns die Tür auf, und wir marschierten ins Haus. Stumm und mit Unbehagen gingen wir die Treppen hoch, in Helens Wohnung und weiter in ihr Wohnzimmer. Dort herrschte Chaos: Auf dem Fußboden lagen überall leere Flaschen, und über den Möbeln hingen Kleider. Helen sammelte sie rasch ein und deponierte sie in einer Ecke.
    »Möchtet ihr Tee? Kaffee? Oder was Stärkeres?«
    »Tee«, antwortete ich. Esther nickte. Hier in der Wohnung machte sie nicht mehr so einen selbstsicheren Eindruck. Sie wirkte irgendwie zerbrechlich, hilfsbedürftig. Hatte Max das so attraktiv an ihr gefunden? Ich zwang mich, den Blick von ihr zu lösen.
    »Das wäre schön«, sagte sie. »Vielen Dank.«
    Wir setzten uns, und ich holte tief Luft. Ich kam mir lächerlich vor in den Klamotten vom Vorabend und mit den Make-up-Überresten von gestern im Gesicht. Ich hätte jetzt gern ein Kostüm getragen, etwas, worin ich mich stark fühlte. Aber ich kam mir klein und jämmerlich vor und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.

    »Okay«, äußerte ich schließlich.
    »Okay«, wiederholte Esther und blickte nervös um sich. Sie hob einen Finger zum Mund, ließ die Hand dann rasch sinken und lächelte verlegen. »Ich darf nicht Nägelbeißen«, sagte sie. »Schlimme Angewohnheit.«
    Ich blickte auf meine eigenen abgekauten Fingernägel. »Okay«, sagte ich wieder und zwang mich, ihr in die Augen zu schauen. »Wollen Sie mir nun sagen, seit wann diese … Affäre andauert?«
    »Affäre?« Sie blickte mich fragend an. »Nun …äm …«
    »Das ist ja wohl keine so schwierige Frage«, fuhr ich fort. Ich merkte, dass ich mich einigermaßen gut fühlte, solange ich in der Offensive war. Nur die Pausen, in denen sie mich so besorgt ansah, machten mir zu schaffen. »Seit wann schlafen Sie schon mit ihm?«
    Sie legte die Stirn in Falten und sah plötzlich viel älter aus. »Seit wann … wie lange ich schon …« Sie wirkte völlig verwirrt. »Verzeihung, aber ich verstehe das nicht. Wie ist das gemeint?«
    »Ich würde gerne wissen«, sagte ich entschieden, »wie lange Sie schon eine sexuelle Beziehung mit Max haben. Ich möchte wissen, wie Sie nachts noch schlafen können, wo Sie doch wissen, dass Sie eine Affäre mit einem Mann haben, der mit mir verlobt ist.«
    »Sexuelle Beziehung?« Sie starrte mich entsetzt an. Dann schlug sie die Hand vor den Mund und begann zu zittern. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu merken, dass sie allen Ernstes lachte. Diese elende Schlampe! Dieses mistige Biest – sie fand das auch noch komisch? Wie konnte sie es wagen?
    »Ja«, antwortete ich und stand auf, weil ich merkte, dass mein Mut ins Wanken geriet und dass ich womöglich
vor Wut und Schmerz gleich in Tränen ausbrechen würde.
    Unterdessen bemühte Esther sich kopfschüttelnd, ernst zu schauen, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen. Schließlich sah sie mich mit feuchten Augen an, erhob sich ebenfalls und trat zu mir. Sie versuchte, nach meinen Händen zu greifen, aber ich zog sie weg.
    »Um Himmels willen, ich habe keine Affäre mit Max«, sagte sie. »Großer Gott, das ist ein Riesenirrtum.«
    »Aber wieso haben Sie dann mit ihm zu Abend gegessen? Wieso gibt er Ihnen Geld? Warum haben Sie ihn angerufen und sich so schockiert angehört, als ich mich als seine Verlobte vorgestellt habe?«
    Sie sah mich mit großen Augen an. »Ach herrje. Deshalb also …« Sie seufzte.

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