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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Townley Gemma
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nicht recht. Daran hatte ich eigentlich… nein, darum geht es nicht. Ich meine, ich habe mich längst daran gewöhnt, keine Mutter zu haben. Ich brauche sie nicht. Es hat mehr damit zu tun, dass… na ja, sie redet ständig über Männer. Und Sex. Und …«
    »Und dabei ist sie Ihre Mutter, und sie sollte Liebe und Sex jetzt ganz Ihnen überlassen, ist es das?« Es hörte sich an, als mache sie sich über mich lustig. Ich verzog das Gesicht.
    »Nein, natürlich nicht. Nein. Na ja, ich weiß nicht. Ich meine, sollten Mütter nicht… ach, ich hab keine Ahnung.« Ich seufzte. »Meine Großmutter war eben ganz anders. Sie war streng, und sie trug Faltenröcke.«
    »Und haben Sie Ihre Großmutter geliebt? Fehlt sie Ihnen?«
    Ich versuchte meinen Kopf zu bewegen, aber Louises Hände arbeiteten sich jetzt zu meinen Schultern vor, und ihre Arme waren im Weg.

    »Ob sie mir fehlt? Meine Großmutter? Nein.« Ich wurde rot, weil ich die Frage so schnell und kategorisch beantwortet hatte. »Ich meine«, fügte ich rasch hinzu, »Großmutter war … wir haben uns nicht besonders gut verstanden. Sie wollte mich eigentlich nicht bei sich haben, verstehen Sie.«
    »Ach so. Aber sie hat trotzdem für Sie gesorgt. Das war doch auch sehr nett von ihr.«
    Ich nickte und fühlte mich plötzlich völlig konfus. Wünschte ich mir tatsächlich, dass meine Mutter meiner Großmutter ähnlicher sein sollte? Einer Frau, die mir beigebracht hatte, niemandem zu vertrauen, die mir jeglichen Glauben an mich selbst genommen und mir bei allem, was schiefgelaufen war, gesagt hatte, ich würde immer mehr wie meine Mutter?
    »Mam hat sich entscheiden müssen zwischen mir und einem Mann. Sie hat den Mann gewählt. Ich meine, sie hat es sich dann anders überlegt, aber deshalb wuchs ich bei meiner Großmutter auf«, sagte ich. Die Worte kamen von irgendwoher, und es erstaunte mich, wie vorwurfsvoll sie klangen.
    »Und Sie selbst haben nie Fehler gemacht? Im Zusammenhang mit Männern, meine ich?«, fragte Louise sanft. »Haben Sie niemals eine Fehlentscheidung getroffen, die Sie später bereut haben?«
    Ich verzog das Gesicht, als mir plötzlich meine exzessive Nacht mit Hugh vor Augen stand. »Ich habe sogar eine ganz entsetzliche Fehlentscheidung getroffen«, flüsterte ich. »Ich habe geglaubt, mein Verlobter hätte eine Affäre … und … und …«
    »Da haben Sie ihn betrogen?«
    Ich konnte nicht antworten, nickte nur halb.

    »Verstehe. Das ergänzt das Bild.«
    »Wieso?«, fragte ich argwöhnisch.
    »Nun, wir regen uns oft über Menschen auf, die uns zu ähnlich sind. Wissen Sie, niemand sieht sich gerne selbst gespiegelt – zumindest nicht seine Schwachpunkte.«
    »Ich habe keinerlei Ähnlichkeit mit meiner Mutter«, erwiderte ich konsterniert und richtete mich auf. »Nicht die geringste. Wir könnten kaum unterschiedlicher sein. Wir sind so absolut total …«
    »Unterschiedlich. Hab schon verstanden«, sagte Louise und drückte mich sachte wieder nach unten.
    »Das stimmt wirklich. Ich würde niemals jemanden betrügen, nicht unter normalen Umständen. Meine Mutter war daran schuld. Ich dachte, er und sie … ich wusste ja nicht, dass sie meine Mutter ist.«
    »Sie haben auch einen Fehler gemacht, meinen Sie?«
    Ich zuckte verdrossen die Achseln. »Ich habe ihm nicht vertraut. Und meine Mutter tut jetzt auch noch so, als sei Flirten etwas Gutes und völlig Selbstverständliches. Ist es aber nicht. Max hat mir vertraut. Er vertraut mir. Und ich habe ihn verraten. Ich bin nicht der Mensch, für den er mich hält. Ich habe ihn gar nicht verdient…« Die Masseurin bearbeitete jetzt eingehend meine Schultern, und ich zuckte zusammen.
    »Das kann man ganz bestimmt nicht so sagen. Wir alle machen doch von Zeit zu Zeit Fehler, oder?«
    »Max nicht«, erwiderte ich leise.
    »Aber Ihre Mutter, nicht wahr? Drehen Sie sich jetzt bitte um.« Ich kam ihrer Aufforderung nach, und sie begann den oberen Rückenbereich zu massieren. Das fühlte sich höchst erstaunlich an, und ich begann zu weinen.
    »Ich bin überhaupt nicht wie meine Mutter«, flüsterte
ich unter Tränen. »Sie hat ihr einziges Kind weggegeben, damit sie sich mit reichen jungen Männern auf Partys amüsieren kann. Sie hat mich verlassen. Und mich überdies noch in dem Glauben gelassen, dass sie tot sei.«
    »Haben Sie schon einmal mit ihr darüber gesprochen?«, fragte Louise und widmete sich meinem unteren Rücken. »Haben Sie ihr gesagt, wie sich das für Sie anfühlt?«
    Ich schüttelte

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