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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Townley Gemma
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schon so lange Esther Short. Aber dann stellte sich heraus, dass sie dich die ganze Zeit beobachtet und darauf gewartet haben, ob ich wieder auftauche. Die Sache
mit dem Unfall haben sie wohl von Anfang an nicht geglaubt.«
    Ich beschloss, mich nicht näher mit dem Gedanken zu befassen, dass ich heimlich beobachtet worden war. Auch wenn mir bei der bloßen Vorstellung fast das Blut in den Adern gefror. Aber es ging schließlich wirklich nicht um mich. »Und sie haben dich also gefunden?«
    »Es ist nicht dein Problem, Jessica. Du bist in absoluter Sicherheit. Sie haben es auf mich abgesehen. Also, lass uns das Thema wechseln, ja?«
    »Ich mache mir keine Sorgen um mich , sondern um dich. Und ich will das Thema nicht wechseln.«
    »Musst du aber, Jessica«, sagte meine Mutter entschieden und ging weiter; ich folgte ihr schweigend zu den Umkleideräumen.
     
    »Ah. Da irr seitt.« Der Umkleideraum war leer bis auf Ivana, die in einem schwarzen G-String und einem BH herumstolzierte, aus dem ihre Brüste beinahe herausquollen.
    »Und, war deine Massage gut?«, fragte ich sie.
    »Pah!«, antwortete sie. »Ich irr gezeikt.«
    »Du hast was?« Ich blickte sie fragend an.
    »Sie nicht so gutt in Massasch. Ich ihr gezeikt.«
    »Du hast der Masseurin gezeigt, wie Massieren geht?« Ich schluckte. »Ivana, du weißt aber schon, dass es sich hier um eine andere Art von Massage als… ich meine, was genau hast du ihr gezeigt?«
    Ivana verdrehte die Augen. »Du denkst, ich nur kenne Sexmassasch? Nein. Ich kenne Massasch. Wie Muskeln lockern und gutt Entspannung. Sie nicht gewusst. Ich irr gezeikt.«

    Ich sah meine Mutter an; sie verkniff sich das Lachen. »Das ist ja prima«, sagte sie zu Ivana und zog ihren Bademantel aus. Ich wollte eigentlich nicht hinschauen, tat es aber dennoch, und dann konnte ich den Blick nicht mehr abwenden. Sie schaute auf, bemerkte meinen Blick und lief rot an.
    »Du hast die Narbe gesehen«, sagte sie leichthin. »Hässlich, nicht wahr?«
    Ich schüttelte verlegen den Kopf, aber ich hatte tatsächlich auf die Narbe gestarrt. Meine Mutter war groß und schlank und hatte einen grazilen, schön geformten Körper, aber über ihren Unterbauch zog sich eine tiefe Narbe. Ich verstand nicht recht, weshalb ich den Blick nicht abwenden konnte; vielleicht weil diese Verunstaltung eines anderweitig fast perfekten Körpers so verblüffend wirkte.
    »Hattest du eine Operation?«, fragte ich und zwang mich wegzuschauen.
    »Kann man so sagen«, antwortete sie und schlang ein Handtuch um sich. »Das warst du, Jess. Ein Notkaiserschnitt. Und damals machte man keine kleinen, schmalen Öffnungen. Es war eine ziemliche Quälerei, bis du endlich draußen warst.«
    »Das war ich?«
    »Ja, Liebling.« Sie begann sich anzuziehen.
    »Gott, das tut mir so leid«, sagte ich. »Ich meine, wirklich richtig leid.«
    »Das muss es aber nicht, Liebling. Ist Vergangenheit.«
    »Aber die Narbe ist so riesig«, sagte ich zaghaft.
    »Sie erinnert mich ständig daran, dass ich eine Tochter hatte. Dass ich eine Tochter habe «, sagte sie und biss sich auf die Lippe. »Verstehst du? Durch die Narbe hätte
ich dich nicht mal vergessen können, wenn ich es gewollt hätte.«
    »Wolltest du das denn?« Ich spürte, wie mir schon wieder die Tränen kamen.
    »Natürlich nicht«, antwortete sie und griff nach meiner Hand, ließ sie aber gleich wieder los. »Mit Bikinis ist allerdings Schluss«, sagte sie mit einem Achselzucken. »Aber einteilige Badeanzüge sind sowieso oft vorteilhafter.«
    »Ich tragge nur Bikinni«, sagte Ivana düster. »Deshalb ich kann auch nicht habben Kinnt. Sean verstett nicht, wass bedeuttet. Err nicht wirrt fett.«
    »Aber das, was man während der Schwangerschaft zugelegt hat, verschwindet doch auch wieder«, wandte meine Mutter ein. »Und Mutter zu sein entschädigt einen für alles. Ganz im Ernst, Ivana.«
    »Wirrklich?« Ivana blickte sie zweifelnd an. »Abberr du hast weggegebben Kinnt. Du hast nicht gewollt.«
    »Ich wollte meine Tochter sehr wohl bei mir haben«, erwiderte meine Mutter leise. »Ich konnte nur nicht für sie sorgen. Das ist ein Unterschied. Ein sehr großer sogar.«
    »Kann ich vielleicht auch nicht«, sagte Ivana unsicher. »Vielleicht mirr gefällt, vielleicht auch nicht. Vielleicht ich geh in Dusche jetzt.«
    Wir nickten beide, und Ivana verschwand.
    Ich sah meine Mutter an. »Könnte… ich dich etwas fragen?«, sagte ich vorsichtig.
    Sie nickte, sah aber leicht beunruhigt aus. »Natürlich.

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