Hauptsache Hochzeit
dir vielleicht nicht bewusst sein, aber für mich ist er auch wichtig.«
»Du hast ihn doch gerade erst kennen gelernt«, sagte ich ungläubig.
»Und wie lange hast du gebraucht, um zu merken, was dir Max bedeutet?«
Alle sahen mich an, und ich errötete. »Ich habe es, glaub ich, gleich gemerkt«, antwortete ich zögernd. »Es hat allerdings eine Weile gedauert, bis …«
»Jahre«, warf Helen ein. »Es hat Jahre gedauert, weil sie es beide nicht wahrhaben wollten. Im Ernst, wenn sie sich nicht doch entschieden hätten, wären sie wahrscheinlich beide Singles geblieben. Ich meine, kann man sich Max vorstellen, wie er jemanden anbaggert? Kann man sich Jess vorstellen, wie sie angebaggert wird?«
Helen lachte, aber dann bemerkte sie meinen Blick und zuckte fast unmerklich zusammen, während ich rot anlief.
»Was?«, fragte meine Mutter lächelnd. »Was ist?«
»Nichts«, sagte Helen rasch. »Ich meine, Jess wird wohl sehr oft angebaggert. Aber sie würde sich nie auf was einlassen. Ich meine, sie liebt Max. Sie …« Sie sah mich belämmert an, und ich schüttelte fassungslos den Kopf.
»Wisso du bist so rott?« Ivana beäugte mich misstrauisch. »Hat jemant angebaggert dich? Hast du dumm angestellt?«
»Nein!« Ich schüttelte entnervt den Kopf. »Nein. Können wir vielleicht mal das Thema wechseln?«
»Hat jemand meine Tochter angebaggert?« Meine Mutter grinste immer noch, als handle es sich um einen guten Scherz. »Gibt es da irgendwas, was ich wissen sollte, Jess?« Sie betrachtete mich mit Verschwörermiene.
»Nö. Nichts«, antwortete ich leichthin.
»Du wirkst aber angespannt, Jess. Ich finde, wir sollten darüber reden. Wir sind doch alle Freundinnen, oder, Mädels?« Meine Mutter blickte auffordernd in die Runde.
»Ich bin nicht angespannt«, sagte ich angespannt. »Und es gibt nichts zu bereden.«
»Ich bin hunkrich«, verkündete Ivana. »Ich finde, wirr zuerrst bestellen, dann das besprrechen, ja?«
Ich holte tief Luft. »Wie gesagt: es gibt nichts zu besprechen. Aber du hast recht: lass uns bestellen.«
Wir studierten alle schweigend die Speisekarte und teilten der Kellnerin dann unsere Wünsche mit.
»Es würde mich natürlich nicht wundern«, ergriff meine Mutter wieder das Wort, sobald die Kellnerin außer Hörweite war, »wenn du Verehrer hättest. Das kennen wir doch alle, Mädels, nicht wahr? Es gibt schließlich nichts Aufregenderes, als jung und schön zu sein, und die Männer liegen einem zu Füßen, oder?«
Helen und Ivana zuckten die Achseln und nickten.
»Also, mich interessiert das nicht«, äußerte ich gleichmütig. »Ich liebe Max, und das genügt mir vollkommen.«
»Das wissen wir doch, Liebling«, sagte meine Mutter und verdrehte dabei leicht die Augen, was mich ziemlich auf die Palme brachte. »Aber harmloses Flirten ab und an kann doch auch nichts schaden, oder? Haben wir doch alle schon gemacht.«
Ich starrte sie aufgebracht an; meine Schuldgefühle machten mich ziemlich reizbar. » Du vielleicht«, erwiderte ich giftig. »Aber ich bin nicht wie du. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich sage, ich habe überhaupt keine Ähnlichkeit mit dir. Ich halte nicht Ausschau nach reichen Männern, die mich aushalten, und ich würde mein Kind nicht verlassen, nur damit ich weiter zu Partys gehen kann. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Meine Mutter sah ziemlich verstört aus, und ich wandte den Blick ab; jetzt war ich nicht nur auf sie, sondern auch noch auf mich selbst wütend.
»Ja«, sagte sie leise. »Du hast natürlich recht.«
»Pizza mit Huhn?«, fragte die Kellnerin, die unversehens neben uns auftauchte. »Tunfischsalat?«
»Für mich«, sagte Helen und warf mir einen raschen Blick zu. »Beides.«
»So«, sagte meine Masseurin, als ich später in meinem Behandlungsraum erschien. Das Gespräch beim Mittagessen hatte sich nach meiner beißenden Attacke auf meine Mutter nicht mehr wirklich entspannt; nicht einmal Ivanas Schilderung ihres letzten Kunden, eines russischen Oligarchen, dessen Gattin Ivana in der Kunst der Verführung unterrichten sollte, hatte die Stimmung merklich lockern können. »Sie bekommen eine Ganzkörpermassage. Gibt es bestimmte Bereiche Ihres Körpers, die besonders verspannt sind? Und Erkrankungen, von denen ich wissen sollte?«
»Verspannt?« Ich überlegte kurz. »Nein, eigentlich nicht.«
»Gut«, sagte sie. »Dann ziehen Sie sich bitte vollständig aus und legen Sie sich unter die Decke. Ich bin gleich wieder da, dann
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