Hauptsache Hochzeit
beginnen wir mit der Behandlung.«
Sie ging hinaus, und ich zog mich in Windeseile aus und verschwand dann unter der Decke.
Die Masseurin kam wieder herein. »Alles in Ordnung?«
»Alles bestens, danke.«
»Gut. Dann legen Sie sich doch bitte auf den Bauch, wir beginnen mit einer Rückenmassage.«
Ich tat, wie mir geheißen. Die Masseurin rollte die Decke auf und begann meinen Rücken zu reiben.
Was wehtat. Ich wollte es mir verkneifen, stöhnte aber unwillkürlich auf.
»Hmmm«, machte die Masseurin. »Sie sind ziemlich verspannt. Versuchen Sie einfach mal, Ihre Muskeln locker zu lassen.«
Ich bemühte mich.
»Gut, und noch ein bisschen mehr?«
Ich versuchte es noch einmal. »Ist das noch nicht entspannt genug?«, fragte ich und verdrehte den Kopf, um die Masseurin anschauen zu können. Sie schüttelte den Kopf.
»Es fühlt sich an, als sei jeder einzelne Muskel Ihres Körpers verhärtet«, erklärte sie. »Der Rücken ist völlig starr. Stehen Sie in letzter Zeit sehr unter Druck? Macht Ihnen etwas Sorgen? Möchten Sie vielleicht darüber sprechen? Manchmal ist Reden sehr entspannend, wissen Sie.«
»Nein«, antwortete ich brüsk. »Nicht dass ich wüsste.«
»Nun gut«, erwiderte die Masseurin zweifelnd. »Dann beginne ich einfach mal mit den Beinen und arbeite mich von da aus nach oben. Wie hört sich das an?«
»Prima«, sagte ich. »Machen Sie es ruhig so.«
Sie zog die Decke wieder über meinen Rücken und legte stattdessen mein rechtes Bein frei. Dann begann sie, mit langsamen, sanften Bewegungen meine Wade zu massieren.
»Au! Au. O nein. Tut mir leid …« Ich zog mein Bein weg, das fürchterlich wehtat. Die Masseurin betrachtete mich besorgt.
»Sie sind wirklich ganz enorm angespannt«, sagte sie ruhig. »Und Sie meinen tatsächlich, dass Sie keine größeren Probleme haben?«
»Probleme?« Ich drehte mich auf den Rücken, zog die Knie an die Brust und deckte mich zu. »Warum sollte ich Probleme haben?« Ich starrte sie trotzig an.
»Vielleicht haben Sie ja wirklich keine«, erwiderte sie besänftigend. »Wissen Sie was? Legen Sie sich doch einfach
wieder hin. Ich massiere Ihren Kopf. Was halten Sie davon?«
»Okay«, antwortete ich zögernd und blickte auf das Namensschild an ihrem Kittel. »Aber ich habe wirklich keine Probleme. Louise.«
»Natürlich«, sagte Louise, verrieb etwas Öl zwischen ihren Händen und legte sie mir auf die Stirn. Ich schloss die Augen, und sie begann meine Schläfen zu massieren. Das tat zwar auch weh, aber wenigstens nicht so infernalisch wie die vorausgegangenen Massageversuche.
»Ich meine, ich heirate demnächst. Es könnte sein, dass ich deshalb ein bisschen angestrengt bin«, sagte ich.
»Ah«, erwiderte Louise. »Das erklärt es sicher. Zu viel zu tun. Zu viel zu organisieren.«
»Ja, genau«, sagte ich und dachte plötzlich an Giles, mit dem ich nicht mehr gesprochen hatte, seit er mir geholfen hatte, Max auszuspionieren. »Wirklich viel. Und na ja, ein paar andere Sachen gibt es auch noch.«
»Ah ja«, murmelte Louise beruhigend. »Was denn zum Beispiel?«
»Ach, eigentlich doch nichts«, antwortete ich. Ich war noch nie zuvor auf die Idee gekommen, dass es in meinem Kopf Muskeln gab, und hatte auch nie kapiert, weshalb jemand Geld für eine Kopfmassage ausgeben sollte. Dennoch wollte ich dieser Frau nichts erzählen. Das wäre nicht mein Stil gewesen. Alles für mich behalten und im Alleingang damit fertigwerden – das erachtete ich als die einzig akzeptable Form, mit seinen Problemen umzugehen. Ich hielt weniger als nichts von diesen albernen Leuten, die jedem vom Friseur bis zur Verkäuferin von ihren Schwierigkeiten erzählten.
»Meine Mutter«, platzte ich dann aber unvermittelt
heraus. »Ich hatte sie für tot gehalten, aber sie war die ganze Zeit am Leben. Und sie ist überhaupt nicht so, wie ich das von einer Mutter erwartet hätte.«
»Sie haben also Ihre Mutter wiederbekommen«, sagte Louise. »Das muss doch wunderbar sein.«
»Ist es auch«, erwiderte ich unsicher. »Ich meine, natürlich ist es das. Aber sie … na ja, sie hat keinerlei Ähnlichkeit mit mir. Ich meine, sie ist so der glamouröse aufgedonnerte Typ Frau, der ständig am Flirten ist …«
»Und Sie wollen sie lieber mehr für sich allein haben, oder?«, fragte Louise, während ihre Hände sich langsam zu meinem Nacken fortbewegten und dort ein wenig Druck ausübten, worauf ich leicht zusammenzuckte.
»Für mich allein?«, ich runzelte die Stirn. »Ich weiß
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