Hauptsache Hochzeit
an«, sagte Hugh herablassend. »Du könntest zum Beispiel für mich arbeiten. Scene It ist eine super Agentur. Bei uns werden Leute
auch befördert, ohne dass sie dafür den Chef heiraten müssen.«
Ich starrte ihn wortlos an. »Du Scheißkerl«, sagte ich schließlich und wich zurück. »Für dich mag das ein Spiel sein. Für mich ist es keins. Ich werde Chester sagen, dass ich die undichte Stelle gewesen bin. Ich sorge dafür, dass er sieht, wie du tickst. Dann kündige ich bei Milton, und Chester wird dich und deine Scheißagentur fallenlassen. Woraufhin du als die erbärmliche Niete dastehen wirst, die du tatsächlich bist.«
Hugh lächelte. »Du hast dir das alles schon ganz genau überlegt, wie?«
»Ja«, antwortete ich eisig.
»Schön für dich. Du willst Max also erzählen, dass du mit mir geschlafen hast, und Chester willst du sagen, dass du mir von der Übernahme erzählt hast. Worauf Max eine Haftstrafe abkriegt, weil er geheime Firmeninformationen ausgeplaudert hat, was Milton Advertising dann den Todesstoß versetzt. Super Plan, Jess. Erste Sahne.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Ich habe also wirklich mit dir geschlafen?«
»Nun bin ich aber gekränkt«, sagte Hugh mit gespielt beleidigter Miene. »Du kannst dich nicht erinnern? Nun, ich werd’s schon verkraften. Max dagegen wohl eher nicht. Er hat einen Kunden verloren, Jess. Das ist noch keine Tragödie. Aber ich würde lieber noch mal gründlich nachdenken, Jess, bevor du ihm alles andere auch noch wegnimmst.«
Ich schluckte. »Ich habe dich wohl unterschätzt«, sagte ich tonlos. »Du bist keine erbärmliche Niete. Du bist ein widerwärtiger, hinterhältiger, gemeiner Dreckskerl.«
Hugh grinste. »Du schmeichelst mir«, sagte er und bewegte
sich Richtung Aufzug. Er drückte den Knopf, und als die Türen aufgingen, rief er mir noch zu: »Nicht bitter sein, Jess, das steht dir nicht. Davon kriegt man Falten.«
Und damit verschwand er im Fahrstuhl.
Kapitel 17
Sobald ich das Gebäude verlassen hatte, rief ich Helen an. Mir war schwindlig, und ich rang um Luft und fürchtete, eine Panikattacke zu kriegen. Vermutlich hatte ich sie sogar schon. Und wie Helen nun mal war, rief sie gleich noch Ivana und Giles an und gab die Parole aus, dass wir uns alle in zwanzig Minuten in einem Café um die Ecke treffen sollten. Da saß ich dann, wartete auf die anderen und starrte ins Leere, während meine Gedanken sich im Kreis drehten, bis mir beinahe übel wurde.
»Es sieht also so aus«, schloss ich, als alle sich eingefunden hatten und ich die Geschichte losgeworden war, »wenn ich Chester die Wahrheit sage, kann er Max verklagen, weil er geheime Informationen an die Presse gegeben hat, und Max wird hinter die Geschichte mit mir und Hugh kommen. Aber wenn ich es ihm nicht sage, geht Milton Advertising den Bach runter, und ich werde mich dafür hassen bis in alle Ewigkeit.«
Alle saßen eine Weile stumm da, vor Kälte zitternd, weil Ivana unbedingt rauchen musste und wir uns deshalb geschlossen auf die »Gartenterrasse« des Cafés verzogen hatten, wo ein Plastiktisch und diverse bedenklich wacklige Stühle standen.
»Du bumm-bumm mit disserr Mann?«, fragte Ivana schließlich und stieß eine Rauchwolke aus.
Ich zuckte hilflos die Achseln. »Vermutlich schon. Ich meine, ich kann mich nicht daran erinnern, aber …«
»Du nicht errinnern an bumm-bumm? Dass nicht gutt«, kommentierte Ivana. »Dass dir muss Sorrgen machen.«
Ich seufzte. »Ich möchte mich eigentlich gar nicht erinnern müssen. Ich wünschte, es wäre nie dazu gekommen. Und ich kann es auch einfach nicht fassen. Das sieht mir gar nicht ähnlich. Es ist so …« Tränen stiegen mir in die Augen. »Ich hasse mich«, würgte ich mühsam hervor. »Ich hasse mich sogar dafür, dass ich hier selbstmitleidig rumsitze, anstatt irgendwas zu tun.«
Helen zog die Augenbrauen hoch und beugte sich vor. »Okay«, sagte sie. »Okay, denken wir das mal durch. Da haben wir also Max.« Sie griff nach meiner kalten Teetasse und stellte sie in die Mitte des Tisches.
»Das soll Max sein?«, fragte Giles.
Helen nickte. »Also, hier ist Max. Dann haben wir dich, Chester und Hugh.« Sie brachte Giles’ Apfelsaftglas, ihre Milchkaffeetasse und Ivanas Espresso in Position.
Ich blickte Helen erwartungsvoll an. »Ja? Und nun?«
Sie starrte angestrengt auf die Gefäße und stieß dann einen tiefen Seufzer aus. »Ach, was weiß ich. Meinst du, deine Mutter könnte vielleicht hilfreich sein? Sie
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