Haus der bösen Lust (German Edition)
einen großen Gefallen tun. Sie müssen in mein Zimmer gehen und mir meinen Koffer und meinen Laptop holen. Ich muss sofort auschecken.«
Jiff sackte auf der Bank noch weiter zusammen. »Scheiße, Mr. Collier, ich hoff’, sie reisen nich’ wegen dem ab, was passiert is’ ...« Dann jedoch sprach er nicht weiter.
»Was vergangene Nacht passiert ist?«, hakte Collier nach. »Im ... Zimmer Ihrer Mutter?«
Jiff senkte den Blick.
»Was genau ist eigentlich passiert, Jiff? Waren das wirklich wir? Oder war es das Haus?«
Jiff schaute auf. »Es war’s Haus, das irgendwas mit uns gemacht hat. Ich schätz’, so könnt’ man’s sagen. Scheiße. Und deshalb wollen Sie nich’ wieder rein, was?«
»Genau, Jiff.«
»Oh, aber jetzt is’ es wieder in Ordnung. Passiert nich’ oft, nur hin und wieder – die Träume und was man hört und sieht oder zu sehen glaubt . Und was man macht. Aber Ma sagt, das Haus durchläuft so was wie Zyklen. Is’ schon seit dem Krieg so.«
Für Collier änderte das nichts.
»Ma sagt außerdem, dass bestimmte Menschen den Zyklus auslösen, aber das hab ich nie richtig kapiert.«
Bestimmte Menschen , dachte Collier.
Doch auch das änderte für ihn nichts. »Ich glaube, ich bleibe trotzdem lieber hier draußen.«
»Alles klar, Mr. Collier.« Jiff raffte sich auf und nahm den Fünfzig-Dollar-Schein. »Ich bin mit Ihrem Zeug gleich wieder da.«
»Oh, und könnten Sie Ihrer Mutter sagen, sie soll meine Rechnung vorbereiten?«, fragte Collier. »Meine Karte hat sie bereits durchgezogen.«
»Wird gemacht.«
Collier machte einen tiefen Atemzug.
Als er die dicke Eiche im Vorgarten betrachtete, lächelte er. Der Baum sah genau wie jeder andere aus.
Ein Mann mit längerem blondem Haar – offenkundig gefärbt – kam mit einem kleinen Koffer den Weg herauf. Er winkte Collier zu.
»Was bin ich froh, dass ich dich gefunden habe, Justin. Verdammt, was ist eigentlich los?«
Collier traute seinen Augen nicht. Diese gefärbten Haare und die künstliche Sonnenbräune hätte er überall erkannt. »Sammy?«
Der Mann trat in einem kitschigen Hawaiihemd, blauen Jeans mit gestärkter Bügelfalte und Krokodillederstiefeln vor ihn hin. »Mann, ich hasse diese Sechs-Stunden-Flüge. Und dann erst die Fahrt hierher – was für eine Tortur.«
Was um alles in der Welt macht DER hier?, fragte sich Collier.
»Und herzlichen Glückwunsch dazu, dass du mir den dritten Platz weggeschnappt hast ... Pisser.« Savannah Sammy lächelte mit gebleichten Zähnen. Die beiden Männer schüttelten einander die Hand.
»Sammy, warum bist du hier?«
»Weil du hier bist, und den Grund dafür kann ich nicht mal ansatzweise erahnen. Prentor hat mir erzählt, du hättest ihm eine verrückte Mitteilung auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen. Er meinte, du würdest die Sendung nicht weitermachen. Dann hat er fünfzigmal versucht, dich zurückzurufen, aber er sagt, du bist nie rangegangen.«
Scheiße. Das Unwetter letzte Nacht ... Und Colliers Telefon lag oben. Wahrscheinlich sind inzwischen fünfzig aufgeregte Nachrichten drauf.
Sammy verengte die Augen. »Sag mir, dass es ein Scherz war, Justin. Deine Quoten sind sprunghaft gestiegen. Man lehnt eine Vertragserneuerung nicht ab, wenn man mit seiner Sendung auf den dritten Platz hochschießt.«
»Es ist kein Scherz«, beteuerte Collier. »Ich werde den Vertrag nicht unterschreiben.«
Sammy lächelte. »Schon klar, kapiert. Du pokerst um mehr – cool. Deshalb bin ich hier, Mann. Prentor hat mich geschickt, um dich zu überreden, zurückzukommen. Ich weiß, wie es läuft – das erste Angebot nimmt man nicht an. Aber ich bin bereit, es nachzubessern, und zwar um ...«
Belustigt schüttelte Collier den Kopf. »Ich pokere nicht, Sammy. Ich will die Sendung nicht mehr machen.«
Sammy runzelte die sonnengebräunte Stirn. »Hat dir ein anderer Sender ein Angebot gemacht? Wir sind bereit, gegenzubieten.«
»Du hörst mir nicht zu. Ich komme nicht zurück. Ich fühle mich ausgebrannt. Ich hab die Schnauze voll vom Fernsehen ...«
Savannah Sammy schien drauf und dran zu sein, Collier an die Kehle zu springen. »Justin! Du bist gerade erst zum attraktivsten Mann bei Food Network TV gewählt worden! Davor läuft man nicht einfach weg!«
»Ich schon.« Collier zwinkerte. »Aber sieh’s mal positiv. Wenn ich weg bin, bist du wieder die Nummer drei, gleich hinter Emeril und ... wie heißt die andere noch?«
Sammys Haarspray fing an, klein beizugeben. »Du hast gerade den
Weitere Kostenlose Bücher