Haus der bösen Lust (German Edition)
säuselnden Tonfall.
»Kommen Sie herein, Sir, und erweisen Sie einer Dame einen Gefallen ...«
Die Tür schwang auf und offenbarte eine schwarze Leere. Der Gestank vervierfachte sich und fuhr Collier so heftig ins Gesicht, dass er beinahe rückwärts getaumelt und über das Geländer gekippt wäre, nach wie vor mit Dominique auf der Schulter.
Als er glaubte, eine wohlgeformte nackte Gestalt auszumachen, die aus dem Zimmer trat, wankte er weg.
Blindlings ergriff Collier die Flucht wie jemand, der durch Schlamm watet. Um ein Haar wäre er die Treppe hinuntergefallen, was ihn vermutlich nicht weiter gestört hätte, weil er so schneller unten gewesen wäre. Der Gestank folgte ihm, als würde er ihn regelrecht jagen.
Nur noch ein paar Meter!, brüllte ihm sein Verstand zu, als die Tür zum Vorraum aus der Düsternis auftauchte.
»Aber Sir«, erklang eine heisere Männerstimme. »Warum haben Sie Ihren Scheck nicht unterschrieben? Sie müssen wissen, dass ohne ihre Unterschrift kein Bargeld ausgezahlt werden kann ...«
Der dürre Mann, der an dem Schreibtisch saß und einen merkwürdigen roten Hut trug, sah beunruhigt aus.
Eine Goldnase blitzte auf.
Collier benutzte den Kopf, um die Tür zum Vorraum aufzustoßen, dann stürmte er durch die nächste Tür und taumelte hinaus in die Nacht.
Bevor sich die Tür hinter ihm schließen konnte, lockte ihn die laszive Frauenstimme noch ein weiteres Mal.
»Es war ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Collier. Ich hoffe, Sie kommen sehr bald wieder ...«
Collier hob Dominique ins Auto und fuhr los, das Haus hinter sich lassend. Im Innenspiegel glaubte er, flüchtig vier Gestalten zwischen den Säulen der Veranda zu erkennen, zwei davon klein, die anderen beiden größer.
Die Geräusche eines bellenden Hundes verhallten, als er davonraste.
Er parkte vor dem Restaurant. Die Stadt präsentierte sich dunkel und still.
Alles schien normal zu sein.
Dominique murmelte etwas in ihrer Bewusstlosigkeit, dann rollte sie sich auf dem Sitz zusammen, ohne aufzuwachen.
Ein letzter stummer Blitz kennzeichnete das Ende des Sturms. Colliers Adrenalinrausch ließ endlich nach. Dankbar fiel er in schwarzen, traumlosen Schlaf.
Kapitel 14
I
Collier erwachte durch grellen Sonnenschein und ein eindringliches Klopfgeräusch.
Huch. Was ...
Ein stirnrunzelnder Mann in Polizeiuniform klopfte an die Scheibe. Collier kurbelte sie herunter und schirmte mit der Hand die Augen ab.
»Oh, Sie sind das, Mr. Collier«, sagte der Beamte. »Ich habe gehört, dass Sie in der Stadt sind. Ich bin Sheriff Legerski. Hier ist Ihr Strafzettel.«
Collier versuchte, seine Benommenheit abzuschütteln. »Strafzettel wofür?«
»Nicht einmal große Fernsehstars dürfen widerrechtlich parken.« Der Sheriff zeigte auf das Schild gleich neben Colliers limonen-grünem Kotflügel. Parken verboten von 09:00 bis 17:00 Uhr .
Collier betrachtete den Strafzettel. »Einhundert Dollar?«
»Normalerweise sind es fünfundzwanzig, aber Sie bekommen den Prominententarif.« Der Sheriff lachte ausgelassen. »War bloß ein Scherz. Aber so ist es nun mal, Mr. Collier.«
Herrgott . Collier unterschrieb mit einem ihm gereichten Stift.
»Zahlen Sie die hundert Dollar, wann immer es Ihnen passt, per Scheck, Überweisung ... Oder wissen Sie was? Sie können mir auch fünfundzwanzig bar auf die Kralle geben, wenn Ihnen das lieber ist.«
Collier gab dem Mann das Geld. Sein Kopf schmerzte von der grellen Sonne.
»Danke. Sagen Sie, ist das da drin Ms. Cusher?«
»Äh ... ja.«
Der Sheriff zwinkerte. »Ich stell schon keine Fragen.« Damit zerriss er den Strafzettel. »Übrigens, ich liebe Ihre Sendung! Schönen Tag noch, wünsche ich. Oh, und fahren Sie den Wagen weg, ja? Und vielleicht sollten sie ihn umlackieren lassen. Mit einer etwas ... männlicheren Farbe.«
Collier lenkte das Auto einige Meter weiter zu einem anderen Schild, auf dem stand: Parken ganztägig erlaubt . Neben ihm erwachte Dominique.
Blinzelnd sah sie sich um. »Was ...«
»Guten Morgen.«
Sie wirkte ungläubig, als ihre Hände durch das Fahrzeug tasteten. »Was mache ich in diesem schrägen Auto? Und – wie spät ist es?«
»Viertel nach zehn.«
»Verdammt!« Sie wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Ich hätte um zehn aufsperren sollen! Wie konntest du mich so lange schlafen lassen?« Ein verärgerter Blick zur Eingangstür des Restaurants offenbarte mehrere Mitarbeiter, die zu ihnen herübergrinsten. »Verdammt!«
Schmunzelnd
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