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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Aber ich denke, wir alle haben gesehen, woran Clyntahn glaubt, bestenfalls nämlich an seine eigene Macht – schlimmstenfalls jedoch an ein unfassbar entsetzliches Zerrbild Gottes! Was auch immer es nun sein mag, er ist bereit, alles nur Erdenkliche zu tun, um seine Ziele zu erreichen!«
    »Auch das ist richtig«, seufzte Waignair. »Aber das lässt uns nicht viel Spielraum, um all jenen Trost zu spenden, die verängstigt und verwirrt sind. Wir können sie nur dazu anhalten zu beten, auf Gott zu vertrauen und sich an die Pflicht aller guten und gottesfürchtigen Menschen zu erinnern, immer und überall dem Bösen zu widerstehen, hinter welcher Maske auch immer es sich verbirgt ... selbst hinter dem Orange einer Vikarssoutane. Ein schwacher Trost, ja. Vor allem für die, die nicht wissen, welches Schicksal jenen beschieden war, die sie von Herzen lieben ... wie Pater Paityr.«
    Über den Tisch hinweg galt sein betrübter Blick der Kaiserin. Sharleyan nickte voller Verständnis. Sie wusste, wie entsetzlich versucht Waignair sein musste, Paityr Wylsynn zu versichern, seine Stiefmutter und seine Geschwister seien entkommen. Es erfüllte Sharleyan mit beachtlicher Ehrfurcht, dass der junge Intendant es fertigbrachte, nach wie vor seine Pflichten zu erfüllen, auch nachdem er erfahren hatte, dass sein Vater und sein Onkel den Tod gefunden hatten ... und er nicht das Geringste über das Schicksal seiner restlichen Familie wusste. Sharleyan wusste auch, wie sehr Waignair – und auch jeder andere, der jemals mit dem jungen Schueleriten zusammengearbeitet hatte – ihn respektierte und bewunderte, ja, sogar liebte. Mitansehen zu müssen, wie er mit Trauer und Furcht umging, wäre unter allen Umständen schon schwer gewesen. Doch ihn das alles durchleiden zu sehen, wenn Waignair ihm doch hätte sagen können, dass der Rest seiner Familie schon bald zu ihm nach Tellesberg kommen würde, machte alles noch viel schwerer.
    Aber in zwei oder drei Fünftagen werden sie hier sein , rief Sharleyan sich ins Gedächtnis zurück. Ihr Schiff hat den Amboss schon halb durchquert. Dann hat Wylsynn endlich Gewissheit. Gott segne ihn ... und seine Familie!
    »Ich weiß genau, was Sie meinen, Hainryk«, sagte Sharleyan dann und blickte dem Bischof fest in die dunklen Augen. »Ich bin ganz Ihrer Meinung. Ich wünschte, es gäbe einen Weg, Trost für diese Ängste und Sorgen zu finden.«
    »Wenn Ihr mir vergeben wollt, Eure Durchlaucht«, ergriff Gray Harbor leise das Wort. »Ich meine, genau das werdet Ihr schon bald für sehr viele Eurer Untertanen tun.«
    Fragend hob Sharleyan eine Augenbraue und blickte den Ersten Ratgeber von Charis an. Yowance’ Blick zuckte zum Bischof hinüber.
    »Sie hatten um Verzeihung gebeten, dieses Thema angeschnitten zu haben, Hainryk. Aber in Wahrheit ist es vielleicht gar nicht so schlecht, uns alle noch einmal daran zu erinnern, was in Zion geschehen ist. Wir hier im Alten Charis, ja, überall im Kaiserreich sollten begreifen, wie gesegnet wir doch sind. Wenigstens wissen wir genau, wofür wir kämpfen – dass Gott uns die Gelegenheit gegeben hat, einem Schlächter wie Clyntahn das Handwerk zu legen! Wie oft haben Männer und Frauen schon die Möglichkeit, einen Beitrag dazu zu leisten, die Welt zum Besseren zu ändern? Ich glaube, unserem ganzen Volk, selbst den gerade erwähnten verängstigten und verwirrten Seelen, die Trost suchen, ist das tief in ihren Herzen bewusst. Und deswegen, Eure Durchlaucht«, er wandte sich wieder Sharleyan zu, »ist Euer Kind ihnen allen so wichtig. Weil sie Euch und Cayleb wirklich und aufrichtig lieben. Ja, das und weil dieses Kind mehr bedeutet, als die kaiserliche Erbfolge zu sichern. Dieses Kind ist zugleich das lebende Symbol des Kampfes, den auszutragen dieses Kaiserreich überhaupt erst begründet wurde!«

.IV.
    HMS Chihiro , Gorath Bay, Königreich Dohlar
    Graf Thirsk wandte sich vom Heckfenster ab, als Lieutenant Bahrdailahn die Besucher in die große Kajüte der Chihiro führte.
    »Meine Herren«, begrüßte der Graf sie leise.
    »Mein Lord«, antwortete Caitahno Raisahndo als ranghöchster Offizier für alle vier Besucher.
    »Bitte ...«, Thirsk deutete auf die vier Sessel, die vor dem Schreibtisch aufgestellt waren, »nehmen Sie doch Platz!«
    Sie gehorchten dem höflich formulierten Befehl. Graf Thirsk hingegen blieb noch einen Moment lang stehen und blickte sie nachdenklich an. Erst dann durchquerte er die Kajüte und setzte sich hinter seinen

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