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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Chelm Bay. Die Sonne war hinter den Hügeln der Fundinsel versunken. Die Schatten erstreckten sich jetzt weit in die Bucht hinein und verwandelten die Meeresoberfläche in Tinte. Doch die obersten Rahen der Squall und der Shield glommen golden in den letzten Sonnenstrahlen, die es noch über die Kuppen der Fundinsel schafften.
    Bei HMS Dart war das anders. Dieses Schiff hatte keine Rahen mehr.
    Reparaturmannschaften arbeiteten rund um die Uhr auf Captain Pawals Schiff. Sie hatten bereits einen neuen Besanmast und eine neue Großstenge aufgerichtet. Angesichts des Einfallsreichtums und des Geschicks charisianischer Matrosen war Manthyr zuversichtlich, sie würden auch den Schaden an der Takelage beheben, bevor Thirsk auf die jüngsten Geschehnisse reagieren konnte.
    Und was wird er tun? Genau, ein leistungsstärkeres Geschwader ausschicken! Manthyr schüttelte den Kopf. Und bevor das geschieht, sollte ich noch einmal darüber nachdenken, wie kampfstark Dohlar mittlerweile ist.
    Sein Blick fiel auf die vierte Galeone, die in der kleinen Bucht vor Anker lag. Die Reparaturen an der Prinz von Dohlar waren tatsächlich schneller vorangegangen und auch deutlich leichter gewesen als erwartet. Sie war schon fast wieder seetüchtig. Manthyr war in vielerlei Hinsicht dankbar, sie hier zu haben. Ihre Geschütze konnten es nicht mit charisianischen aufnehmen, richtig, und die einzigen Kugeln mit passendem Kaliber waren die, die sich noch in ihrer Munitionskammer befanden. Trotzdem sah Manthyr in diesem Schiff eine willkommene Ergänzung zu seiner Gesamtkampfstärke. Dass sie überhaupt hatte erbeutet werden können, war ein Beweis dafür, was Manthyrs Offiziere und Besatzungen selbst dann erreichen konnten, wenn sie drei zu fünf in der Unterzahl waren.
    Gleiches galt für die Verluste, die Captain Stywyrt der dohlaranischen Besatzung des aufgebrachten Schiffes beigebracht hatte: immerhin fünfzig Prozent.
    Düster verzog Manthyr das Gesicht, als ihn das daran erinnerte, wie seine eigenen Verluste ausgefallen waren ... und warum seine Freude, eine feindliche Galeone erbeutet zu haben, nicht ganz ungetrübt war. Sein Blick zuckte wieder zur Dart hinüber, und die Falten auf seiner Stirn wurden noch tiefer.
    Vierundachtzig Mann von Pawals Besatzung waren während der Schlacht gefallen oder verwundet worden. An Bord der Squall hatte es lediglich drei Verwundete gegeben. Die Shield hatte zweiunddreißig Todesopfer zu beklagen. Insgesamt waren hundertneunzehn Matrosen und Marines derzeit kampfunfähig, einundsiebzig waren tot. Außerdem würde wahrscheinlich mindestens ein Drittel der Verwundeten dauerhaft dienstuntauglich sein oder sehr lange für die Genesung brauchen. Doch das Entscheidende war, dass diese Verluste ein Drittel der Besatzung einer ganzen Galeone ausmachten. Manthyrs Möglichkeiten, Ersatz oder Verstärkung zu finden, waren nun einmal eingeschränkt.
    Sehr eingeschränkt.
    Der Admiral verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich missmutig gegen den Fensterrahmen, während er über diese unschöne Tatsache nachdachte.
    Natürlich hatte er mit Verlusten gerechnet. Selbst an Bord eines charisianischen Schiffes konnte man verwundet werden oder gar den Tod finden. Man konnte aus den Wanten stürzen; bei Schießübungen gab es hin und wieder Unfälle; die zahllosen schweren Objekte an Bord eines Kriegsschiffs konnten einem eine Hand oder einen Fuß zerquetschen ...
    Anders als bei vielen anderen Flotten, spielte Trunkenheit bei der ICN nur selten eine Rolle. Bei anderen Flotten – Manthyr dachte da vor allem an die Imperial Harchongese Navy – wurde täglich Rum an die Mannschaft ausgeschenkt. Die Männer freuten sich auf ihre tägliche Ration, um der Langeweile, der Schinderei und dem (vor allem an Bord harchongesischer Schiffe) quälenden Alltagsleben zu entkommen. Ein beachtlicher Teil der Matrosen verbrachte viel Zeit in einem alkoholinduzierten Dämmerzustand.
    Manthyr selbst war von Natur aus enthaltsam. Dennoch hatte er nichts gegen Alkohol einzuwenden. Er missgönnte den Männern auch keine der kleinen Freuden, wo immer sie sie finden mochten. Doch schon seit über einhundert Jahren vertrat die Charisian Navy die Ansicht, Trunkenheit im Dienst sei gänzlich inakzeptabel. Das war eines der wenigen Vergehen, auf die immer noch die Prügelstrafe stand – für Mannschaften. Ein Offizier, der sich dessen schuldig machte, verlor sofort sein Patent. Glücklicherweise waren die Alltagsbedingungen an Bord

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