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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Cahnyr darüber, was den geheimnisvollen Briefschreiber dazu bewogen hatte, diesen abgelegenen Stolleneingang eines längst aufgelassenen Bergwerks als Treffpunkt auszuwählen. Gut, der Ort war durchaus mit Bedacht gewählt: eine bescheidene Poststation irgendwo in der tiefsten Provinz, zudem an der Kreuzung zweier unbedeutender, unbefestigter Bergsträßchen (eher Pfade als Straßen), die einander nur wie zum Gruß zunickten und sich sogleich wieder trennten. Obendrein war die Straßenführung verschlungen. Daher bevorzugten die meisten Reisenden die Hauptstraße, die dem Hauptmassiv der Tairys-Kette auswich. Auch wenn diese Verbindung länger war, führte sie doch durch ein Gebiet, das in der Provinz Gletscherherz als ›Niederung‹ durchging.
    Einer der beiden Bergwege führte in südwestliche Richtung, zu den südlichen Ausläufern der Tairys-Kette und der Stadt Bergsee am Ufer des Gletschersees. Er wurde im Winter so gut wie gar nicht genutzt.
    Im Winter dürfte in der Poststation sowieso nicht viel los sein. Die Eigentümer wären gewiss hocherfreut, überhaupt einen Gast aufzunehmen. Aber die Abgelegenheit der Station garantierte, dass niemand von dem Fremden erführe, bis das kleine Zeitfenster, das der geheimnisvolle Briefschreiber ausgewählt hatte, schon lange verstrichen wäre. Darüber hinaus lag besagte Station, vom Erzbischöflichen Palast aus betrachtet, nicht gerade günstig. Tatsächlich war sie von Tairys beinahe achtzig Meilen entfernt – Luftlinie. Reiste man über Land, musste man fast dreihundert Meilen zurücklegen. Selbst vom Gipfelhaus, hätte es eine Straße gegeben, hätte Cahnyr bis zur Wegkreuzung immer noch fast fünfundvierzig Meilen weit marschieren müssen – mitten im tiefsten Winter, durch unwegsames Berggelände. Dank der aufgegebenen Kohlenstollen würden Tohmys und er allerdings kaum mehr als fünfzehn Meilen von ihrem Ziel entfernt wieder ans Tageslicht kommen. Nur: das konnte der geheimnisvolle Briefschreiber, der wahrscheinlich aus Zion stammte, wohl kaum wissen. Vom fernen Zion aus musste die Wegkreuzung zweifellos der am ungünstigsten gelegene der drei möglichen Treffpunkte sein, die der Briefschreiber vorgeschlagen hatte. Der Erzbischof vermutete, eigentlich habe die Poststation nur Erwähnung gefunden, sollten alle anderen Treffpunkte für Cahnyr gänzlich unerreichbar sein. Er hielt es daher für beliebig unwahrscheinlich, dass jemand damit rechnete, Cahnyr könne die Poststation überhaupt erreichen.
    Wir sind also hier , dachte Cahnyr und tastete sich in der Dunkelheit vorsichtig weiter vor. Aber ich weiß immer noch nicht, wie ich es anstellen soll, Kontakt aufzunehmen. Soll ich einfach in die Poststation hineinspazieren? Ich bin ja nun nicht gerade die unbekannteste Person in ganz Gletscherherz! Ich kann natürlich immer noch darauf hoffen, dass mich hier, so weit von Tairys entfernt, niemand erkennt. Aber irgendwie scheint es mir nicht sonderlich ratsam, mich darauf zu verlassen . Tja, wie könnte ich also möglichst diskret ...
    Mitten im Gedanken brach Cahnyr ab und erstarrte. Seine Augen, die sich schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten, weiteten sich plötzlich. Licht! Da vorne war Licht , und ...
    »Eigentlich, Eure Eminenz«, sagte eine Stimme vor ihm, »hatte ich schon gestern Abend mit Euch gerechnet.«
    Cahnyrs Augen wurden noch größer. Das konnte doch nicht sein!
    »Gharth?!« , hörte er sich selbst heiser ausstoßen.
    »Nun ja«, antwortete sein Sekretär und trat, in der Hand ebenfalls eine Blendlaterne, um die letzte Biegung des Stollens. Er grinste über das ganze Gesicht. »Meine Verwickelung in das Ganze hat die Zustellung des Briefs doch ein wenig vereinfacht, oder nicht, Eure Eminenz?«
    »Sie sind ja völlig verrückt, Gharth!«, stellte Zhasyn Cahnyr mit sanftem, aber doch unverkennbarem Nachdruck wenige Minuten später fest. »Ich habe Gott weiß viele Jahre damit verbracht, Sie aus dem Ganzen herauszuhalten! Sie sind Familienvater – und Sahmantha ist schwanger , um Pasquales willen!«
    »Ja«, bestätigte Gharth Gorjah mit einem bemerkenswert ruhigen Nicken. »Clyntahn hätte sich wirklich einen besseren Zeitpunkt für das Ganze aussuchen sollen, findet Ihr nicht auch?« Er warf seinem Vorgesetzten einen unbestreitbar strengen Blick zu, und im Schein der Laterne wirkte sein jugendliches Gesicht erstaunlich alt. »Solltet Ihr wirklich geglaubt haben, es sei Euch gelungen, mich die ganze Zeit über im Unklaren über Eure Aktivitäten zu

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