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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Kragen und hob ihn hoch. Obwohl der Gehilfe über außerordentliche Kräfte verfügte, wie Jan wusste, schien er der Gewalt des Zwillings doch hilflos ausgeliefert zu sein. »Raus – oder ich werfe dich die Treppe hinunter! Und dich gleich mit. Verbrecher, alle beide!«
    Er schleuderte Contrario durch das halbe Zimmer. Der rutschte bis auf den Treppenabsatz hinaus. Dann drehte sich der Kerl um, um Jan zu suchen, doch dieser war zwischen den Beinen des Wütenden hindurchgekrabbelt und hatte bereits das Weite gesucht. Sie flohen im Eilschritt die
Treppe hinab und aus dem Haus. Oben wurde das Fenster aufgerissen und der Mann schickte ihnen wüste Flüche hinterher.
    »Nicht jeder kann die Segnungen der ärztlichen Wissenschaft annehmen«, murmelte Contrario. »Wir holen ihn uns dennoch«, setzte er noch hinzu.
    Endlich überquerten sie die Karlsbrücke, um auf die Kleinseite zu gelangen. Sie durchschritten die beiden Tore am Beginn und zum Ende der Brücke und stiegen die Spornergasse hinauf in Richtung Hradschin. Am unteren Ende der Gasse besuchten sie erneut einen Patienten.
    Sie betraten das schmale Grundstück durch ein Gartentor. Die Tür zum Haus stand offen. Sie traten in einen Vorraum und stiegen in einem Haus die Treppen hinauf, das erfüllt war von Biergeruch. Die Schänke im unteren Geschoss schien geschlossen. Dennoch stank es nach abgestandenem Bier und der Feuchtigkeit ausgewaschener Gärtröge. Gleichzeitig lag ein scharfer Duft nach Hefe und gärendem Sud über allem. Die Wirtschaft braute selbst.
    Im nächsthöher gelegenen Stockwerk erhaschte Jan einen Blick durch ein halb offenes Zimmer. Es war angefüllt mit Büchern und Schriftrollen. Erst im dritten Stockwerk fanden sie den Kranken. Bereits als sie den Raum betraten, der auf einen Wirtschaftsgarten hinter der Gasse hinaussah, wusste Jan, dass sie zu spät kamen. Der Alte, der dort im Bett lag, hatte eine Gesichtsfarbe, die ein nahes Ende verkündete. Jan kannte diese wächserne, beinahe durchscheinende Farbigkeit, die die Haut annahm, kurz bevor das Leben sich langsam vom Leib löste und aus dem Körper entwich. Ein halbes Dutzend seiner Freunde hatte er sterben sehen. Als würde die Seele die Hautfarbe mit sich nehmen. Jan hatte es sich immer so zurechtgelegt, als bräuchte die Seele, die jetzt ohne Körper durch die Weite der Welt
schwebte, eine Art Kleid aus Farbe, um sich damit zu bedecken.
    Die Verwandtschaft des Alten stand um das Bett und betete lautstark. Auch sie wusste, dass es mit dem Großvater zu Ende ging.
    Contrario kümmerte sich nicht um die Anwesenden, sondern trat ans Bett, legte dem Alten die Hand auf die Stirn und befahl Jan, dessen Ärmel hochzukrempeln.
    Hinter ihnen räusperte sich ein wohlhabend gekleideter Mann, offenbar der Braumeister und Herr des Hauses. »Müsst Ihr ihn noch einmal quälen, Contrario?«
    Wie von der Tarantel gestochen fuhr der Adlatus herum. »Seid Ihr der Arzt?«, fuhr er den korpulenten Mann an. »Dass der Herr Euren Schwiegervater zu sich nehmen will, dafür kann ich nichts. Ich habe den Eid des Hippokrates geschworen und will noch einmal versuchen, ihn davon abzuhalten. Wollt Ihr daran schuld sein, dem Alten die letzte Möglichkeit genommen zu haben, dem Tod von der Schippe zu springen?«
    Betreten und dennoch widerwillig schüttelte der Mann den Kopf. Man sah es ihm deutlich an, dass ihm der Aderlass an seinem Schwiegervater zuwider war, der so offensichtlich im Sterben lag. Da er jedoch nichts sagte, drehte sich Contrario zu dem Alten um und begann mit seiner Arbeit. Als sich Jan dazugesellte, fuhr ihn der Adlatus an: »Ich brauche dich nicht, warte draußen!«
    Jan, über diese Wendung erstaunt, zog sich zurück. Was hatte er jetzt wieder verbrochen, dass er den Raum verlassen musste? Er lief die Treppen hinunter und in den Wirtschaftsgarten hinaus. Zwischenzeitlich hatte es zu regnen begonnen und über die Stadt hatte sich eine sanfte Stille gelegt. Kühl war es geworden unter den Wolken und ein leichter Wind strich um die Ecken der Häuser.

    Jan sah sich um und entdeckte im hinteren Teil eine überdachte Nische direkt neben einem Hühnerstall und schlang die Arme um sich, um sich ein wenig zu wärmen. Jan wunderte sich, dass ihn dieser Contrario nicht dabeihaben wollte, wenn er dem Alten Blut abnahm. Er hatte ihn doch bislang nicht weggeschickt.
    »Worauf wartest du?«, fragte ihn eine Stimme, die direkt aus dem Hühnerstall zu kommen schien.
    Jan, der sich mit hochgezogenen Schultern und

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