Haus der Sünde
ihrer Nähe befanden. Claudia hielt mit einer Hand Paul und mit der anderen ihr Glas fest und bemerkte plötzlich, dass sie ihr Abendtäschchen und den Fächer irgendwo verloren haben musste. Aber das war ihr jetzt wirklich gleich.
»Darf ich vorstellen? Unser Gastgeber«, murmelte Beatrice, als sie auf ein lebendiges Bild zutraten, das auf einem Brokatsofa dargestellt wurde, das neben dem Pool stand. Die beiden Darsteller waren eine nackte Frau und ein distinguiert wirkender älterer Mann.
Ein Blick genügte, um zu wissen, wen der Comte D’Aron ville porträtierte. Sowohl sein Kostüm aus dem Frankreich des
18. Jahrhunderts als auch das, was er gerade tat, ließen keinen Zweifel aufkommen. Er züchtigte die hilflose Maid, die auf seinem Schoß lag, mit der bloßen Hand. Es schien ganz so, als ob der gallische Aristokrat wild entschlossen war, den Geist eines anderen aus seiner Schicht wiederzubeleben. Donatien Alphonse Francois Marquis de Sade war unter die Lebenden zurückgekehrt und schien zurzeit in Oxfordshire zu weilen.
Claudia bemerkte, dass Sascha D’Aronville trotz seines finsteren und gnadenlosen Auftretens etwas unglaublich Anziehendes besaß. Er war genau ihr Typ. Sein kühles Gesicht, teilweise von einer Maske verdeckt, offenbarte dennoch seine Stärke, während sein geschmeidiger Körper in der dunklen Hose und der Satinweste etwas Herrscherliches besaß. Er trug keine gepuderte Perücke, wie sie das eigentlich erwartet hätte. Stattdessen war sein dickes, silberweißes Haar zurückgekämmt und erinnerte an eine Löwenmähne.
Er ist wie Paul, wenn er besonders gesammelt wirkt, dachte Claudia, als sie näher traten – völlig konzentriert und geistesabwesend. D’Aronvilles Konzentration auf seine Beschäftigung und das Mädchen erinnerte Claudia an ihren Gast, als er seine Berechnungen in ihrem Haus durchgeführt hatte. Es war wirklich faszinierend, wie erregend eine derartige geistige Abwesenheit auf sie wirken konnte.
Gerade als sie den Comte D’Aronville als distanziert eingeordnet hatte, schaute er auf und lächelte sie zurückhaltend, aber doch höchst einladend an.
»Madame Marwood«, sagte er und zeigte dabei seine ebenmäßigen weißen Zähne, während er mit der Hand gnadenlos weiter zuschlug. »Es freut mich außerordentlich, Sie kennen zu lernen. Ich würde mich ja erheben, aber wie Sie sehen können, gibt es noch viel mit der kleinen Alexa zu tun.« Statt Claudia die Hand zu schütteln, nickte er ihr freundlich und interessiert zu.
Soweit sie wusste, hatte Claudia diesen D’Aronville noch nie zuvor gesehen. Sie vermutete jedoch, dass Beatrice ihm bereits von ihr erzählt haben musste. »Monsieur le Comte«, sagte sie so anmutig, wie es ihr in diesem Moment nur möglich war. Schließlich lenkte sie der Anblick der nackten Frau, die zwischen ihr und dem Gastgeber lag, ziemlich ab. »Darf ich Ihnen meinen guten Freund, Mr. Paul Beech, vorstellen? Er ist derzeit mein Gast.«
Die beiden Männer begrüßten einander. Ihre Körper schienen recht widersprüchliche Signale auszusenden, soweit Claudia das beurteilen konnte. D’Aronville wirkte etwas zurückhaltend, obwohl schwierig einzuschätzen war, ob er sich immer so verhielt oder nicht. Paul schien im Gegensatz dazu geradezu greifbar defensiv, fast machte er den Eindruck, als habe er Claudias Interesse an dem distinguierten Franzosen gespürt. Außerdem war er offensichtlich an der zuckenden Alexa und ihrem Hintern, der wie eine Kirsche glühte, interessiert und wurde von dem Anblick, den sie bot, aufgegeilt.
D’Aronville entging dies nicht. »Mein Freund, bitte genie ßen Sie die Show«, lud er Paul ein, ohne mit den Züchtigungen auch nur eine Sekunde lang aufzuhören. »Vielleicht möchten Sie übernehmen, wenn mein Arm müde wird? Eine frische Hand kann manchmal den Ausschlag gebenden Unterschied machen.«
Ausschlag gebend in welcher Hinsicht?, dachte Claudia und spürte, wie ihr eigener Körper auf die Schläge, die das Mädchen erhielt, reagierte. Sie hatte Alexa bereits als schön und anziehend erlebt, als sie ihnen an der Tür entgegengetreten war. Doch nun fand sie die dunkelhaarige junge Frau mit ihren roten Pobacken und der feucht schimmernden Möse richtig verführerisch. Es ließ sich nicht leugnen – sie konnte den Blick kaum abwenden.
Es fiel ihr schwer zu entscheiden, wen sie eigentlich wollte:
Alexa oder den Mann, der sie züchtigte. Claudia verspürte zudem ein starkes Bedürfnis, das Mädchen selbst zu
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