Haus der Sünde
beeilen, als wäre sie plötzlich ungeduldig geworden und könnte nicht mehr länger warten, ihren Franzosen wiederzusehen. »Das Ganze sah gar nicht danach aus, als würde es irgendjemand genau nehmen, als ich wegging. Aber Sascha hat die Tendenz, etwas unberechenbar zu sein. Kühl, aber eben unberechenbar.« Claudia war nun noch neugieriger geworden.
Gerade als die Stimmen so laut wurden, dass es fast erstaunlich war, noch niemanden zu sehen, folgten Claudia und Paul der Ärztin um mehrere Ecken herum und fanden sich schließlich an einem Ort wieder, der nur als Paradies bezeichnet werden konnte. Sie standen mitten im Wald. Zwei Pools – einer tief und der andere zum Waten – wurden durch einen kunstvollen Brunnen voneinander getrennt, auf dem kopulierende Nymphen und Faune dargestellt waren.
Um die beiden Pools herum waren überall Leute ebenfalls mit Kopulieren beschäftigt. Einige befassten sich auch mit anderen Dingen: Manche sahen obszön aus, andere richtiggehend schmerzhaft und wieder andere schienen die Schwerkraft außer Kraft zu setzen.
Claudia hielt vor Verblüffung die Luft an, während Paul leise hinter ihr lachte. »Eine römische Orgie, Mrs. Marwood«, sagte er und drückte erneut ihre Hand. »Schade, dass wir nicht die historisch korrekten Kostüme tragen!«
»Das scheint nichts auszumachen«, entgegnete Claudia, der
bereits die unterschiedlichsten Kostümierungen und gleichzeitig das völlige Fehlen jeglicher Hüllen aufgefallen war. Staunend folgten sie Beatrice mitten in die Saturnalien hinein und lenkten dann ihre Schritte auf ein Gebäude, das im Stil einer römischen Villa erbaut war, bei dem es sich aber wohl um eine Art Badehaus handelte. Davor befanden sich weitere Buffets und kleine Bars mit noch köstlicheren Leckerbissen und erleseneren Weinen, als es bereits auf der ›vorgeschobenen‹ Party gegeben hatte. Im Hintergrund wurde eine Sonate für Streicher gespielt, und für einen Augenblick glaubte Claudia, die herrliche Melodie zu erkennen. Doch gleich darauf wurde sie abgelenkt, denn sie entdeckte eine Reihe von Tischen, auf denen Dinge lagen, die ihr bestimmt nicht bekannt waren. Oder zumindest waren die meisten für sie neu – vor allem diejenigen aus Leder, Gummi oder Stahl.
»Als Erstes möchte ich euch unseren Gastgeber vorstellen«, sagte Beatrice und schritt an der Sammlung von Sexspielzeugen, Folterwerkzeugen und Kleidungsstücken, von denen die meisten sehr unbequem aussahen, achtlos vorüber. »Es sei denn, ihr möchtet zuerst etwas trinken oder euch kurz erfrischen?« Sie grinste anzüglich.
Es war eine große Versuchung, in den Pool zu springen oder sich zumindest zu waschen, vor allem, da Claudia kurz zuvor so wild gefickt worden war. Gleichzeitig war sie neugierig auf diesen Comte Sascha. Sie warf Paul einen Blick zu, und er nickte, als hieße er ihre Entscheidung gut.
»Nun, ich würde einen Drink mit unserem Gastgeber vorschlagen. Danach können wir uns ja erfrischen«, erklärte Paul und zog die Augenbrauen nach oben. »Aber natürlich stehe ich Ihnen ganz zur Verfügung, Mrs. Marwood.« Er grinste, und die Anzüglichkeit in seinem Blick ließ Claudia schon wieder erbeben. Für einen Moment wünschte sie sich, dass sie allein zu Hause in ihrem Badezimmer wären, eine Flasche gekühlten
Chenin Blanc und eine große Luffa neben sich. Doch dann dachte sie daran, dass morgen ja auch noch Zeit dafür wäre.
Sie richtete den Blick auf ihn. »Das klingt ausgezeichnet«, sagte sie, wohl wissend, dass er ihre beabsichtigte Zweideutigkeit genoss. Sie wandte sich Beatrice zu. »Wir würden unseren Gastgeber sehr gern kennen lernen. Und ich hätte auch wirklich gern ein Glas Wein.«
»Kein Problem«, sagte Beatrice und nahm zwei Gläser vom Tablett eines gerade vorübergehenden Kellners. »Probiert diesen mal. Ich glaube, er stammt von Saschas eigenem Weingut.«
Es schien sie überhaupt nicht durcheinander zu bringen, dass der junge Mann, der die Getränke servierte, außer seiner Maske und einer bedrohlich aussehenden Konstruktion aus Lederriemen, die ihm den Schwanz gegen den Bauch pressten, völlig nackt war. Vielleicht erschienen die Kellner auf den Festen dieses Comte immer derart gebändigt? Vielleicht war das auch nötig, wenn die Gäste derart direkt waren wie zum Beispiel Beatrice Quine.
»Hier entlang, bitte«, sagte die Ärztin, nachdem sie den beiden jeweils ein Glas Wein in die Hand gedrückt hatte. Sie gingen auf eine Gruppe Leute zu, die sich ganz in
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