Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
weißt, dass ich wieder draußen bin«, sagte er und zuckte die Achseln. »Ich weiß, du würdest jetzt am liebsten ’ne Party schmeißen und so’n Mist, aber beherrsch dich lieber.«
»Was willst du?« Ich wollte eigentlich taff klingen. Aber wahrscheinlich klang ich einfach nur ängstlich.
»Ich war bei unseren Alten. Dachte eigentlich, dich dort anzutreffen, aber Mom sagte, du wärst ausgezogen.« Jason hat die gleichen Augen wie ich. Es war, als würde ich in den Spiegel schauen. Einen verrückten, völlig gestörten, sexuell verwirrten Spiegel.
»Umgezogen? Ich bin nicht umgezogen. Sie haben mich rausgeschmissen.«
Er schien nicht überrascht zu sein. »Wollten Brandon nicht aufgeben, nehme ich an.«
»Nein.« Ich fühlte mich elend bei diesem Gespräch. Ich hatte mir geschworen, nie wieder mit Jason zu sprechen, und trotzdem unterhielt ich mich jetzt mit ihm. Plauderte sogar. Nicht gut. »Was willst du?«
»Frieden auf Erden.« Er schenkte mir wieder dieses seltsame kleine Lächeln. »Wem hast du dich verschrieben?«
»Niemandem.«
»Mutig. Bescheuert, aber mutig.« Jason wollte einfach nicht aufhören zu lächeln. Das ging mir so was von auf die Nerven. Jede Sekunde konnte ich nun einknicken und wie ein kleines Mädchen schreiend davonlaufen. »Rate mal, wer mich abgeholt hat, als sie mich aus dem Loch unter dem Gefängnis, in das sie mich gesteckt hatten, herausließen.«
Ich wollte es gar nicht wissen. Echt nicht. Aber irgendwie hat er mich dazu gebracht, trotzdem zu fragen. »Wer?« Bitte, sag jetzt nicht Brandon.
»Brandon«, sagte Jason. Er blinzelte nicht. »Er hob um der guten alten Zeiten willen Ansprüche auf meinen Arsch. Ich habe mich eigentlich niemals bei dir für alles bedankt, was du getan hast, um mir bei diesem kleinen Problem auszuhelfen, oder?«
»Jason...«Ich konnte nichts dagegen machen. Ich trat einen Schritt zurück, nur einen ganz kleinen, aber es reichte. Und er lachte. Es hörte sich nicht echt an, aber das passte ja zum gesamten Rest.
»Oh, mach dich locker. Ich werde es hier nicht tun«, sagte er und das Lachen verschwand. Übrig blieb etwas Stilles und Finsteres, was weit schlimmer war. »Ich weiß, wo du wohnst, Schwesterchen. Ich weiß, wo du arbeitest. Ich kenne deine Freunde. Und du weißt, dass Morganville nicht groß genug ist, um dich vor mir zu verstecken, nicht wahr?«
Ich sagte nichts. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Worte trotz der unsichtbaren Schlinge, die sich um meinen Hals gelegt hatte, herausbringen würde. Jason betrachtete mich aufmerksam, von oben bis unten, und dieses Lächeln kam wieder zurück. Unheimlich, sanft und irgendwie einfach falsch.
»Du siehst gut aus«, sagte er. »Hast du einen Typen, Eve? Vielleicht einer der beiden Schwachköpfe, mit denen du zusammenlebst? Du hast schon immer auf den Blonden gestanden. Ich erinnere mich. Ich habe all dein Tagebuchgekritzel gelesen, in dem du geschrieben hast, wie heiß er doch ist. Ooooooh, Michael!«
Er versuchte einfach, mich zum Ausflippen zu bringen, aber das konnte ich mir ihm gegenüber nicht leisten. Wenigstens wusste ich, dass es ihm nicht gelingen würde, Michael zu verletzen, und Shane konnte normalerweise auf sich selbst aufpassen.
Jason zog die Augenbrauen hoch, zuckte wieder mit den Achseln und zog sich die Kapuze seiner schwarzen Fleecejacke über den Kopf. Er entfernte sich einige Schritte, dann drehte er sich um und schaute zu mir zurück. »Leg bei deiner Mitbewohnerin ein gutes Wort für mich ein. Claire, stimmt’s? Süß. Genau meine Größe.«
Ich fühlte mich, als hätte mir jemand einen riesigen Eimer Schleim über den Rücken gekippt. All meine Vorsätze, Jason nicht an mich ranzulassen, gingen zum Teufel. »Sie ist noch ein Kind, Jase. Bleib weg von ihr. Ich warne dich.«
Er streckte mir die Hände entgegen und wackelte grinsend mit allen zehn Fingern. »Booga, booga. Ich fang schon an zu zittern.«
Und dann ging er einfach weg, in fünf Schritten war er hinter einer Hecke verschwunden, aber als ich ihm hinterherrannte, konnte ich ihn nirgends entdecken. Zu viele Leute liefen herum, eilten zu ihrem Unterricht, spielten Frisbee, hingen ab. Wenn man nicht ganz genau und von Nahem hinschaut, fügt sich Jason gut ein.
Ich denke, ich sollte mit Shane darüber sprechen, Claires Schutz zu verdoppeln. Er nimmt das zwar jetzt schon viel zu ernst, aber vielleicht... yeah.
Wahrscheinlich sollte ich jetzt gleich zu ihm gehen und mit ihm sprechen.
***
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