Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
das Gebäude sprengen und alle töten, die sich darin befanden.«
Vater und Sohn Morrell wechselten einen Blick. Sogar Sam hob den Kopf, auch wenn er mit verschränkten Armen blieb, wo er war, und entspannt und neutral aussah. »Und wo ist dein Dad jetzt?«, fragte Richard. »Shane, du schuldest ihm nichts. Das weißt du.«
»Ja, schon«, sagte Shane. »Ich weiß. Er ist weg. Ich wünschte, ich könnte sagen, er kommt nicht mehr zurück, aber...«Er zuckte die Schultern. »Lasst Claire laufen, Mann. Sie hat Menschenleben gerettet. Sie hat niemandem etwas getan.«
Bürgermeister Morrell nickte dem Cop zu, der hinter Claire stand. Sie fühlte, wie sich ihre Handschellen bewegten und dann lösten. Dankbar verschränkte sie die Arme über der Brust.
»Was ist mit Shane?«, fragte sie.
»Die Vampire haben zwei von Franks Männern geschnappt. Sie haben zugegeben, dass Frank Brandon ermordet hat. Shane ist entlastet«, sagte Richard.
Shane blinzelte ihn an. »Was?«
»Geh nach Hause«, sagte Richard und der Cop löste auch Shanes Handschellen. »Sam hat dafür gesorgt, dass es bei den Vampiren die Runde macht. Sie mögen dich nicht besonders, deshalb solltest du auf der Hut sein, aber du bist keines Verbrechens schuldig. Zumindest keines schwereren.«
»Großartig!«, sagte Eve und griff nach Claires Hand, dann nach Shanes. »Wir sind dann mal weg.«
Eves Cadillac stand einige Parklücken weiter. Die Heckscheibe und die Seitenfenster waren geschwärzt, bemerkte Claire, und der Geruch frischer Farbe lag in der Luft. Am Boden lagen zwei Dosen Spraylack. Sie stieg vorne ein, Michael nahm auf dem Rücksitz Platz. Shane zögerte und schaute zu ihm hinein, dann kletterte er nach hinten und schlug die Tür zu.
Eve ließ den Motor an. »Shane?«
»Ja?«
»Wenn wir zu Hause sind, bringe ich dich um, verdammt noch mal.«
»Prima«, sagte Shane. »Im Moment scheint mir das nämlich weit angenehmer, als über all das zu reden.«
Die Stadt war seltsam still. Die Feuer waren gelöscht, der Mob zerstreut, nichts rührte sich. Aber Claire glaubte nicht, dass es wirklich vorbei war. Überhaupt nicht.
Erschöpft und unglücklich lehnte sie sich auf der Heimfahrt ans Fenster. Eine unheilvolle Stille hatte sich auf dem Rücksitz ausgebreitet, ein Gefühl, als wären dunkle Gewitterwolken heraufgezogen, die nur darauf warteten, sich zu entladen. Eve schwafelte nervös von Shanes Dad und wohin er wohl gegangen war; niemand antwortete. Ich hoffe, er verschwindet, dachte Claire. Ich hoffe, er kommt davon. Nicht weil er nicht zur Rechenschaft gezogen werden sollte – das sollte er –, aber wenn er dafür bezahlen musste, dann bedeutete dies nur noch mehr Trauer für Shane. Er würde dadurch das letzte Mitglied seiner ohnehin schon zerstörten Familie verlieren. Besser, wenn sein Dad einfach... verschwand.
»Hast du es Shane gesagt?«, fragte Eve. Claire setzte sich auf, blinzelte und gähnte, als Eve den Caddy vor ihrem Haus anhielt.
»Was?«
Eve deutete auf Michael. »Du weißt schon.«
Claire wandte sich um, um ihn anzuschauen. Shane blickte mit versteinertem Gesicht stur geradeaus. »Lass mich raten«, sagte er. »Du hast eine zauberhafte Märchenfee aufgetan, die dir deine Freiheit gewährte, und jetzt kannst du kommen und gehen, wie du willst«, sagte er. »Sag mir, dass es das ist, Michael. Ich denke nämlich schon die ganze Fahrt lang darüber nach, warum du hier im Auto sitzt, und ich finde darauf echt keine andere Antwort, außer solchen, die ich zum Kotzen finde.«
»Shane...«, sagte Michael und schüttelte dann den Kopf. »Yeah. Meine gute Fee ist vorbeigekommen und gewährte mir einen Wunsch. Belassen wir es einfach dabei.«
»Es dabei belassen?«, sagte Shane. »Wie genau soll ich das machen? Verpiss dich doch!«
Er stieg aus dem Auto und stakste den Gartenweg entlang. Eve ergriff einen riesigen schwarzen Schirm und eilte hinüber auf die Seite des Autos, wo Michael saß. Sie öffnete die Tür wie ein Hotelpage und er stieg aus, packte den Schirm und rannte Shane hinterher. Trotz des dünnen Schattens begann seine Haut leicht zu qualmen, als würde sie schmoren.
Michael schaffte es bis in den Schatten der Veranda, wo er den Schirm fallen ließ. Shane wandte sich um und versetzte ihm einen Schlag.
Einen ziemlich heftigen.
Michael ließ den Schlag über sich ergehen, fing den nächsten mit der offenen Hand ab, trat näher und umarmte Shane.
»Lass mich los!«, brüllte Shane und stieß ihn zurück. »Verdammt
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