Hautnah
Treppe heruntergepoltert, doch seine Aufmerksamkeit galt nicht Sean, sondern ganz allein Bella.
»Schnell«, sagte Bella zu Jack, der sich wimmernd an sie klammerte. Sie stieß die Hintertür auf, und sie stolperten in die dämmrige Abendluft hinaus, die sich nach der Kälte im Haus still und warm anfühlte. Halb trug sie ihren kleinen Bruder, halb schleifte sie ihn hinter sich her, als sie über den Rasen auf den schützenden Wald zuhetzte. Hund rannte am Rand der Wiese hin und her und bellte die Bäume an, als wolle er ihr Deckung geben.
Ein lautes Krachen ertönte hinter ihnen. Geräusche eines Kampfes. Bella sah sich um. Stephen war auf der Veranda, wo es ihm gelang, sich von Sean loszumachen. Er riss das Gewehr hoch und zielte auf sie und Jack. Sie rannte weiter und betete, dass sie die Bäume rechtzeitig erreichen würden.
» STOPP !«, brüllte Stephen, und Bella spürte, wie sie zu Boden geworfen wurde, als ein Gewehrschuss die Luft zerriss.
Sean rollte sich von ihr herunter. Bella warf einen Blick zurück, um zu sehen, wie sie sich und Jack aus Stephens Schusslinie bringen konnte.
Zu ihrer Erleichterung sah sie, dass Stephen das Gewehr fallen gelassen hatte. Sie sah die Wut in seinem Gesicht. Und dann sah sie den roten Fleck, der sich auf seinem weißen Leinenhemd ausbreitete. Er sackte auf die Knie und schaute zu ihr hoch.
»Ich liebe dich, Bella«, sagte er.
Ein zweiter Schuss krachte, und ein Zucken ging durch Stephen, als ein Teil seines Hinterkopfes explodierte. Er schwankte kurz; dann, der Anblick war fast komisch, kippte er nach vorn, stürzte von der Veranda und landete mit dem Gesicht im Dreck.
»Bella!«, ertönte Laras Schrei von drinnen.
Beim Klang ihrer Stimme fegte Hund an ihnen vorbei ins Haus, wobei er mit einem Sprung über Stephens Leiche hinwegsetzte.
»Uns geht’s gut, Mum!«, rief Bella zurück. »Alles in Ordnung.«
Ein Rascheln im Gebüsch, und Olly tauchte auf. Er hatte eine Flinte im Anschlag und seine drei unbewaffneten Freunde im Schlepptau. Er ging zu Sean, der noch am Boden lag, und spuckte ihn an.
»Und was dich betrifft«, blaffte er und stellte sich breitbeinig hin, als er anlegte. Sein Unterkiefer mahlte wie verrückt, seine Augen waren so rot wie die blutige Masse, die einmal Stephens Kopf gewesen war.
»Tu’s nicht, Mann«, sagte Aaron und versuchte, Olly eine Hand auf die Schulter zu legen. »Du bist sowieso schon zu weit gegangen.«
»Lolly, NICHT !« Jack rappelte sich auf und stellte sich zwischen seinen großen Bruder und den Freund seiner Schwester. »Du musst Mummy holen.« Er zeigte zur Tür. »Ihr geht es ganz schlecht.«
Olly sah seinen Bruder an, dann seine Schwester, dann seine Freunde. Dann endlich schwang er sich die Flinte über die Schulter und gab Aaron, Brandon und Kyle ein Zeichen, mitzukommen, als er über Stephens Leiche stieg und ins Haus ging.
Aber die drei Jungs machten überhaupt keine Anstalten zu folgen.
»Ich verpiss mich, Leute«, verkündete Aaron.
»Ich mich auch«, pflichtete Kyle ihm bei. Die beiden drehten sich um und sahen Brandon mit fragendem Blick an, bis dieser langsam nickte. Wie auf Kommando zogen sich die drei in den Wald zurück und waren verschwunden.
Bella und Sean rappelten sich auf und klopften sich den Staub von den Kleidern.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Ich werd’s überleben«, erwiderte er.
»Schlangen!«, rief Jack und versuchte, seine Schwester zum Holzstoß zu ziehen.
Das Bekannte
I ch wurde angenommen!«, sagte Bella, die auf der Tribeca Street vor dem Gebäude der New York Academy of Art ihre dicke Präsentationsmappe hin- und herschwenkte. Der Frühlingssonnenschein wärmte sie, nachdem sie den ganzen Vormittag drinnen verbracht und einer Reihe von Professoren ihre Arbeiten gezeigt hatte.
»Ich wusste es!« Laras Stimme hallte durch den Flur des frisch renovierten Hauses in Trout Island. »Hast du es Sean schon gesagt?«
»Er hat erst um sieben frei. An der Juilliard haben sie während der Probe Handyverbot. Aber ich fahr jetzt gleich nach Hause und zaubere uns zur Feier des Tages was Leckeres zu essen.«
»Wunderbar.«
Bella setzte sich in Bewegung, die Franklin Street entlang in Richtung Broadway. Sie wollte zu Dean and DeLuca. Sie war eine lausige Köchin, deshalb hatte sie vor, das komplette Abendessen einzukaufen. Sie würde alles nach Hause tragen und aufwärmen, in der schicken Küche des großen Hauses an der Ecke West Tenth und Seventh Street, das sie und Sean ganz für
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