Hautnah
den Rücken klopften und die Pfote schüttelten.
»Wir hatten so viel Spaß!«, sagte Gina, während Hund ihr die Hand abschleckte. Sie war mit Jack, Bert und den Mädchen in der Bücherei gewesen, um die erste Kindervorstellung des Sommerprogramms anzusehen.
»Jedenfalls war es nicht völlig indiskutabel«, ergänzte Ethel.
Jack kam in den Flur gestürzt und warf seine Mutter fast um, als er ihr die Arme um die Beine schlang.
»Sachte, Jacko«, mahnte Lara. Verständlicherweise war er seit den Vorkommnissen recht anhänglich. »Hast du Zeit für einen Kaffee?« Die Frage war an Gina gerichtet. »Die Rasselbande kann sich solange oben in Jacks Zimmer eine DVD ansehen.«
»Ich bleibe, unter der Bedingung, dass du die Füße hochlegst und mich den Kaffee kochen lässt«, antwortete Gina. »Du darfst dich nicht überanstrengen.«
In der Küche berichtete Lara ihrer Freundin von Bellas Erfolg und davon, dass Mickelberg Ollys Prozess optimistisch entgegensah. Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder, und Gina machte sich daran, den Kaffee aufzusetzen. Durch die nagelneue Veranda mit Doppeltür wehte eine sonnendurchflutete Brise in die helle, geräumige Küche.
»Und für mich einen grünen Tee«, bat Lara. »Ich kann im Moment keinen Kaffee trinken.«
»Es ist so toll, dass Bella das Haus hat und zu Fuß zum College gehen kann«, sagte Gina.
»Finde ich auch. Und es ist wirklich ein wunderschönes Haus. Ganz egal, was man sonst über ihn sagen mag, Stephen hatte einen exzellenten Geschmack. Wir werden das Haus auf jeden Fall behalten. Dieses hier natürlich auch.«
»Gibt es schon Interessenten für das Haus draußen im Wald?«
»Nicht einen. Kein Wunder, nach dem, was dort passiert ist. Ich spiele mit dem Gedanken, es einfach verwildern zu lassen. Sollen die Bäume und Pflanzen und Schlangen es sich zurückholen.«
»Kann ich dir nicht verübeln.« Gina schüttelte sich.
»Die arme Frau«, sagte Lara und schenkte den Kaffee ein.
»Die arme Trudi Staines?«, wiederholte Gina. »Spar dir dein Mitleid für jemand anderen auf, Schwester. Sie hat Betty hintergangen, und sie hat sich von ihm dafür bezahlen lassen, dir alle möglichen scheußlichen Dinge anzutun.«
»Niemand verdient es, lebendig begraben zu werden«, erwiderte Lara und erschauerte. »Sie wollte mich sogar noch warnen, weißt du? Aber ich habe nicht auf sie gehört. Dummheit stirbt nicht aus.«
»Na ja, wie auch immer. Du kannst froh sein, wenn du das Haus los bist.«
»Und in seinen Palast in L. A. will ich nicht mal einen Fuß setzen …« Bei seiner bloßen Erwähnung musste Lara unwillkürlich an die Bilder auf Stephens iPad denken und an die verrückten Pläne, die er in diesem Haus für ihrer beider Zukunft geschmiedet hatte. Und das wiederum erinnerte sie daran, was er ihr angetan hatte, nachdem er ihr die Bilder gezeigt hatte …
»So viele Häuser für einen einzigen Menschen!«, sagte Gina, die Übung darin hatte, Lara von den Schrecken abzulenken, die noch immer in ihrer Erinnerung lauerten.
»Und in Manchester und London hat er auch noch welche.« Lara zählte sie an den Fingern ab.
»Ich weiß. Krass.«
»Aber bevor ich weitere Entscheidungen treffe, muss ich erst mal wissen, was aus Olly wird.«
»Jetzt kann es ja nicht mehr lange dauern.«
»Ja. Ich hoffe nur, unser Anwalt behält recht.«
»Nach allem, was du mir erzählt hast, ist dein Sohn doch praktisch schon ein freier Mann.« Gina winkte ab, als gebe es nicht das geringste Problem.
Lara schloss die Augen und betete, dass ihre Freundin recht behalten möge.
Sobald sie wusste, wie es um Olly stand, wollte Lara sich um ihr Vermögen kümmern. Bislang wusste sie nur, dass es immens war. Sie hatte sich entschlossen, einen Großteil davon zu spenden.
Als Erstes würde sie eine Stiftung für das Theater von Trout Island ins Leben rufen. Sie fühlte sich für dessen Schließung mitverantwortlich, nachdem Macbeth von jetzt auf gleich hatte abgesetzt werden müssen und James und Betty wegen des Presserummels im Zusammenhang mit dem Skandal rund um Stephens Tod nach L. A. zurück geflüchtet waren. Sie dachte daran, dass das Theater Menschen wie Sean gefördert hatte und für die Gemeinschaft ein wichtiger Identifikationspunkt war. Dass es wegen ihr hatte schließen müssen, verursachte ihr nach wie vor ein schlechtes Gewissen. Womöglich würde sich sogar für sie selbst eine Beschäftigung am Theater finden lassen, etwa im Management. Obwohl ihre Zeit natürlich schon
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