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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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der Veteranen im Büro Cali ein Sprichwort, das ihr damals sehr merkwürdig vorgekommen war, das jetzt aber genau passte.
Afrika gewinnt wieder. Der libanesische Hotelier hatte im Grunde das Gleiche ausgedrückt. Hier versagt alles. Wenn es nicht das Wetter war, dann waren es Krankheiten oder die Korruption und die krasse Dummheit betrunkener Soldaten, die ihren Jeep für Zielübungen benutzt hatten. Wenn es nicht so bemitleidenswert gewesen wäre, hätte man es auch als komisch empfinden können, wie eine Buster-Keaton-Farce, bei der er immer wieder auf die Nase fällt, während er sich durch den Tag kämpft.
    Nun, das erklärt wenigstens, weshalb die Schüsse, die ich hörte, so laut gewesen sind, dachte sie, während sie den Land Rover auf weitere Beschädigungen untersuchte. Das einsame, offenbar noch intakte Reserverad auf der Heckklappe schien sie zu verspotten.
    Es gab in Kivu ganz sicher kein zweites Reserverad, daher würde sie sich wohl den Flüchtlingen anschließen und nach Rafai mitfahren müssen. Rafai war nicht nur größer, sondern das Militär war dort auch weitaus zahlreicher vertreten, und nur eine Handvoll Läden und andere Betriebe waren geschlossen worden. Falls sie dort ein zweites Reserverad auftreiben sollte, konnte sie ja mit einem leeren Truck zurückfahren, der die nächste Flüchtlingsgruppe abholte.
    Und damit würde sie einen ganzen Tag vergeuden, was sie sich aber, wie sie genau wusste, keinesfalls erlauben konnte.
    Sie war erst vor zwei Tagen in der Zentralafrikanischen Republik gelandet und hatte geglaubt, mindestens eine Woche Zeit zu haben, um ihre Arbeit zu erledigen. Dann hatte sie von Caribe Dayce’ Blitzangriff gehört. Sie hatte sich daraufhin schnellstens nach Kivu begeben - in der Hoffnung, sie könne ihr Vorhaben in die Tat umsetzen und schnellstens wieder verschwinden, ehe er mit seinen Leuten die Stadt überrannte. Könnte sie es sich denn leisten, einen Tag zu
verlieren, und es trotzdem schaffen? Waren Dayce’ Männer noch weit genug entfernt, um ihr die Frist zu verschaffen, die sie brauchte, um ihr Vorhaben auszuführen?
    Cali hatte keine andere Wahl. Sie musste es riskieren. Wenn sie ein wenig Glück hätte, könnte sie schon am Nachmittag wieder zurück sein. Dann würde sie die Lage genau analysieren und entscheiden, ob sie weiter nach Norden vordringen sollte. Sie würde ihren Bericht durchtelefonieren, nachdem sie sich erst einmal einen Platz auf einem der Flüchtlingslaster gesichert hätte. Sie holte eine Reisebrieftasche aus ihrem Rucksack und steckte sich zwei Fünfziger in die Taschen ihrer Shorts.
    Dann verließ sie den Schuppen und rannte zum Hotel zurück, wobei ihre Stiefel bei jedem eiligen Schritt ein schmatzendes Geräusch in dem zähen Matsch erzeugten. Der Lastwagenfahrer saß über sein Frühstück gebeugt da und schaufelte sich das Essen in den Mund, ohne den jeweils vorangegangenen Bissen heruntergeschluckt zu haben. Zwei leere Teller stapelten sich bereits neben seinem Ellbogen. Eine Stange Marlboros lag auf einem Stuhl. Der Hotelbesitzer ließ nichts zurück, was Dayce hätte plündern können, daher war bei ihm alles billig zu haben.
    Sie wollte sich zu dem Fahrer setzen, als ein weiterer schwerer Lastwagen mit heulendem Motor in die Stadt rollte. Im Gegensatz zu den anderen Fahrzeugen kam dieser Wagen aber aus dem Norden. Auf der offenen Ladefläche des dreiachsigen Lasters hockten drei Dutzend Afrikaner, die sich bemühten, ein Stück Plastikplane über ihren Köpfen festzuhalten. Als der Truck vor dem Hotel bremste, schwankten die Körper der Passagiere, und Wasser ergoss sich gallonenweise über das Führerhaus, während der Fahrer gerade hinaussprang. Die volle Wasserladung überschüttete seinen
Kopf und rann in seine offene Regenjacke. Er blickte durch das Seitengitter der Ladefläche und musste das Gesicht wohl gerade zu einer spaßigen Grimasse verzogen haben, weil einige Kinder plötzlich lachten.
    Cali verfolgte, wie sich der weiße Fahrer den Regen mit den Fingern aus den Haaren strich und die Kinder damit bespritzte, was weitere ausgelassene Freudenrufe auslöste. Seit sie in dieses Land gekommen war, hatte sie kein Kinderlachen mehr gehört. Den Bündeln an Habseligkeiten nach zu urteilen, die von dem Lastwagen heruntergereicht wurden, hatten die Leute ihr Zuhause fluchtartig verlassen, und irgendwie schaffte es dieser Mann, ihre Kinder zum Lachen zu bringen. Sie vermutete, dass er einer karitativen Hilfsorganisation angehörte

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