Havoc - Verwüstung - Thriller
zu werden. Mein Name ist Philip Mercer, und dies sind Cali Stowe und Harry White. Ich bin wegen eines Safes hier, den Ihr Mann vor einiger Zeit Carl Dion zum Kauf angeboten hat.«
Damit trat sofort ein verschlagener Ausdruck in ihre engstehenden Augen. »Sie sind wegen des Hindleburg -Safes hergekommen?«
Mercer verzichtete darauf, ihre Aussprache zu korrigieren. »Das ist richtig. Wir kommen aus Washington, D.C. Besitzt Ihr Mann diesen Safe noch?«
»Ob er ihn noch besitzt? Verdammt, er wird gar nichts los. Man kann immer noch sehen, wo er gebissen wurde, als er das erste Mal Filzläuse hatte.« Sie wandte sich um und rief
noch einmal nach ihrem Mann. »Ras, sie fragen nach diesem Hindleburg -Safe.«
»Ist nicht zu verkaufen«, rief Erasmus Fess zurück.
»Doch, das ist er«, fauchte Lizzie hitzig. »Ich hab dir damals, als dieser Typ aus Colorado hier war, schon gesagt, du sollst das verdammte Ding verkaufen.« Sie sah wieder Mercer und seine Begleiter an. »Seit Ras’ Vater das Ding gefunden hat, haben wir nichts als Pech gehabt. Nachdem er das Ding ins Haus schleifte, wurden in der Familie keine Kinder mehr geboren. Ich hatte sieben Brüder und Schwestern, und Ras hatte acht. Eigentlich ist nicht zu begreifen, dass wir nie Kinder hatten.«
»Es könnte an den Filzläusen liegen«, murmelte Harry.
Cali brachte ihn mit einem warnenden Blick zum Schweigen. »Wie ist es denn mit Krebs?«, wollte sie von Lizzie Fess wissen. »Ist in Ihrer Familie schon mal jemand an Krebs erkrankt?«
»Na klar. Ras’ Daddy und sein jüngerer Bruder sind beide an Krebs gestorben. Und mir und einer seiner Schwestern wurden deswegen die Möpse abgeschnitten.«
Angesichts der Fettmassen, die sie mit sich herumschleppte, und des weiten Kittels, den sie trug, verwunderte es nicht, dass niemand etwas von ihrer beidseitigen Brustamputation bemerkt hatte.
»Haben sie in diesem Haus gewohnt, nachdem der Safe gefunden wurde?«, fragte Cali.
»Klar doch. Deshalb meinte ich ja auch, dass uns der Safe Unglück gebracht hat. Ras’ ältester Bruder kam mit seinem Vater nicht sehr gut zurecht und ist ausgezogen, ehe sie den Safe fanden, und er ist so fit wie ein Turnschuh und hat zwölf Kinder und einen ganzen Stall voller Enkel.«
Cali beugte sich zu Mercer und senkte die Stimme zu einem
Flüstern herab. »Das klingt, als wären wir auf der richtigen Spur. Erhöhte Krebsrate, Unfruchtbarkeit. Erinnert Sie das an irgendetwas?«
Mercer war in Gedanken längst zu dem abgelegenen Dorf am Scilla-Fluss in Zentralafrika zurückgekehrt. Chester Bowie musste eine Probe von dem Uranerz bei seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten mitgebracht haben, aber kurz bevor die Hindenburg von ihrem tödlichen Schicksal ereilt wurde, hatte er sie in einem Safe aus dem Luftschiff geworfen. Was Mercer sogar noch mehr verblüffte als die bizarre Odyssee der Gesteinsprobe, war, dass sie immer noch genügend Radioaktivität besaß, um bei den Bewohnern der Farm Krebs auszulösen und mindestens einen - wenn nicht beide Fesses - unfruchtbar zu machen.
Die Titelmusik der Glücksrad -Show endete mit einem lauten Schlussakkord, und dann wurde der Fernseher ausgeschaltet. Kurz darauf kam Erasmus Fess zur Haustür. Im Gegensatz zu seiner Frau war er von hagerer und knochiger Statur. Er trug einen mit Ölflecken übersäten Overall mit eingesticktem Namen auf der Brust. Sein Haar war schütter und grau, er hatte Schuppen, die so groß wie Cornflakes waren. Außerdem trug er eine Brille mit dicken Gläsern, die seine blutunterlaufenen Augen grotesk vergrößerten. Seine Wangen waren mit mindestens fünf Tage alten silbernen Bartstoppeln bedeckt. Er rülpste eine Wolke Bierdunst hervor und streckte Mercer einen sehnigen Arm entgegen.
»Erasmus Fess.«
»Philip Mercer.« Sie wechselten einen Händedruck.
»Warum interessieren Sie sich denn für den Safe?«, fragte Fess.
»Welchen Unterschied macht das schon?«, schrie Lizzie ihren Mann an. »Er will ihn kaufen.«
Mercer war noch gar nicht mit seinem Wunsch herausgekommen, den Safe zu kaufen, doch jetzt nickte er bestätigend.
Ein berechnender, beinahe raubtierhafter Ausdruck trat in Erasmus Fess’ Augen. »Zwanzigtausend. Cash.«
Damit verlangte Fess fünftausend mehr, als er bei seinem damaligen Angebot von Carl Dion hatte haben wollen, aber das war für Mercer völlig nebensächlich. Er würde den Safe auf jeden Fall kaufen, und zwar für jeden Preis, den Fess dafür haben wollte. Das Problem war nur, dass
Weitere Kostenlose Bücher