Havoc - Verwüstung - Thriller
er so viel Bargeld nicht bei sich hatte. Er könnte zwar jederzeit einen Scheck über diesen Betrag ausschreiben, doch er wusste genau, dass Fess ihn nicht akzeptieren würde, und ebenso wenig würde der Schrotthändler sich der Gefahr einer durch die Benutzung einer Kreditkarte entstandenen Spur aussetzen, die direkt zu ihm führte. Mercer würde bis zum Morgen warten müssen, wenn die Bank ihre Pforten öffnete - er sah keine Alternative. Dann erinnerte er sich aber an Harrys Gewinn. Also bedachte er seinen Freund mit einem leidenschaftslosen Blick. »Wie gewonnen, so zerronnen.«
»Hm?«
»Leer deine Taschen.«
»Wie bitte?« Harry begriff endlich, was Mercer von ihm wollte, und sein Gesicht rötete sich. »Vergiss es. Ich hab dieses Geld ehrlich und im Schweiße meines Angesichts gewonnen.«
»Beruhige dich«, sagte Mercer besänftigend. »Ich zahl es dir zurück, wenn wir wieder zu Hause sind.« Dann würde er die Rechnung dem stellvertretenden nationalen Sicherheitsberater Lasko auf den Schreibtisch legen.
Lizzie und Erasmus Fess’ Augen quollen fast aus ihren Höhlen, als Harry zwei dicke Bündel Hundert-DollarScheine aus den Taschen seiner Windjacke angelte. Er reichte
Mercer die Geldstapel. »Ich sollte dich eigentlich um eine Quittung bitten.«
Mercer zeigte Fess das Geld, gab es ihm jedoch nicht. »Ich möchte diesen Safe zuerst einmal sehen. Und ich möchte, dass Sie auch noch einen fahrbereiten Wagen dazulegen. Den Rolls da draußen haben wir sozusagen nur geliehen.«
Fess blickte auf den eleganten Wagen hinaus, der in seiner Einfahrt stand. Er musterte den Luxuswagen mit erfahrenem Blick und nahm vor allem den demolierten Kotflügel und die zerbeulten Türen zur Kenntnis. »Ich gebe Ihnen einen Wagen, wenn Sie vergessen, wo Sie den da draußen stehen gelassen haben.«
Mercer hatte gehofft, den Silver Wraith seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben zu können, und vorgehabt, die Polizei zu benachrichtigen, sobald sie in Washington angekommen wären. Aber er wusste, dass der Rolls nur noch aus einem Haufen Einzelteilen bestünde, sobald sie die Grenze nach Maryland überschritten hätten. Und morgen wäre ein ganz besonders schlechter Tag für irgendeine Versicherungsgesellschaft.
»Einverstanden.«
»Du solltest ihm auch die Papiere geben«, sagte Lizzie zu ihrem Ehemann.
»Papiere?«, fragte Cali. »Welche Papiere?«
»Ras’ Vater hat den Safe irgendwann in den fünfziger Jahren öffnen lassen. Ich weiß nicht, was sonst noch drin war, aber sie fanden auf jeden Fall einen Stapel Papiere. Eine Nachricht oder so etwas. Er hat davon eine Kopie gemacht und die Originale wieder eingeschlossen. Ras, wo hast du sie versteckt?«
»Gott im Himmel, du redest zu viel, Frau«, schimpfte Fess. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und entfesselte
einen wahren Schneesturm an Schuppen. »Sie liegen im Büroschrank. In der untersten Schublade. Hinter den Papieren für diese Flugzeugmotoren, die ich vor fünf Jahren gekauft habe.«
Mercer überraschte es keineswegs, dass Fess auf Anhieb sagen konnte, wo sich die Papiere befanden. Er vermutete, dass der Schrotthändler ganz genau wusste, wo sich jedes Teil auf seinem weitläufigen Schrottplatz befand.
»Los, gehen wir«, knurrte Fess. Harry meinte, er würde auf der Veranda warten, und hatte Lizzie bereits überredet, ihm etwas zu trinken zu geben, als ihr Mann eine Taschenlampe aus dem Führerhaus des Abschleppwagens geholt hatte.
»Sie sind aber kein Sammler wie dieser Schriftsteller aus Colorado«, sagte Fess, während er das Tor öffnete, das seinen Schrottplatz versperrte. »Was wollen Sie denn mit dem Safe?«
»Es besteht die Möglichkeit, dass er meinem Großvater gehörte«, sagte Cali, ehe sich Mercer eine passende Lüge einfallen lassen konnte. »Er kam mit der Hindenburg aus Europa zurück. Er hatte immer einen Safe bei sich. Er war nämlich Juwelier.«
Als er das hörte, blieb Fess stehen und leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. »In diesem Safe waren keine Juwelen, das kann ich Ihnen versichern.«
»Erinnern Sie sich denn noch, was sich darin befand?«, wollte Mercer wissen.
»Ich habe grad in Korea gekämpft, als mein Daddy das Ding öffnen ließ. Er sagte, es wäre nichts drin gewesen außer den Papieren und einer Eisenkugel.«
»Einer was?«, fragten Mercer und Cali gleichzeitig.
»Einer Eisenkugel, wie Leichtathleten sie benutzen. Er sagte, es sei nichts anderes als eine runde Kugel aus Metall
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