Havoc - Verwüstung - Thriller
gewesen.«
Er führte sie über den Schrottplatz, vorbei an langen Reihen von demolierten Personen- und Lastwagen. Mercer entdeckte ein ausgebranntes Feuerwehrauto, mehrere Boote und den Ausleger eines riesigen Krans. Unzählige Teerflecken von ausgelaufenem, eingetrockneten Öl bedeckten den sandigen Erdboden, und dazwischen erhob sich ein Turm von Autoreifen, der an die fünf Meter hoch war. Nachttiere flüchteten, als sie sich näherten, und glänzende Augen beobachteten sie aus der Dunkelheit.
Im hinteren Teil des Schrottplatzes stand ein Wellblechschuppen. Fess nahm einen weiteren Schlüssel von seinem klirrenden Schlüsselring, um die Tür zu öffnen. Er trat ein und zog an der Schalterkette einer einzelnen Glühbirne, die von der Decke herabhing. Weshalb der Schrott in den Regalen, die die Wände des Schuppens säumten, vor den Unbilden der Witterung geschützt werden musste, war Mercer ein Rätsel. Fast alles sah hier bloß nach wertlosen verrosteten Metallresten aus.
»Die guten Sachen bewahre ich … dort auf«, sagte Fess.
Mercer hatte nicht die Absicht nachzufragen, was dieses Gerümpel nun gerade als gute Sachen qualifizieren mochte.
Fess räumte ein Getriebe aus einer Ecke und raffte ein schmutziges Stück Abdeckplane zusammen, unter dem der kleine Safe zum Vorschein kam. Er hatte eine Kantenlänge von ungefähr fünfzig Zentimetern und bestand aus dunklem Metall mit Rost an den vorstehenden Scharnieren. An der Tür befanden sich die Wählscheibe eines Kombinationsschlosses und ein kleiner Handgriff.
»Ich bin gleich wieder zurück«, sagte Fess und schlurfte aus dem Schuppen nach draußen.
»Bei der Kugel muss es sich um eine Erzprobe handeln«, sagte Cali, sobald Fess außer Hörweite war.
»Ich wüsste auch keine andere Erklärung«, pflichtete Mercer ihr bei. »Die alte Frau in Afrika meinte, Chester Bowie habe kistenweise Gesteinsproben auf dem Fluss abtransportieren lassen, doch er muss persönlich eine Erzprobe an sich genommen haben. Er hat sie wohl eingeschmolzen und in den Safe gelegt, um die Strahlung abzuschirmen.«
»Aber es muss noch genug herausgedrungen sein, um Erasmus und Lizzie und die anderen in Mitleidenschaft zu ziehen.« Cali überlegte einige Sekunden lang. »Ich werde diesen Fundort meinen Chefs im Energieministerium melden. Wir werden schnellstens ein NEST-Team hierher schicken. Alles muss in Sicherheitsbehälter verpackt werden.« Sie sah sich um. »Gott weiß, wie heiß der ganze Kram hier wirklich ist.«
»Das dürfte wohl zu einem Kompetenzgerangel mit der EPA führen«, vermutete Mercer, »wenn man sich vorstellt, wie viel Öl hier im Boden versickert sein mag.«
Kurz darauf kehrte Fess mit einem Leiterwagen in den Schuppen zurück. Die Reifen waren zwar platt, aber es wäre sicherlich bequemer, den Karren zu benutzen, als den Safe zu tragen. Mercer wuchtete ihn in den Karren und hielt inne, als er das ferne Knattern eines Helikopters hörte. Seine Sinne waren von der Überdosis Adrenalin hyperempfindlich, also wurde er sofort misstrauisch.
»Gibt es hier irgendwelche Flugrouten?«, erkundigte er sich bei Fess.
»Dieser Chopper hat nichts zu bedeuten. Die hört man hier ständig. Damit werden die VIPs von New York nach Atlantic City gekarrt.«
Die Erklärung klang zwar einleuchtend, aber Mercer blieb trotzdem wachsam. Je schneller sie unterwegs nach Washington wären, desto glücklicher dürfte er sich schätzen. Er schob den Safe auf dem Karren nach hinten und ergriff dann die
Deichsel. Es machte einige Mühe, die platten Reifen in Bewegung zu setzen, aber sobald sie mal ein wenig Schwung hatten, wurde es um einiges einfacher. Fess schien es nicht besonders eilig zu haben, daher achtete Mercer auch nicht weiter auf ihn und suchte sich seinen eigenen Weg aus dem Labyrinth auf dem Schrottplatz, wobei er sich auf den Lageplan verließ, den er auf dem Hinweg in Gedanken gezeichnet hatte.
»Sind Sie sicher, dass Sie wissen, wohin Sie gehen?«, fragte Cali, während sie mit langen Schritten vor ihm her eilte.
»Mein Gott, Sie reden zu viel, Frau«, sagte Mercer und imitierte Fess’ Sprechweise. Cali tat so, als rauchte sie eine Zigarette und bliese ihm den Qualm ins Gesicht.
Sie erreichten das Schrottplatztor, und Mercer ließ die Deichsel des Karrens los. Er wusste nicht, welchen Wagen Fess ihm überlassen würde, daher wartete er auf den missgelaunten Schrotthändler. »Schauen Sie doch schon mal nach Harry«, bat er Cali. »Ich lade dann den Safe ein,
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