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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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lachenden Töchter und ihre hübsche Mutter, daß sie auf diesem Schiff im Gegensatz zu allen anderen Schiffen nicht erwünscht waren. Verwundert kletterten sie in ihr Kanu zurück, das sich die Familie durch solche Dienste an einlaufenden Schiffen erworben hatte. Traurig paddelte der Mann, der um seinen Tagesverdienst geprellt worden war, seine Familie nach Lahaina zurück und rief allen Mädchen, denen er auf ihrem Weg zur THETIS begegnete, zu: »Kehrt um! Keine Mädchen erwünscht!« Und der Schwarm von Inselschönheiten kehrte betrübt an den Strand zurück und zog sich wieder an.
    Auf der THETIS sagte Abner Hale, der nie zuvor eine nackte Frau gesehen hatte, wie benommen zu seinen Missionarsbrüdern: »Wir werden viel zu tun haben in Lahaina.«
    Jetzt traten zwei andere Inselbewohner von gänzlich verschiedenem Charakter an den Strand. Abner bemerkte sie erst, als ein Kanu, in dem vorne und hinten Vasallen mit gelben Federstäben standen, am Strand eine große Bewegung verursachte, und dann zwei hünenhafte menschliche Wesen erschienen, wie Abner sie noch nie gesehen hatte.
    »Das ist mein Vater!« rief Keoki Kanakoa den Missionaren zu. Er stand gerade bei den Hales und wiederholte, zu Abner gewandt: »Der große Mann ist mein Vater, Wächter des königlichen Besitzes.«
    »Ich dachte, er sei König von Mauke, sagte Abner enttäuscht. »Das habe ich nie behauptet«, antwortete Keoki. »Die Leute in Boston taten es. Sie glaubten, es würde die Amerikaner beeindrucken.«
    »Wer ist die Frau?« fragte Jerusha.
    »Meine Mutter. Sie ist die höchste Fürstin auf den Inseln.
    Wenn mein Vater mit einer Staatsangelegenheit zu ihr kommt, muß er auf Händen und Füßen in den Raum kriechen. Ich auch.« Die Missionare betrachteten die riesige Frau, die teils selber in das Kanu stieg und sich teils den hilfreichen Händen der Vasallen überließ, die ihren gewaltigen Körper in das Kanu hoben. Keokis Mutter war ein Meter und neunzig Zentimeter groß und von stattlicher Figur, hatte langes Haar und machte in jeder Hinsicht einen vornehmen Eindruck. Sie wog gute drei Zentner. Ihre fetten Unterarme waren dicker als der Leib manches Mannes, während ihr gewaltiger Rumpf, der in viele Lagen Tapa-Stoff gehüllt war, eher einem Baumstamm als einem menschlichen Körper glich. Schon ihre Leibesfülle deutete an, daß sie eine Häuptlingsfrau war, aber das Erstaunliche an ihr waren die prächtigen Brüste, die in ihrer ganzen braunen Größe auf dem weichen rot und gelb gemusterten Tapa-Tuch lagen. Die Missionare sahen ihr verwundert entgegen, und die Frauen erstarrten vor Ehrfurcht.
    »Wir nennen sie Alii Nui«, flüsterte Keoki ehrerbietig. »Von ihr stammt unsere göttliche Kraft.« Abner sah seinen jungen christlichen Freund überrascht an, als hätte diesen ein verwerflicher Irrtum befallen. »Von Gott allein und von keiner Alii Nui stammt ihre geistliche Weihe«, wies er ihn zurecht.
    Der junge Keoki errötete und erklärte mit zauberhafter Anmut: »Wenn man lange mit einer Idee gelebt hat, dann drückt man manchmal bessere Ideen in der alten lässigen Weise aus.«
    Abner runzelte die Stirn, als wäre seine ganze Arbeit mit Keoki nutzlos gewesen. »Gott ist nicht eine bessere Idee, Keoki«, sagte er fest. »Gott ist das höchste Faktum. Er steht allein und duldet keinen Vergleich. Du verehrst Gott nicht nur deshalb, weil er die bessere Idee ist.« Abner sprach verächtlich, aber Keoki, dem Freudentränen in den Augen standen, achtete nicht darauf, sondern nahm den Verweis in Liebe auf.
    »Es tut mir leid, Bruder Hale«, sagte er zerknirscht. »Ich gebrauchte das Wort gedankenlos.«
    »Ich denke, es wäre besser, Keoki«, fuhr Abner fort, »wenn Sie mich von nun an in der alten Weise anreden würden: Pastor Hale. Ihre Leute verstehen vielleicht den Titel >Bruder< nicht.«
    Jerusha fiel ein und fragte: »Sind wir nicht übereingekommen, daß wir einander Bruder und Schwester nennen wollen?«
    »Das war unter uns, Frau Hale«, erklärte Abner geduldig.
    »Ist Keoki nicht einer von uns?«
    Jerusha gab nicht nach. »Ich denke, das Wörtchen uns bezieht sich hier ausschließlich auf geweihte Geistliche und ihre Frauen«, sagte Abner abschließend. »Wenn Sie einmal geweiht sind, Keoki, dürfen Sie >Bruder Abner< sagen«, tröstete Jerusha den jungen Mann.
    »Aber auch wenn Sie noch nicht geweiht sind, Keoki, bin ich Ihre Schwester Jerusha.« Sie stellte sich neben ihn und sagte: »Ihr Vater und Ihre Mutter sind nette Leute.«
    Sehr

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