Hawkings neues Universum
Wissenschaftstheorie und um die Geschichte der Physik und Kosmologie. „Es ist als Fortsetzung von Eine kurze Geschichte der Zeit gedacht“, sagt Mlodinow, der im kalifornischen South Pasadena lebt. „Es behandelt die wichtigen Entdeckungen, die seither gemacht wurden, aber seine Hauptbotschaft ist, dass die Wissenschaft sowohl den Ursprung des Universums erklären kann als auch, warum seine Naturgesetze so sind, wie sie sind.“ Ursprünglich war das Buch schon für 2008 angekündigt, im September 2010 ist es erschienen.
Aber auch Eine kurze Geschichte der Zeit hat Hawking lesenswert gehalten, indem er das Buch vor einigen Jahren ergänzte und mit großartigen Illustrationen versehen ließ. Inhaltlich stark überschneidet sich damit Das Universum in der Nussschale , die 2001 erschienene erste Fortsetzung. Ein Band mit Essays ( Einsteins Traum ), die (auch mathematisch) anspruchsvollen Vorlesungen Raum und Zeit (mit Roger Penrose veröffentlicht), mehrere kommentierte Sammlungen klassischer wissenschaftlicher Texte und einige TV- und Videoproduktionen komplettieren das Repertoire für „Hawking-Fans“. Der Kosmologe ist gewissermaßen auch eine Marke geworden, mit Erfolgsgarantie. Trotzdem geht es dabei nicht primär um Personenkult. Es sind schon die Themen und Fragestellungen, die die Leser letztlich interessieren – sonst würden sie nicht durchhalten. Aber selbst jene, die an Eine kurze Geschichte der Zeit scheiterten, und dazu gehören auch Freunde und Verwandte von Hawking selbst, haben ihren Horizont erweitert. „Sie haben es vielleicht nicht ganz zu Ende gelesen oder nicht alles verstanden, was sie gelesen haben“, bemerkte Hawking einmal. „Aber zumindest haben sie die Vorstellung gewonnen, dass unser Universum von rationalen Gesetzen bestimmt wird, die wir entdecken und verstehen können.“
Privatleben: Musik und die Frauen
Der Alltag Hawkings ist, abgesehen von dem großen, krankheitsbedingten Aufwand, halbwegs normal. Er muss oder möchte zuweilen shoppen gehen – genauer: fahren. Mit seinem Sohn Tim hat er Formel-1-Rennen besucht. Eines seiner Hobbys ist die Geschichte. Und gefragt, was er tun würde, wenn er einen Tag lang in einem gesunden Körper verbringen könnte, sagte er: „Die Antwort wäre nicht jugendfrei.“
Auch in Discos wurde er schon gesehen und hat sich mit seiner Kunststimme bei einem Karaoke-Refrain beteiligt. Meist hört er jedoch klassische Musik: Bach und Wagner zum Beispiel. Hawking hat – ähnlich wie Albert Einstein und andere Physiker – Musik und Physik als seine „beiden größten Leidenschaften“ bezeichnet. „Wenn ich beide auf einer einsamen Insel haben kann, möchte ich nicht gerettet werden“, sagte er in der BBC-Radiosendung Desert Island Discs 1992, in der er acht seiner Lieblingsalben vorstellte. Das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart war dabei sein persönlicher Favorit. „Die Musik ist sehr wichtig für mich“, sagte er, doch die Freude an einer physikalischen Erkenntnis sei viel intensiver, wenn naturgemäß auch viel seltener. Trotzdem setzt er die Forschung nicht absolut: „Die Physik ist wunderbar, aber völlig kalt. Ich käme mit meinem Leben nicht zurecht, wenn ich nur die Physik hätte. Wie jeder andere Mensch brauche ich Wärme, Liebe und Zuneigung.“
Zwischen dem öffentlichen Bild, der von den Medien inszenierten, scheinbar weit über allen Niederungen schwebenden Ikone, und dem realen Menschen klafft also ein – das Wortspiel drängt sich auf – durchaus himmelweiter Unterschied. Hawking ist keineswegs so weltabgeschieden, wie manche Berichte glauben machen wollen. Wie jeder Mensch hat auch er seine alltäglichen Freuden und Sorgen, kleine und große.
Im Privatleben wohl am tragischsten sind seine beiden gescheiterten Ehen. Jane Hawking, geborene Wilde, mit der er 26 Jahre verheiratet war und drei Kinder hat, ist fast an den schweren Belastungen zerbrochen, die mit der zunehmenden Hilflosigkeit und dem gleichzeitig wachsenden Ruhm ihres Mannes einher gingen – ihre Autobiographie Music to Move the Stars (1999) gibt ein tragisches Zeugnis von den tiefen Zerwürfnissen, die sich in den 1980er-Jahren auftaten.
Ein Aspekt betraf die Religion, der Jane Hawking stets sehr zugetan war, ihr Mann jedoch nicht. Sie warf ihm sogar Hybris vor und meinte ihm sagen zu müssen, dass er nicht Gott sei – obwohl er das ganze Universum zu erklären beabsichtigte und dafür die Hypothese eines Schöpfers nicht nötig hatte. Ein anderer Aspekt
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