Hawkings neues Universum
ein Vierteljahrhundert zuvor feierte (zu diesem bedeutenden Ereignis später mehr). „Ich möchte sicherstellen, dass dieser Fortschritt auch weiterhin auf der theoretischen Seite eine Entsprechung hat.“ Deshalb eröffnete er Hawking das Centre for Theoretical Cosmology (CTC) am Centre for Mathematical Sciences. Finanziert von der Stephen Hawking Foundation mit 20 Millionen Pfund für zunächst fünf Jahre, wird es vor allem mehrere Forschungsstellen und Gastprofessuren ermöglichen sowie Workshops und Konferenzen, um führende Theoretiker und talentierte junge Wissenschaftler anzuziehen und zu fördern. Wenn sich das Konzept bewährt, wird das CTC zu einem größeren, permanenten Institut für fortgeschrittene theoretische Forschung umgestaltet. Das Geld stammt zum einen von Hawking selbst, dessen populärwissenschaftliche Bücher sich weltweit millionenfach verkauft haben. Hinzu kommen mehrere große Spenden von kosmologisch faszinierten Privatleuten. Erster wissenschaftlicher Direktor des CTC war Hawkings früherer Mitarbeiter Neil Turok. Nachdem dieser im Oktober 2008 überraschend die wissenschaftliche Leitung des Perimeter Institute in Kanada übernommen hatte, sprang Paul Shellard ein. Geschäftsführender Direktor ist Macolm Perry.
Das CTC ist das jüngste einer Reihe kosmologischer Forschungsinstitute. Erst wenige Wochen vorher, am 1. Oktober 2007, war in Japan das Institute for the Physics and Mathematics of the Universe (IPMU) an der Universität Tokio eröffnet worden. Über zwei Dutzend neue Stellen sind gleich mit ausgeschrieben worden, einige auch für Nichtjapaner. Und am 4. Dezember wurde die Gründung des Berkeley Center for Cosmological Physics im kalifornischen Berkeley bekannt gegeben, dessen Direktor George Smoot ist. Ausgestattet mit zunächst acht Millionen Dollar an Spendengeldern werden die nächsten Jahre mehrere junge Wissenschaftler im Bereich der Kosmologie, Teilchenphysik und Stringtheorie gefördert sowie wissenschaftliche Seminare und Symposien abgehalten. Ebenfalls noch nicht sehr lange existieren mehrere Kavli-Institute für Astrophysik, Kosmologie und Teilchenphysik an den Universitäten Cambridge, Chicago, Peking, Stanford und am Massachusetts Institute of Technology, die von dem norwegischen Physiker und Technologiefirmeninhaber Fred Kavli gefördert werden. All das sind Beispiele für das wachsende Interesse sowie die zunehmende Bedeutung und Wertschätzung der theoretischen und beobachtenden Kosmologie.
„Das CTC wird zur Entwicklung von Theorien über das Universum beitragen, die sowohl mathematisch konsistent als auch durch Beobachtungen überprüfbar sind“, freut sich Hawking, der seit seiner Emeritierung dort weiterforscht. „Mit Glück wird es bei der Beantwortung einiger der ultimativen Fragen zum Universum und unserer Existenz mithelfen.“ Zu diesen Fragen zählt: Hat die Zeit einen Anfang? Wenn ja, auf welche Weise? Was geschah beim Urknall? Wie bildeten sich Galaxien? Woraus besteht das Universum? Was bewirkt seine gegenwärtige Ausdehnung? Welche Eigenschaften haben Schwarze Löcher? Was sind die ultimativen Naturgesetze?
Diese grundlegenden Themen beschäftigen die Physiker und Kosmologen schon lange. Aber es gibt auch viele Fortschritte. Auf dem Nuffield-Workshop hatte Frank Wilczek vom Massachusetts Institute of Technology, der 2004 den Physik-Nobelpreis für seine Beiträge zum Standardmodell der Elementarteilchen erhielt, sieben Hauptfragen zusammengestellt. Einige sind inzwischen beantwortet: etwa zu den kosmologischen Kennziffern wie der kritischen Dichte und den Neutrinomassen. Die Lösung der anderen Rätsel, etwa die Natur der Dunklen Materie und Energie, steht dagegen nach wie vor aus oder erscheint heute sogar schwieriger als damals. Dass die Forscher am CTC dazu beitragen können, diese Geheimnisse zu lüften, ist Hawkings Hoffnung, wie er bei der Eröffnung im neu eingerichteten Gemeinschaftsraum sagte.
Der CTC-Startschuss war neben der Feier des Nuffield-Workshop-Jubiläums der zweite Anlass der Konferenz. Eine hochkarätigere Eröffnung hätte sich Hawking kaum wünschen können. Mit Smoot und Wilczek sprachen sogar gleich zwei Nobelpreisträger Grußworte. Im Gemeinschaftsraum, der den Forschern eine behagliche Atmosphäre zu informellen Gesprächen bietet – ganz wichtig für das Brainstorming und die ungezwungene Diskussion und Entwicklung neuer Ideen –, hat Alison Richard, die Vizekanzlerin der Cambridge University, bei der
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