Hawkings neues Universum
ich festgestellt, dass Schwarze Löcher nicht vollständig schwarz sind. Dabei wollte ich etwas ganz anderes beweisen.“
„Stephen macht die mathematische Seite seiner Forschung im Kopf. Er verwendet geometrische Techniken, mit denen er Bilder anstelle von Gleichungen manipulieren kann“, beschreibt Kip Thorne, Professor am California Institute of Technology, die Arbeit seines Freundes. „Er findet Wege, die Fragen auf eine geometrische Weise neu zu definieren. Er vermag diese Art von Problemen, die sich geometrisch formulieren lassen, besser zu lösen und zu verstehen als jeder andere.“ Er machte sich auch Mnemotechniken – spezielle Merkhilfen – zu eigen, mit denen er Dutzende von Termen in den Gleichungen behalten konnte. Überdies entwickelte er Verfahren, die kaum einer so gut beherrscht, wie er selbst. „Wenn man bestimmte Fähigkeiten einbüßt, schafft man sich unter Umständen neue, und mit denen kann man andere Probleme angehen als mit den alten Methoden. Wenn Sie als einziger Mensch auf der Welt diese neuen Denkwerkzeuge beherrschen, dann gibt es bestimmte Arten von Problemen, die nur Sie lösen können und niemand sonst“, sagt Thorne.
Aber nicht nur Hawkings Denkstil, auch seine Herangehensweise hat sich mit der Zeit verändert. Kip Thorne charakterisiert dies folgendermaßen: „Wenn man an den äußersten Grenzen der Physik arbeitet, muss man sich in hohem Maß auf sein Gefühl verlassen. Mir ist aufgefallen, dass es seit Anfang der 1970er-Jahre eine deutliche Veränderung in Stephens Forschungsstil gegeben hat, eine Veränderung, die er charakterisierte, als er um 1980 zu mir sagte: ‚Ich möchte lieber recht haben, als exakt sein.‘ Exaktheit ist ein Ziel, das sich Mathematiker setzen – sie suchen nach einem zuverlässigen, klaren mathematischen Beweis für die Richtigkeit ihrer Ergebnisse. Um diese Art von Exaktheit ging es Stephen in den 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre. Er versuchte, alles total abzusichern. In den letzten Jahren ist er sehr viel spekulativer geworden. Er sucht nach der Wahrheit, versichert sich, dass er, sagen wir, zu 95 Prozent recht hat, und geht dann schnell weiter. Das Streben nach Gewissheit, das ihm Anfang der 1970er-Jahre offenbar so wichtig gewesen ist, hat er zugunsten hoher Wahrscheinlichkeiten aufgegeben. Heute geht es ihm um rasche Fortschritte auf dem Weg zum letzten Ziel: das Wesen des Universums zu verstehen.“
Freilich muss Hawking die detaillierte Ausarbeitung seiner Ideen oft anderen überlassen. „Komplizierte Berechnungen kann Stephen nicht mehr selbst ausführen, aber oft braucht er nur ein paar Sätze, um einen wesentlichen Punkt zu erläutern“, sagt Thomas Hertog, der bei Hawking promoviert hat und noch immer eng mit ihm zusammenarbeitet. „Er strengt sich sehr an, um ein möglichst normales Leben zu führen. Für die Forscher um ihn herum ist er einer der ihren. Doch je weniger die Menschen mit ihm persönlich zu tun haben, desto mehr sind sie von ihm fasziniert.“ Hawking sieht das ähnlich: „Für meine Kollegen spielt meine Behinderung keine Rolle – abgesehen von praktischen Zwängen, wenn sie etwa auf eine Antwort von mir warten müssen.“ Und: „Es ist Zeitverschwendung, über meine Behinderung ärgerlich zu sein. Die Leute haben keine Zeit für einen, wenn man dauernd klagt.“
Auf soziale Beziehungen legt Hawking großen Wert. Einmal wöchentlich, am Mittwoch, isst er mit seinen Doktoranden zu Mittag, und einer aus der Gruppe berichtet von seiner Arbeit. Auf wissenschaftlichen Konferenzen lauscht Hawking möglichst vielen Vorträgen – seine Anwesenheit ist dann nicht zu überhören, weil sein Computer bei bestimmten Eingaben immer wieder piepst –, und beim Essen sitzt er mit am Tisch und verfolgt aufmerksam die Diskussionen, während er von einer Krankenschwester gefüttert wird.
Aber Hawking engagiert sich auch in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, und zwar weit über die Betreuung von Doktorarbeiten hinaus. Ende 2007 hat er dafür einen formalen Rahmen geschaffen.
Förderzeit: Hawkings Stiftung
„Dies ist eine aufregende Zeit in der Kosmologie, denn neue Beobachtungsdaten werden in großen Mengen gewonnen und große Experimente auf der Erde und mit Satelliten sind geplant und laufen an“, sagte Stephen Hawking am 19. Dezember 2007 in Cambridge. Das geschah während der von ihm mitorganisierten Jubiläumskonferenz The Very Early Universe – 25 Years on , die den berühmten Nuffield-Workshop
Weitere Kostenlose Bücher