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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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mathematische Grenze jedoch wirklich eine physikalische Entsprechung hat, ist eine offene Frage.
Ein absoluter Anfang von Raum, Zeit und Energie, also der Beginn von Allem: Urknall-Modelle in diesem Sinn können Anfangskosmologien genannt werden. Sie postulieren einen ersten Moment. Harald Lesch von der Universität München nennt ihn den „Tag ohne Gestern“.
Der Beginn unseres Universums, das heißt seiner Teilchen, seines Vakuumzustands und vielleicht seiner (lokalen) Raumzeit: Urknall-Modelle in diesem Sinn lassen die Möglichkeit offen, dass unser Universum nur eines von vielen ist (Multiversum-Hypothese). Dann könnte es selbst zwar einen Anfang besitzen und würde nicht ewig existieren, aber es wäre nicht aus dem „Nichts“ ins Dasein gekommen. Somit wäre „unser“ Urknall nicht der Anfang von allem, sondern es hätte vorher – und vielleicht schon „immer“ – etwas existiert. Dann kann man von Ewigkeitskosmologien sprechen. Die antiken wie auch die modernen Ewigkeitskosmologien lassen sich in drei Typen unterteilen – statische, evolutionäre und revolutionäre –, wobei sich alle Veränderungen in der Zeit abspielen, die keinen absoluten Anfang hat, sondern entweder linear ist wie eine unendlich lange Gerade oder zyklisch wie ein Kreis. Statische Universen ändern sich in ihrem Zustand im Großen und Ganzen nicht, evolutionäre ändern sich kumulativ, revolutionäre ändern sich abrupt mit scharfen Phasenübergängen (wobei dann unser „Urknall“ ein solcher gewesen sein könnte). Diese vierte Bedeutung von „Urknall“ erlaubt also auch die Möglichkeit, dass eine Zeit „vor“ dem Urknall in der erstgenannten Bedeutung existierte, und dass es andere Universen gibt.
     
    Diese begriffliche Differenzierung beantwortet selbstverständlich noch nicht, was denn nun eigentlich geschehen ist. Sie macht aber deutlich, dass der Urknall im ersten Sinn ein (brachiales) Ereignis unter vielen gewesen sein kann – also ein Urknall im vierten Sinn, wie es das Szenario von der Ewigen Inflation nahe legt. Damit bleibt aber die Frage nach dem Beginn der Inflation – und somit dem Urknall in der dritten der genannten Bedeutungen. Tatsächlich gibt es starke Argumente dafür, dass die Inflation einen Anfang hatte (dazu gleich mehr). Dann kann das Szenario der Inflation jedoch nicht die von Hawking und Penrose aufgestellten Singularitätstheoreme umgehen – den Urknall im zweiten Wortsinn –, und das hat ja auch niemand behauptet. Die brennende Frage nach dem Anfang aller Dinge scheint also durch alle „Urknall“-Begriffe hindurch.
Nur eine halbe Ewigkeit?!
    „Eine schöne Beschreibung der Ewigkeit: Stell Dir eine Stahlkugel vor, die so groß ist wie die Erde. Und eine Fliege, die sich einmal in einer Million Jahren darauf niederlässt. Wenn die Stahlkugel durch die damit verbundene Reibung aufgelöst ist, dann ... ja dann ... hat die Ewigkeit noch nicht einmal begonnen!“, schrieb der englische Schriftsteller David Lodge in seinem ersten Roman The Picturegoers (1960). Doch hat die Ewigkeit überhaupt begonnen? Das ist eine Grundfrage der modernen Kosmologie.
    Das Szenario der Ewigen Inflation impliziert zunächst nur eine „halbe Ewigkeit“ – eine, die sich in eine unendliche Zukunft erstreckt. Doch warum so halbherzig? Diese kritische Frage drängt sich auf: Weshalb sollte die Inflation nicht auch vergangenheitsewig sein?! Damit wäre das Anfangsproblem gelöst – es gäbe ganz einfach keinen ersten Moment, sondern eine unaufhörliche Zeit in beide Richtungen. Ähnlich wie ein unendlicher Turm von Schildkröten ...
    Mit einer solchen Vorstellung vom Kosmos, der seit jeher inflationiert, liebäugelt Andrei Linde. Damit kehrt gleichsam durch die Hintertür sogar das Steady-State-Modell von Fred Hoyle & Co. zurück. Denn in dem expandierenden Reigen der Ewigen Inflation herrscht, global betrachtet, tatsächlich so etwas wie ein stationäres Gleichgewicht: Blasenuniversen bilden sich unaufhörlich im falschen Vakuum, aber der Urknall war nichts Einzigartiges. Jeder Phasenübergang, der zu einem nicht mehr exponentiell expandierenden Blasenuniversum führt, ist ein Urknall – ein lokales Phänomen. Der Urknall unseres Universums war demzufolge zwar der Anfang der Welt, wie wir sie kennen und erforschen können, aber global betrachtet doch nur ein unbedeutendes Ereignis unter Myriaden anderer.
    Alex Vilenkin widerspricht. Seine Berechnungen haben einen Beweis dafür gefunden, dass der Kosmos einen

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