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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Hawking Einsteins Revolution in der Physik zusammengefasst. „Wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, dass die Zeit nicht völlig losgelöst und unabhängig vom Raum existiert, sondern sich mit ihm zu einer Entität verbindet, die wir Raumzeit nennen.“ Doch wenn dem so ist, hat dies so drastische Konsequenzen, dass der menschliche Alltagsverstand damit nicht nur hoffnungslos überfordert erscheint, sondern geradezu selbst in Zweifel gezogen werden muss.
Ist die Zeit nur eine Illusion?
    „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“, schrieb Hugo von Hofmannsthal im Libretto für Richard Strauss’ 1911 uraufgeführte Oper Der Rosenkavalier . „Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder, lautlos, wie eine Sanduhr.“
    Dieser Fluss der Zeit ist das uns Vertrauteste und zugleich das Rätselhafteste – aber trotzdem vielleicht eine blanke Illusion. Zumindest kommen immer mehr Physiker und Philosophen zu dem Schluss, dass es die Zeit objektiv überhaupt nicht gibt. „Das zu erkennen, ist vielleicht die größte intellektuelle Herausforderung, mit der die Menschheit jemals konfrontiert wurde“, sagt der Philosoph und Physiker Vesselin Petkov von der Concordia University im kanadischen Montreal.
    Diese radikale Revolution unseres Welt- und Selbstverständnisses ist eine Konsequenz von Albert Einsteins Relativitätstheorie – oder genauer: ihrer philosophischen Deutung. Doch bis sich diese Einsicht durchzusetzen begann – und gegen sie gibt es bis heute viel Widerstand –, hat es erstaunlich lange gedauert. „Zwar regte die Relativitätstheorie mehr philosophische Kommentare an und übte mehr Einfluss auf die Mainstream-Philosophie aus als jede andere wissenschaftliche Theorie – mit Ausnahme vielleicht der Gravitationstheorie von Isaac Newton. Aber es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass ihre Wirkung auf die Metaphysik eher marginal blieb“, sagt Simon Saunders, der an der University of Oxford Philosophie lehrt.
    Doch schon die metaphorische Sprechweise selbst macht Probleme: „Fließt“ die Zeit aus der Zukunft durch die Gegenwart in die Vergangenheit, oder schiebt sich die Schnittstelle der Gegenwart gleichsam voran? Warum hat die Zeit überhaupt eine Richtung? Ist es sinnvoll, vom Vergehen der Zeit zu sprechen? Wie schnell vergeht sie denn – eine Sekunde pro Sekunde etwa? (Freilich darf man dann auch nicht fragen, wie lang ein Meter ist.) Und was ist dieses mysteriöse „Jetzt“, der messerscharfe Schnitt der Gegenwart, der die für unveränderlich erachtete Vergangenheit von der als offen und nebulös erlebten Zukunft trennt?
Präsentismus – wenn die Gegenwart alles ist
    Vielen Philosophen zufolge gibt es streng genommen nur die Gegenwart. Sie haben diese Weltanschauung Präsentismus genannt (von lateinisch „praesens“: anwesend, gegenwärtig). Vergangenheit und Zukunft sind demnach nicht real, sondern existieren lediglich als Erinnerung und Vorstellung und geben gleichsam eine Richtung an. So war schon der griechische Philosoph Heraklit der Auffassung, dass alles fließt („panta rhei“) und sich alles bewegt („panta chorei“). Und Aristoteles zufolge ist alles nur in der Gegenwart wirklich, die die „Vergangenheit und Zukunft verbindet“, die beide nicht existieren: „Ein Teil der Zeit war und ist nicht, während der andere sein wird und noch nicht ist.“
    Doch diese Auffassung hat die paradoxe Konsequenz, dass Aussagen über Aristoteles, der vor gut 2300 Jahren lebte und die Zeit als „Zahl der Bewegung nach dem Früher oder Später“ definierte, eigentlich sinnlos sind. Genauso wie Aussagen über eine Station auf dem Mars, die in den nächsten 40 Jahren erbaut werden soll. Denn die Sätze über Aristoteles oder die Marsstation verlieren ihren „Referenten“ und die Eigenschaft, wahr oder falsch zu sein.
    Wie für Petkov und andere hat auch für Saunders die Relativitätstheorie den Präsentismus erledigt: „Physikalische Theorien waren einst mit ihm vereinbar, aber sie sind es nicht mehr.“ Der Wissenschaftstheoretiker Yuri Balashov von der University of Georgia formuliert es noch schärfer: „Jeder, der die Relativitätstheorie ernst nimmt, kann den Präsentismus nicht ernst nehmen.“
    Der Grund: Im Gegensatz zur Annahme der Physik

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