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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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betrat sie die Rolltreppe. Michael tippte einige Befehle ein und wechselte die Kamera. Eine dunkelbraune Locke fiel in Clarisses Stirn und berührte fast ihre Augen. Sie strich sie mit einer Hand zurück und wandte sich den neuen Auslagen zu. Michael fragte sich, ob sie auf der Suche nach einem Kleid für einen besonderen Anlass war. Mit ein wenig Hilfe von Lars könnte er sich Zugang zu ihren E-Mails verschaffen.
    Die elektronisch gesteuerte Tür glitt zur Seite, und Kennard Nash trat ein. Nash, Ex-Armeegeneral und ehemaliger nationaler Sicherheitsberater, hatte zurzeit den Vorstandsvorsitz der Bruderschaft inne. Irgendetwas an seiner gedrungenen Gestalt und seiner schroffen Art erinnerte Michael an einen Footballtrainer.
    Michael schaltete zu einer anderen Überwachungskamera um – auf Wiedersehen, Clarisse –, aber der General hatte die junge Frau bereits entdeckt. Er lächelte wie ein Onkel, der seinen Neffen gerade beim Blättern in einem Herrenmagazin erwischt.
    »Welcher Standort?«, fragte er.
    »Paris.«
    »Ist sie hübsch?«
    »Und wie.«
    Während Nash auf Michael zuschritt, wurde sein Ton ernster. »Ich habe Neuigkeiten, die Sie interessieren dürften. Mr. Boone und seine Mitarbeiter haben soeben ihre Evaluation der New-Harmony-Gemeinschaft in Arizona erfolgreich abgeschlossen. Anscheinend haben Ihr Bruder und der Harlequin den Ort vor einigen Monaten besucht.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Das wissen wir nicht genau, aber wir sind dicht dran. Eine Analyse der E-Mails, die wir auf einem Laptop gefunden haben, hat ergeben, dass Gabriel sich wahrscheinlich nur wenige Kilometer von hier aufhält – in New York City. Wir sind, was die Leistungsfähigkeit der Computer angeht, noch nicht in der Lage, die ganze Welt abzusuchen, aber immerhin können wir uns jetzt auf diesen einen Ort konzentrieren.«
    Während der Entwicklung zum Traveler hatte Michael bestimmte Fähigkeiten ausgebildet, die nun sein Überleben sicherten. Wenn er sich auf eine gewisse Weise entspannte, wenn er nicht nachdachte, sondern nur beobachtete, konnte er seine Wahrnehmung so weit verlangsamen, dass ihm Veränderungen in der Mimik seines Gegenübers auffielen, selbst wenn diese nur Bruchteile von Sekunden andauerten. Michael merkte sofort, wann jemand log, und er erriet die Gedanken und Gefühle, die die Menschen im alltäglichen Leben verbargen.
    »Wie lange wird es dauern, meinen Bruder zu finden?«, fragte er.
    »Das kann ich nicht sagen. Aber wir haben einen ersten Fortschritt gemacht. Bislang haben wir in Kanada und Mexiko nach ihnen gesucht. Ich hätte nie gedacht, dass sie nach New York gehen würden.« Nash schmunzelte. »Dieser junge Harlequin ist verrückt.«
    Und in diesem Moment begann die Welt, sich in Michaels Kopf zu verlangsamen. Er konnte das Zögern in Nashs Gesicht sehen, den kurzen Seitenblick nach links. Schließlich das nur Bruchteile einer Sekunde andauernde Verziehen der Lippen zu einem höhnischen Lächeln. Der General sagte vielleicht die Wahrheit, aber trotzdem hielt er irgendeine Information zurück, durch die er sich überlegen fühlte.
    »Lassen Sie die Aufgabe in Arizona von irgendeinem anderen abschließen«, sagte Michael. »Ich finde, dass Boone auf der Stelle nach New York zurückfliegen sollte.«
    Erneut lächelte Nash, als hätte er das beste Blatt beim Pokerspiel. »Mr. Boone wird noch für einen Tag dort bleiben, um zusätzliche Informationen auszuwerten. Bei der Durchsuchung des Geländes hat sein Team einen Brief gefunden.« General Nash hielt inne, um seine Aussage wirken zu lassen.
    Michael beobachtete Nashs Augen. »Was ist daran so wichtig?«
    »Der Brief stammt von Ihrem Vater. Er hat sich ziemlich lange vor uns versteckt, aber wie es aussieht, ist er noch am Leben.«
    »Wie bitte? Sind Sie sicher?« Michael sprang vom Sessel auf und lief durchs Zimmer. Erzählte Nash ihm die Wahrheit, oder wollte er nur wieder seine Loyalität testen? Er studierte das Gesicht und den Blick des Generals. Nash wirkte stolz und überheblich – so, als genieße er diese Demonstration seiner Autorität.
    »Wo ist er? Wie können wir ihn finden?«
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Wir wissen nicht, wann der Brief geschrieben wurde. Boone konnte keinen Umschlag mit Poststempel oder Absender finden.«
    »Aber was stand drin?«
    »Ihr Vater hat die Gründung von New Harmony angeregt. Er wollte seinen Freunden Mut machen und sie vor der Bruderschaft warnen.« Nash beobachtete, wie Michael im Zimmer auf

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