Head over Heels 2
Ohren kommt. Mich treffen gehässige Bemerkungen härter, aber seit offiziell bekannt ist, dass ich mit dem Chef eine Beziehung führe, halten sich auch die ärgsten Schandmäuler zurück.
Am Freitag fühle ich mich ziemlich schlapp. Mein Körper brütet wohl eine Erkältung aus. Bei diesem Scheißwetter ist das auch kein Wunder. Gestern wurde ich auf dem Weg zur Tube völlig durchnässt, da William nicht im Haus war und ich meinen Regenschirm vergessen hatte.
Abends lasse ich mir ein Bad ein und kuschle mich anschließend ins Bett. Mir ist fürchterlich kalt. Nicht einmal die drei Lagen Shirts und die Weste, die ich darüber trage, schaffen Abhilfe.
Irgendwann nicke ich ein. Ich habe k eine Ahnung, wie lange ich geschlafen habe, doch plötzlich werde ich von einem Klopfen geweckt. Als ich meine Augen aufschlage, steht Beverly im Schlafzimmer und lächelt mich mitfühlend an. In ihren Händen hält sie eine dampfende Tasse Tee, die sie mit ihrem Atem zu kühlen versucht.
„ Ich wollte dich nicht wecken. Wie geht es dir?“, fragt sie sanft.
Ich ringe mir ein Lä cheln ab und ziehe die Decke bis an mein Kinn hoch. „Mies, um ehrlich zu sein.“
„ Dann solltest du heute Abend besser hier bleiben und dich auskurieren.“
„ Vermutlich.“
Eine Charity -Gala, zu der mich William unbedingt mitschleifen möchte, steht auf dem Programm. Da Gaby und Beverly auch eingeladen sind, vermute ich, er will mich lediglich mitnehmen, damit ich mich nicht ausgeschlossen fühle. Dabei habe ich dort überhaupt nichts verloren. Aber es würde unser erster gemeinsamer Auftritt in der Öffentlichkeit werden. Mit verschnupfter Nase dort aufzutauchen und morgen dann auch noch mein klägliches Abbild in den Klatschspalten betrachten zu dürfen, klingt nicht gerade verlockend. Weder für mich noch für William, der sich bisher mit einem ganz anderen Typ von Frauen an seiner Seite geschmückt hat.
B everly deutet auf die Tasse. „Ich habe dir Pfefferminztee gemacht. Das gefiel meinen Kindern früher nicht, aber ich kann es nicht lassen.“ Obwohl sie lacht, merke ich, dass ihr das nur als Vorwand dient.
„ Stimmt etwas nicht?“
Sie lä chelt gekünstelt und gleich darauf kullert die erste Träne über ihr perfektes Gesicht. Doch sie wäre nicht sie, wenn sie nicht selbst noch in diesem Moment so viel Würde auszustrahlen imstande wäre, wie ich es vermutlich in meinem ganzen Leben nicht schaffen werde. „William hat vorhin angerufen, deshalb bin ich raufgekommen. Er hat vergeblich auf deinem Handy versucht, dich zu erreichen.“
„ Es ist unten in meiner Tasche“, gebe ich zurück und ahne bereits Schlimmes.
Sie fä hrt mit ihrer Hand durch die Luft. „Ich habe es gehört. Jedenfalls schaute er noch kurz im Büro vorbei, weil er etwas vergessen hatte. Mein Mann, also Charles, war dort“, berichtigt sie sich hastig.
„ Charles war dort? In Williams Büro?“
„ Er saß gemütlich an seinem Schreibtisch und durchstöberte die Akten der letzten Wochen.“
Das ist k rank, schießt es mir durch den Kopf. Vor Beverly möchte ich diesen Gedanken allerdings nicht laut aussprechen, daher beschränke ich mich auf ein entrüstetes Schnauben. „Was will er damit bezwecken? William verunsichern? Oder kann er es einfach nicht lassen?“
Beverly schü ttelt den Kopf und sieht gedankenverloren zu Boden. „Das ist schwer zu sagen. Charles ist ein Mann, der tut, was er will. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich ihm im Alkoholrausch eine fixe Idee aufgedrängt hat, weniger in Bezug auf die Firma, vielmehr ist ihm bewusst geworden, was er alles verloren hat. Er ist ein Mann, der es nicht erträgt, zu unterliegen oder seine Schuld einzusehen. Er kämpft, mit Worten, aber auch mit Fäusten, wie du bereits mitbekommen hast.“
Kä mpfen ist im Grunde ja nicht schlecht. Selbstverständlich das verbale und psychische, nicht das mit den Fäusten. Selbst die erwähnte Willensstärke kommt mir bekannt vor, da auch William nur sehr schwer mit Fehlern oder Rückschlägen umgehen kann. Was mich besonders nervös macht, ist die Tatsache, dass Charles noch immer in London ist. Ich dachte, er sei längst zurück in Schottland, um dort vor sich hinzugrübeln. Was zu begrüßen wäre, da im Grübeln bekanntlich die Einsicht schlummert. So aber besteht noch immer eine gewisse Gefahr. Nicht nur für Beverly, auch für alle anderen, die mit ihr zusammen sind und sie beschützen.
„ William sagt zwar, dass er sich ruhig verhalten hat. Aber ich
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