Head over Heels 2
meiner Selbstbeherrschung.“
Mann, was redet er da? Die anderen scheinen zufriedengestellt und sind bald wieder in eine rege Unterhaltung vertieft, während diese Antwort, die eindeutig mir gegolten hat, in meinem Kopf widerhallt.
Manchmal steht es … ich kaue am Nagel meines Zeigefingers und kichere. Fließt … zu gut weiß ich, wo es fließt. William ist sich dessen auch bewusst. Selbst Verkehrsteilnehmer klingt stark nach einer eindeutigen Zweideutigkeit. William lauscht nun wie gebannt den Worten meines Vaters, der von seiner Reise nach Stockholm berichtet. Mir entgehen seine mahlenden Kiefer jedoch nicht.
Dann ringt er also mit seiner Selbstbeher rschung? Gut zu wissen. Ich stünde bereit, falls er sie verlieren sollte. Keine Ahnung, wo die Toiletten sind. Nicht, dass ich jemals Sex in einer gehabt hätte. Im Moment drängt sich der Gedanke daran aber förmlich auf.
Miss Hope sieht auf ihre Armbanduhr. „ Ich muss dann langsam los. Mein Flieger wartet nicht.“
William nickt. „ Ich kann dich zum Flughafen bringen, wenn du möchtest.“
Ach ja?
„Ich fahre mit dem Taxi. Für heute habe ich euch lange genug aufgehalten.“ Sie steht auf und zückt ihre Kreditkarte, doch William schüttelt den Kopf auf eine Weise, die keinen Widerspruch zulässt.
„ Ich erledige das.“
Miss Hope lä chelt dankbar und kramt nach ihrem Handy. „Dann besorge ich mir ein Taxi.“
Kurze Zeit später sind auch wir auf dem Heimweg. Mein Herz lacht immer noch bei der Erinnerung an das eben Geschehene.
M iss Hope hat ihren Flieger pünktlich erreicht und meine Familie möchte zurück in meine Wohnung, damit sich Großmutter ausruhen kann.
Mir ist das nur recht, da ich, aber auch William, die Sache, die ich im Restaurant gestartet habe, zu Ende bringen möchte. Meine Finger kribbeln.
„ Das war mehr als unvernünftig von dir. Das weißt du auch, Rosie.“ Seine Stimme klingt tief und monoton.
Meine N ackenhaare stellen sich auf, aber ich werfe ihm trotzdem einen schelmischen Blick zu. „Es war einfach zu verlockend!“
„ So viel Mut hätte ich dir gar nicht zugetraut.“
„ Ich versuche, dich jeden Tag zu überraschen.“
„ Was dir meistens auch gelingt.“
Wir schw eigen, wobei ich in mich hineingrinse und William beobachte. Er wirkt sichtlich zufrieden und scheint mir den kleinen Ausraster im Büro längst verziehen zu haben.
Eines muss ich ihm hoch anrechnen – wenn es hart auf hart kommt, kann ich auf ihn zählen. Ein wichtiger Punkt in einer Beziehung, den ich nicht missen möchte.
Ebenso schä tze ich sein Verständnis und die Bereitschaft, auf meine Bedürfnisse einzugehen.
Vo r ein paar Wochen hätte ich ihm derlei noch nicht zugetraut. Damals standen noch die Gegensätzlichkeiten zwischen uns im Vordergrund. Inzwischen hat er sich um hundertachtzig Grad gewandelt, seine charmant-böse Art jedoch nicht abgelegt.
Ich lehne den Kopf leicht gegen die Stütze.
„ Was ist los, Babe?“, fragt William mich von der Seite.
„ Ich möchte dich nicht noch eingebildeter machen, als du es ohnehin schon bist. Aber ich liebe wirklich jede Faser, jede Eigenheit und jeden Quadratmillimeter an dir.“
„ Oh“, entgegnet er belustigt. „Nur weil du ein schlechtes Gewissen hast, musst du dich nicht so ins Zeug legen. Zu Hause wirst du schon noch zur Rechenschaft gezogen werden.“
Mir bleibt der Mund offen. „Wie bitte?“
Er nickt selbstsicher. „Na ja, du hast einen ziemlichen Aufstand veranstaltet. Sollte Miss Hope nicht ganz bescheuert sein, hat sie deine Zickereien richtig gedeutet.“
„ Du hast doch nur Schiss, weil du dieses Märchen über La Hope und dich in die Welt gesetzt hast.“
Er schweigt einen Moment und runzelt die Stirn. „ Schiss ist ein Fremdwort für mich.“
„ Klar. Ich wusste gar nicht, dass ich mit Superman zusammen bin.“
Wir halten vor Williams Haus. Noch immer mag ich es nicht als unseres bezeichnen. Es passt nicht. Noch nicht. Gib unserer Beziehung noch ein Jahr, vielleicht ein halbes, und wir sehen weiter. Ist das Ferienhaus ein gewaltiger Schritt vorwärts, so bedeutet die getrennte Meldeadresse zumindest ein klein wenig Abstand.
„ Aussteigen“, knurrt er. „Dann begibst du dich unverzüglich nach oben – ins Schlafzimmer.“
„ Um was zu tun?“, frage ich keck, während ich das Auto verlasse. „Es ist noch hell. Ich weiß ja, Willi, dass du langsam alt wirst. Aber für mich ist es viel zu früh, um ins Bett zu gehen.“
Er bleibt k urz stehen.
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