Heart Beat
ist Dr. Robert Peterson. Er unterrichtet ebenfalls an der NYU – Strafrecht.«
Cole schien nicht sonderlich beeindruckt. »Und er hat was getan, um dir die Laune zu verderben?«
Sie nahm noch einen Schluck Scotch, dann erzählte sie die Kurzversion und berichtete von ihrem Gespräch von heute Morgen, ohne auf ihre Gefühle für Robert einzugehen. Das musste sie auch nicht.
»Du stehst auf diesen Mistkerl?«
Aus Coles Mund klang das wie ein Kapitalverbrechen.
»Er ist eigentlich ein ganz netter Mann.«
»Nette Männer tun nette Dinge, Erin. Dich darum zu bitten, ein gutes Wort bei deiner Freundin für ihn einzulegen, war ganz bestimmt nicht nett.«
Seltsamerweise hatte sie das Bedürfnis, Robert zu verteidigen. »Er hat keine Ahnung, wie ich für ihn empfinde.« Oder zumindest hoffte sie das. Nachdem er heute sehr deutlich gemacht hatte, nicht an ihr interessiert zu sein, wollte sie sich weitere Peinlichkeiten ersparen, und sei es vor sich selbst.
»Du bist seit einem Jahr in ihn verknallt und hast ihn nie gebeten, mit dir auszugehen?« Er klang verblüfft, was Erin ehrlich verwirrte.
»Was genau ist daran so seltsam, Cole?«
»Wie dachtest du, würde er erkennen, wie du für ihn empfindest?«
Zumindest nicht, indem sie sich ihm im Blindflug vor die Füße warf. »Das hätte er bemerkt, nachdem er herausgefunden hat, wie gut wir zusammenpassen.«
»Und das hätte er, weil …«
»Weil wir uns für dieselben Dinge interessieren«, erklärte sie das ihrer Meinung nach Offensichtliche. »Klassische Musik, das Theater, die New York Giants, vorchristliche Geschichte.«
»Erin«, unterbrach Cole sie mit ernster Miene. »Männer stehen nicht auf Frauen, die sich für vorchristliche Geschichte interessieren. Männer stehen auf Frauen mit großen Titten und einem netten Arsch in kurzen Röcken.«
»Cole!« Seine Worte brannten auf ihrem Gesicht. Hastig sah sie sich um, um sicherzugehen, dass keiner der Gäste ihr Gespräch belauschte, dabei verschränkte sie die Arme vor ihrem Busen. Was unnötig war. Sie trug ohnehin ein hochgeschlossenes T-Shirt, um ihre C-Körbchen zu verstecken.
Cole schien belustigt. »Beschreib mir diese Caitlin. Wie sieht sie aus?«
Da musste sie nicht lange nachdenken. »Sie ist hübsch. Klein, kurvig, schlank. Blonde Locken.«
Umwerfend blonde Locken
, fügte sie im Geiste hinzu, während sie eine ihrer glatten braunen Haarsträhnen um den Finger wickelte, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. Ihr Haar war ebenso nichtssagend wie ihre dunkelbraunen Augen, die eher an einen Cockerspaniel erinnerten als an eine
Femme fatale
.
»Lass mich raten«, warf Cole ein. »Caitlins Arbeitskleidung besteht hauptsächlich aus durchsichtigen Blusen, kurzen Röcken dazu hohe Stilettos?«
Erin nickte, verwundert über die treffende Beschreibung. Fast schon beschämt, blickte sie an ihren Beinen hinab, die in schwarzen Jeans steckten, bis ihr Blick an ihren orange lackierten Zehen hängenblieb, die aus braunen bequemen Sandalen lugten.
»Ich bin zu einer langweiligen Spießerin geworden«, sagte sie mehr zu sich selbst, als hätte sie die Erleuchtung des Jahrhunderts erfahren.
Jesus, warum war ihr das nicht früher aufgefallen? Sie war nie eines dieser Mädchen gewesen, das sich aufdonnerte, um den Jungs zu gefallen, aber das hier …? War ernüchternd. Und deprimierend. Sie erfüllte jedes Klischee einer verstaubten Geschichtsprofessorin mit Ansichten aus dem 12. Jahrhundert – wobei das mit den Ansichten nicht ganz stimmte. Sie hatte nichts gegen Caitlins Lifestyle einzuwenden. Musste sie ihr aber unbedingt nacheifern, um männliche Beachtung zu finden?
»Männer denken mit ihren Schwänzen«, sagte Cole, als wäre er ihren Überlegungen gefolgt. »Und ja, das Auge isst mit.«
»Ich bin dann wohl eher ein verschrumpelter Pfirsich als ein saftiger Apfel, was?«
Cole zog eine Grimasse. »So war das nicht gemeint, Erin.«
»Ach nein?« Sie fühlte sich gekränkt. Nicht, weil Cole es auf den Punkt gebracht hatte, sondern wegen all den Menschen da draußen, die stets alles auf das Äußere reduzierten. Zählten innere Werte denn überhaupt nicht? Suchte man nicht nach einem Partner, mit dem man Pferde stehlen konnte und auf den Verlass war? Musste immer alles funkeln und glitzern, damit man es lieben konnte?
»Erin, sieh mich an.«
Als sie tat, was er verlangte, erkannte sie ein Funkeln in seinen Augen, das nichts mit Mitleid gemein hatte. Es glich eher … einer Kampfansage. »Wann
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