Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
Und ich wusste es. Leider.
»Alles in Ordnung, Jannah?« Besorgt fuhr mir meine Mutter übers Haar. »Du bist ja ganz blass! Soll ich lieber hierbleiben?«
Ich nickte, schüttelte den Kopf und murmelte irgendwas Unverständliches, bevor ich den Rückzug in mein Zimmer antrat.
»Pubertät eben!«, hörte ich Sepp noch sagen. »Komm, lass uns gehen. Hast du meinen Schlüssel?«
Ken und Merrie gehörten zu Sepp. Ich war so aufgeregt, dass ich durchs Zimmer lief und nicht wusste, was ich tun sollte.
Nahm mein Handy, machte das Laptop an, legte das Handy weg, tippte ungeduldig auf den Tisch, sprang wieder auf, lief durchs Zimmer, setzte mich, sah dem Rechner beim Hochkriechen zu. Ich würde sicher platzen, wenn ich es nicht sofort Lou erzählte. Also griff ich erneut zum Handy und genoss ihre Reaktion.
»Kann nicht sein!«, rief sie. »Das kann echt nicht wahr sein, Jannah!«
Danach ging es mir etwas besser. Aber an Schlafen war natürlich trotzdem nicht zu denken.
Blind starrte ich in die Dunkelheit, nur die Anzeige meines Handys leuchtete kurz auf. Zwei Uhr. Ich schaltete den iPod aus, schloss die Augen, und Kens Gesicht flimmerte mir wieder entgegen. Was er wohl sagen würde, wenn er erfuhr, wer ich war? Sollte ich mich bei ihm entschuldigen? Aber für was?
»Schon verrückt, die ganze Sache«, sagte Lou am nächsten Tag in der Pause. »Aber irgendwie hat es was, findest du nicht?«
»Nee!« Nervös zupfte ich an meiner Unterlippe und sah mich auf dem Schulhof um. »Das ist schlimm! Und dann auch noch Merrie!«
»Stimmt, die ist echt nervig, aber mit ihm ist das doch gar nicht schlecht.« Lou stimmte dieses bescheuerte Hochzeitslied an. »Ta-ta-tatta … Mensch Jannah, vielleicht gibt’s ja bald eine Doppelhochzeit!« Sie lachte, und ich schubste sie von mir weg.
»Du bist auch echt nervig!« Möglichst unauffällig versuchte ich das Gelände zu überblicken. Seine Freunde standen an der Tischtennisplatte. Er musste also in der Nähe sein.
»Okay, tut mir leid, aber spannend ist es, musst du zugeben!«
»Na, dich betrifft es ja auch nicht!«, sagte ich. »Du kannst dir das schön von außen angucken, und ich hab den Ärger!«
»Och, ich weiß nicht«, Lou nahm ihr Handy aus der Tasche und stellte es auf lautlos, »ich glaube, mir würde es gefallen, wenn meine Mutter mit Jarushs Vater zusammen wäre.«
Jarush war Lous Freund. Die beiden kannten sich noch aus dem Kindergarten, und seit fast zwei Jahren gingen sie miteinander. Es hatte mir oft einen Stich versetzt, weil die beiden so vieles verband, wovon ich nichts wusste. Und manches besprach Lou auch heute noch nur mit ihm.
»Das kannst du ja wohl nicht vergleichen!«, schnaubte ich. »Jarush und du, ihr seid zusammen. Ihr habt euch immer gehabt, da gibt es keine Unklarheiten!« Obwohl ich es nicht wollte, schimmerte meine alte Eifersucht wieder durch.
»Aber bei mir?« Ich zog ein Haargummi aus der Hosentasche und zwirbelte meine langen Haare zu einem Dutt. »Ken hat mich gestern das erste Mal überhaupt wahrgenommen. Und dann auch noch so doof! Wenn er erfährt, wer ich bin … Und wenn Merrie beim Schulfest …«
»Guck mal«, Lou stieß mich an, »wenn man vom Teufel spricht!«
Ich drehte mich um, und obwohl ich damit gerechnet hatte, flogen sofort Pingpongbälle durch meinen Bauch. Ken schlenderte über den Schulhof auf seine Clique zu, ohne uns zu beachten. Seine schwarzen Haare standen, zu kurzen Dreads gezwirbelt, vom Kopf ab. Heute trug er eine gelbe Jacke, die seine Haut noch dunkler erscheinen ließ. Die Jungs klatschten sich ab. Rebecca und Inés gab er einen Kuss.
»Süß ist er ja«, sagte Lou mit einem komischen Grinsen.
Wem sagst du das?, dachte ich und sagte: »Sooo toll ist er nun auch wieder nicht.«
»Hast recht, und sehr uncool«, bestätigte Lou. Aber das stimmte leider überhaupt nicht. Sie sagte das nur, damit ich wieder runterkam. Er war durch und durch cool. So cool wie kein anderer. Und wenn ich jetzt richtig Pech hatte, würde der coole Ken irgendwie so was sein wie mein, ich konnte es nicht mal zu Ende denken, mein … Bruder …?
2
Herzrasen bei Keilriemen-Otto
Wenn mich jemand fragt, wo mein Name herkommt, möchte ich am liebsten sagen: vom roten Berg. Kapiert nur keiner.
Deshalb sage ich: aus der Türkei. Meine Mutter stammt nämlich aus Antalya, und Antalya ist der rote Berg. Zumindest für mich. Allerdings beschreibt das kein bisschen von dem, was in mir los ist. Es ist bloß das passende Bild zur
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