Heaven (German Edition)
schließlich so gut aussehen wie möglich», sagte er und zwinkerte mir zu.
Pater Mel hob feierlich die Hände.
«Ihr seid heute hier in dieser Kirche zusammengekommen, um eure Liebe durch das heilige Sakrament der Ehe durch Gott unseren Herrn segnen zu lassen. Möget ihr beide den Pflichten der Ehe mit Demut und Treue begegnen. Und so frage ich euch in Gegenwart der Kirche: Wollt ihr einander lieben und ehren wie Ehemann und Ehefrau alle Tage eures Lebens?»
Xavier und ich blickten auf, fast, als ob uns erst jetzt die Heiligkeit des Momentes völlig bewusst wurde. Trotzdem zögerten wir nicht, sondern antworteten synchron, als ob unsere beiden Selbsts miteinander verschmolzen wären.
«Ja.»
«Reicht euch die rechte Hand und erklärt euren Willen vor Gott und Seiner Kirche. Xavier, sprich mir nach.»
Xavier sprach deutlich und betont, als hätte jedes einzelne Wort so viel Gewicht, dass schneller sprechen unmöglich war. Seine Stimme klang wie Musik. Ich war so euphorisch, dass ich seine Hand noch fester drücken musste, aus Angst, davonzuschweben. Sein Blick ruhte fest auf meinem.
«Ich, Xavier Woods, nehme dich, Bethany Church, an als meine Frau. Ich verspreche, dir die Treue zu halten, in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod uns scheidet.»
Danach war ich dran. Ich muss nervös gewesen sein, denn meine Stimme zitterte, als ich unter Pater Mels Blicken denselben Schwur sprach. Mrs. Alvarez zog ein Spitzentaschentuch aus ihrem Ärmel und tupfte sich die Augen. Auch ich konnte bei meinen Worten die Tränen nicht zurückhalten. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht begriffen, was es bedeutete, Tränen des Glücks zu weinen. Doch als Xaviers Daumen jetzt meine Hand streichelten, verlor ich mich regelrecht in der Tiefe seiner Augen. Erst Pater Mels Stimme führte mich in die Gegenwart zurück.
«Gebt einander die Ringe, als Zeichen eurer gegenseitigen Liebe und Treue.»
Xavier nahm meine Hand und steckte mir den Ring seiner Großmutter an den Finger. Er passte perfekt, als ob er sich für immer mit mir verbinden wollte. Heimlich zog ich meinen Absolventenring vom Finger (hätten wir doch nur mehr Zeit zur Vorbereitung gehabt!) und steckte ihn Xavier an den Ringfinger. Natürlich war er ihm zu klein, und so schob ich ihn über den kleinen Finger. Xavier und ich erstarrten. Hatten wir jetzt alles ruiniert? Doch wir entspannten uns sofort wieder, als Mrs. Alvarez mit zugehaltenem Mund loskicherte.
«Möge euer Bund von Gott gesegnet sein», schloss Pater Mel. «Möge er Friede und Harmonie in euer Leben bringen. Ihr seid jetzt verbunden als Mann und Frau.»
Und dann war es vorbei. Die Zeremonie war beendet, und wir waren verheiratet.
Mein ganzes Leben lang war ich mir wie eine Außenseiterin vorgekommen, die eine Welt beobachtete, zu der sie nie wirklich gehören konnte. Im Königreich hatte ich existiert, aber nicht wirklich gelebt. Das alles hatte sich geändert, als ich Xavier traf. Er hatte mich in sein Leben gelassen, geliebt und auf mich aufgepasst, und es war ihm egal, dass ich anders war. Nur weil es ihn gab, war meine Welt zum Leben erwacht. Ich wusste, dass uns noch immer Kämpfe bevorstanden, aber mein tiefstes Inneres war jetzt unwiderruflich mit seinem verbunden, und nichts, weder Himmel noch Hölle, konnte uns voneinander trennen.
Wir vergaßen, auf die formelle Erlaubnis von Pater Mel zu warten, und versanken in einem tiefen Kuss. Er fühlte sich auf irgendeine Weise völlig anders an als gewohnt. Dieses Mal hatte der Kuss etwas Sakrales an sich. Meine Flügel begannen unter meiner Bluse zu summen, jede Stelle meines Körpers prickelte, und ein heller Schimmer breitete sich über mir aus. Schließlich verschmolz das Licht, das von meiner Haut ausging, mit den Sonnenstrahlen, die durch das bunte Kirchenfenster drangen. Eine Art Blitz zuckte auf, worauf Xavier und ich uns in einem schimmernden Prisma aus Licht wiederfanden. Pater Mel und Mrs. Alvarez hielten erstaunt die Luft an, aber als die Sonne sich gleich darauf hinter einer Wolke verbarg, löste sich das Prisma wieder auf.
Mrs. Alvarez war so außer sich vor Begeisterung, dass sie einen ganzen Wortschwall voll spanischer Gratulationen auf uns herabprasseln ließ und uns beide so energisch küsste, als wären wir lang vermisste Verwandte. Sie hörte erst auf, als Pater Mel uns diskret von ihr wegzog und zum Altar führte, um die Dokumente zu unterzeichnen.
Ich hatte gerade den Stift zur Seite
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