Heavy Cross
Verräterin an meinen Brüdern werden. Als mein biologischer Dad anrief, lieà ich mich verleugnen. Ich meldete mich nie bei ihm und musste ihn nur wenige Male abblitzen lassen, bis er aufgab. Schon bald kehrte er wieder ins Land der schlechten Erinnerungen zurück. Sein Name wurde nur noch erwähnt, wenn es sich nicht vermeiden lieà â und wenn, dann mit einer gewissen Gehässigkeit. AuÃerdem war Homer mein Dad, auf die einzige Art, die wirklich zählt. Ich war glücklich, seinen Namen zu tragen, und er war glücklich, mich als Tochter zu behalten.
Nur von dem Baseball konnte ich mich nicht trennen. Der Baseball konnte nichts dafür, dass mein leiblicher Vater ein windiges Arschloch war.
Nicht lange nach Mikes Einzug zogen meine Brüder aus. Auch Mike verlieà bald wieder unser Haus, mal mehr und mal weniger. Hin und her, er kam und ging, und ich musste jedes Mal heulen, wenn er im Zuge seiner turbulenten Affäre mit meiner Mutter türenknallend das Haus verlieÃ. Mom dachte, ich würde weinen, weil ich den Kerl lieb gewonnen hatte, dabei war ich nur besorgt, dass sie ohne ihn die Rechnungen nicht würde bezahlen können. Mike hatte mit seinem zusätzlichen Geld Stabilität in den Haushalt gebracht. Es gab Spaghetti und Snacks, Milch stand im Kühlschrank. Ich musste weinen, wenn ich daran dachte, wie Akasha losgezogen war und vergeblich versucht hatte, bei fremden Leuten eine Tasse Milch zu schnorren. Dann kam Mike wieder, und es dauerte nicht lange, dann war Baby Nummer sechs unterwegs.
Baby Kendra kam auf die Welt, als es in Moms Leben so seltsam und turbulent zuging wie nie zuvor. Ich durfte den Namen aussuchen. Kurz nach Kendras Geburt entdeckte ich Akasha auf der Veranda. Sie saà genau dort, wo ich Jahre zuvor mit einem anderen schreienden Baby im Arm gesessen und darauf gewartet hatte, dass meine groÃe Schwester mit Milch zurückkehrte. Nun saà sie da, verzweifelt, wie ein Häufchen Elend. Ich machte mir Sorgen um sie, also ging ich zu ihr hin. Akasha und ich waren nie sehr herzlich oder liebevoll miteinander umgegangen, obwohl wir uns nahestanden. Ich war nie ihre kleine Schwester, ich war einfach bloà eine Schwester. »Akasha, was ist los?« Ich wollte es eigentlich gar nicht wirklich wissen.
»Ich kann nicht glauben, dass Mom noch ein Kind kriegt.« Ihre langen Haare klebten an ihrem feuchten Gesicht. Sie hatte bereits den gröÃten Teil ihrer Kindheit damit verbracht, Moms Nachwuchs aufzuziehen. Statt mit Freunden zu spielen und den Sommer zu genieÃen, kümmerte sie sich um den Haushalt und eine Schar hungriger Kinder. Sie war eine kleine Mom. Diese frühzeitige Aufsichtspflicht und Verantwortung machten aus Akasha eine sehr harte Frau, mit einem eisernen Panzer, den sie bis heute hat. Doch das ist auch reiner Selbstschutz, ich kann das nachvollziehen. Mit Akasha legt man sich besser nicht an. Wärt ihr dabei gewesen, würdet ihr das verstehen.
SIEBEN
7
NORMALERWEISE WÃRE EIN KIND AUFGEREGT, wenn seine Mutter Glück und Stabilität findet, aber als Tom in unser Leben trat und Mikes Stelle einnahm, waren wir Kinder gar nicht erfreut oder gar begeistert. Wir trauten ihm nicht.
Trotz Moms angestrengter Bemühungen, eine pflichtbewusste Ehefrau und uns eine gute Mutter zu sein, nahmen ich und meine Geschwister ihr das nicht ab. Zu dem Zeitpunkt lebten nur noch vier von uns daheim und wir hatten schon eine ganze Weile für uns allein gesorgt. Wir waren nicht auf der Suche nach jemandem, der uns sagte, wo es langgeht.
Zwei Wochen, nachdem meine Mutter Tom kennenge lernt hatte, war er ihr fester Freund, mit dem sie »in Sünde lebte«, wie sie es ausdrückte. Es dauerte nicht lange, dann war klar, dass Tom und ich nicht miteinander auskamen.
Bei all den Männern in meinem Leben gibt es solche, die ich liebe, und jene, die ich fürchte. Meine gröÃte Angst war, dass ich mich vor Tom fürchten müsse. Leider kam es genau so. Ich bekam Angst um meine Familie, vor allem um meine jüngeren Brüder und Schwestern. Ich wollte nicht, dass Kendra mit acht Jahren einen Ãberraschungsbesuch von einem Fremden bekam, der sie mit »Hi, ich bin dein Dad« begrüÃte.
Als Tom zu Hause Bills Platz einnahm, hatte ich das Gefühl, weggehen zu müssen. Meine Mutter wollte aber, dass ich blieb und so versuchte ich, erst mal möglichst oft anderswo zu sein.
Irgendwann nachdem Tom
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