Heavy Metal (German Edition)
sich.
„Was?“ Manni stand nun neben ihm.
„Auszuschließen ist es nicht. Aber das wäre echt eine absolut skrupellose Methode, um aus dieser schnöden Welt zu scheiden. Man würde ja in Kauf nehmen, ein oder mehrere andere Menschen mit auf dem Gewissen zu haben“, antwortete der Oberkommissar.
Manni sah ihn fragend an. „Vielleicht war die Kleine auch zugedröhnt bis unter die Stirnkante? Vielleicht hat sie für den VHS-Kurs »Wir machen Zirkus« auf dem Geländer balancieren geübt, vielleicht ...“
„Zielke!“, Kamphaus wandte sich wieder an seinen Kollegen von der Streife. „Ich glaube wir kommen nicht darum herum, die Spurensicherung hierher zu zitieren.
„Schon unterwegs!“ Polizeimeister Zielke wandte sich ab und ging zügig zu seinem Dienstwagen, um über das Funktelefon der Anforderung von Kamphaus Folge zu leisten.
Manni wandte sich zu seinem Vorgesetzten, der immer noch die Brücke im Blick hielt.
„Scheint ein längerer Abend zu werden“, murmelte er.
„Fahr doch heim, die Jungs können mich doch später nach Hause bringen“, entgegnete Kamphaus in seine Richtung.
„Och, was soll ich denn da?“
Erneut war Kamphaus die Dientsbeflissenheit seines Freundes ein Rätsel. Aber er sagte nichts. Obwohl er im Stillen vermutete, dass sich der alte Kindskopf momentan eigentlich viel lieber zu Hause vor seiner Playstation lümmeln würde, als ihm hier zur Seite zu stehen. Für diesen Freundschaftsdienst war er dankbar.
Die kurzen Zeit des Schweigens zwischen den beiden Polizisten unterbrach der beleibte Zielke aus dem Hintergrund mit schnaufenden Lauten, mit denen er langsam auf sie zugejoggt kam.
„Die ... Spurenschnüffler sind unterwegs. Und der ... Notarzt sagt ... dass sie den Fahrer erst einmal stabilisiert haben.“ Er keuchte vernehmlich.
„Nur die Ruhe, Zielke.“ Kamphaus Lippen umspielten ein leichtes Lächeln.
„Hetz doch nicht so, dass hier wird noch dauern!“
3. Kapitel
(Mittwoch, 06. Mai)
Seine Nacht hingegen hatte nicht allzu lange gedauert und so öffnete Bernd Kamphaus erst um kurz nach zehn Uhr morgens die Tür seines Büro bei der Euskirchener Kriminalpolizei. Er fühlte sich unausgeschlafen, missmutig und allgemein nicht wohl in seiner ungeduschten Haut. Außerdem plagte ihn ein stechender Kopfschmerz, der seine üble Laune noch unterstrich. Zusätzlich war er bis zum Aufwachen von einem wirren Traum verfolgt worden. Einem Traum von der Sorte, deren Stimmung man auch im wachen Zustand noch mit sich trägt. Und überhaupt wollte er eigentlich schon viel früher im Büro sein. Manfred Krämer saß bereits an seinem Arbeitsplatz, hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt, hob kurz die Hand zur Begrüßung und gähnte herzzerreißend. Dass Manni wieder einmal früher da war ärgerte ihn.
„Na, gut geschlafen?“
Manni japste die Worte ansteckend in seine Richtung.
„Gut ist anders. Und außerdem viel zu kurz“, gab er, nun ebenfalls gähnend, zurück. „Der Unfall, dieses Mädchen … das ist mir noch ein bisschen hinterhergelaufen.“
„Mir auch“, entgegnete Krämer, der geräuschvoll etwas aus einer Bäckertüte fummelte und es skeptisch ansah. „Die haben schon wieder ein angefaultes Salatblatt auf das Teil hier gelegt, verdammt!“ Manni fingerte ungeschickt etwas grün-braunes aus seinem Frühstück. „Aber immerhin sieht es jetzt tatsächlich so aus, als sei die Kleine von der Brücke gehüpft.“
„Brücke hin oder her“, antwortete Kamphaus während er sich in seinen Bürostuhl fallen lies und skeptisch Krämers überlanges Baguette-Brötchen beäugte, „mir wäre es lieber, das Mädel wäre als Beifahrerin umgekommen und hätte nicht so eine Scheiße gebaut.“
„Die Brückenversion steht jetzt aber zu 99 Prozent“, mampfte Manni, während er ein Stück Papier in seine Richtung warf. „Hier, ein Vorbericht der Spurensicherung. Ist fünf Minuten vor Dir rein geflattert.“
Das zusammengetackerte Stück Papier war direkt vor Kamphaus gelandet. Er wischte einen kleinen Remouladenfleck von der oberen Ecke und schaute Manni vorwurfsvoll an. Doch der war gerade innig darin vertieft, das Gros eben dieser Sauce von den Rändern seines Backwerks zu lecken. Die Augen von Oberkommissar Bernd Kamphaus überflogen den Bericht, der in kurzen Worten das bestätigte, was sie bereits am gestrigen Abend vermutet hatten. Die guten alten Fingerabdrücke malten ein trauriges Bild in seinen Kopf. Das Mädchen hatte sich vor ihrem Tod am Geländer
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