Heavy Metal (German Edition)
versuchte. Er grummelte kurz und beugte sich dann ohne ein weiteres Wort erneut nachdenklich über die kurzen Zeilen der Spurensicherung.
Eine weitere Aspirin und zwei Tassen Kaffee später sah Kamphaus auf die Uhr rechts unten auf seinem PC-Bildschirm. 11:52. Die knapp zwei gemeinsamen Stunden des Vormittags hatten beide Kommissare eher schweigsam verbracht. Zu den Vorfällen in der Nacht war keine weitere Meldung eingegangen, nicht einmal ein Telefonanruf in dieser Sache hatte sie behelligt, wenn man einmal von der Anfrage der lokalen Presse nach mehr Informationen absah, die Manni allerdings sofort an den Pressesprecher weiter verbunden hatte.
Kamphaus hatte die Bagatellen der letzten vierundzwanzig Stunden gesichtet und wusste nun alles über einen Taschendieb-Coup in der Innenstadt Euskirchens, eine Schlägerei mit leichter Körperverletzung in einer Kneipe bei Blankenheim sowie einem Einbruchsversuch in Kall, bei der die wahrscheinlich nicht ganz nüchternen Möchtegern-Gangster versucht hatten, mit bloßen Schultern die Scheibe eines Juweliers zu zertrümmern, was wiederum einem von ihnen das Schlüsselbein zertrümmert und dem anderen eine Nacht in Polizeigewahrsam eingebracht hatte.
Draußen zog sich der Himmel langsam zu und er dachte gerade darüber nach, das es doch gestern noch so frühsommerlich gewesen war, als nach einem kurzen Klopfen die Tür hinter ihm sofort geöffnet wurde.
„Mahlzeit die Herren!“
Zwei wache Augen blitzen Kamphaus und Krämer über den Rand einer kleinen Nickelbrille hinaus abwechselnd an. Matthias Nießen von der Spurensicherung war schon weit in den Vierzigern, schaffte es aber dennoch mühelos mindestens zehn Jahre jünger zu wirken, was durchaus an seiner imposant muskulösen Figur sowie an dem Sonnenbank-verwöhnten Teint seiner Haut liegen konnte. Kurz: Er sah immer aus wie eine schlechte Parodie jener Muckibuden-Gänger, bei denen außer Anabolika, den fettesten Techno-Tracks sowie dem neuesten „D&W“-Tuning-Katalog wenig hinter der Stirn zu finden war. Dazu passte sein schon unnatürlich weiß blitzendes Gebiss sowie die immer frische rasierte Kopfhaut. Dennoch: in seinem Job galt er in Kollegenkreisen als kleine Koryphäe. Für Kamphaus stellte Nießen seit er ihn kennen gelernt hatte die größte Diskrepanz zwischen Erscheinungsbild und Persönlichkeit dar, die ihm je begegnet war. Das einzige, was überhaupt nicht zu dem klischeehaften Aussehens des Kommissars passte, war die kleine Intellektuellenbrille, die er sich nun, auf Antwort von Kamphaus oder Krämer wartend, kurz zurecht schob.
„Morgen Arnie“, nuschelte Kamphaus den seit Jahren etablierten Spitznamen des Spurensuchers. Manni hob nur kurz die Hand, ohne von seinem Bildschirm aufzublicken.
„Wir wären dann soweit mit der Sache von gestern Abend“, wandte sich Nießen an den Oberkommissar, der sich in froher Erwartung die Hände rieb.
„Dann pack mal aus! Habt ihr noch irgendwas Neues erschnüffelt?“
Kamphaus fragender Blick musterte den ständig hektisch wirkenden Kollegen Nießen, der sich einen der Stühle vom Besuchertisch genommen und sich falsch herum darauf niedergelassen hatte.
„Tja, ihr Zwei. Ich dachte mir, dass ich euch schnell den Rest persönlich verklausuliere, bevor ich den Bericht tippen gehe. Ich komme gerade von der Brücke, wir haben uns da alles noch mal bei Tageslicht angesehen.“
„Und?“
„Außer den Fingerabdrücken ist nicht mehr wirklich viel zu holen gewesen.“
Nießen griff nach der mit Remoulade verschmierten Brötchentüte auf Mannis Schreibtisch, die dieser noch immer nicht entsorgt hatte, und ließ sie mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck wieder fallen.
„Ihr Sesselpupser solltet nicht immer so ein ungesundes Zeug in euch hineinstopfen“.
Manni schnaufte nur kurz auf und Kamphaus drängte weiter.
„Was heißt nicht wirklich viel gefunden?“
„Da war ein kleiner Schlüsselbund, um genauer zu sein zwei Schlüssel an einem Ring, kurz vor der Brücke nahe am Straßengraben. Aber da lag auch sonst viel herum. Ansonsten weder auffällige Reifen- oder Schleifspuren, nix eben. Nichts, was irgendwie auf Fremdeinwirkung schließen könnte. Zur Autobahn gewandte Fußspuren an der Stelle, von der aus die Kleine einen Abgang gemacht hat, gab es zwar genug – Aber das gilt für die gesamte Länge der Brücke. Ihr wisst selbst, wie viele Leute mal kurz anhalten, um nach unten zu gucken. Sieht man ja immer welche von, wenn man Autobahn
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