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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zu erkennen, daß Prevlov sich mit dieser Möglichkeit vertraut zu machen begann. »Ihr Gehalt setzen wir vorerst einmal auf vierzigtausend pro Jahr plus Spesen und Wagen an.«
    »Vierzigtausend Dollar?« fragte Prevlov so gelassen, wie es ihm im Moment nur möglich war.
    »Kein schlechter Anfangssold, nicht wahr?« Nicholson lächelte gewinnend. »Bei Ihnen, Hauptmann Prevlov, kann ich mir gut vorstellen, daß Sie recht bald Gefallen finden an den Bequemlichkeiten und Freuden des westlich dekadenten Lebensstils.«
    »Das hat man mir in Moskau schon vorgeworfen«, sagte Prevlov und streckte Nicholson entschlossen die Hand hin. »Sollen meine Feinde in Moskau also recht behalten. Sie haben mich überzeugt, Nicholson. Ich mache mit.«
    Nicholson schüttelte ihm die Hand. »Ich glaube nicht, daß Sie es bereuen werden, Andre Prevlov.«
73
    Während der letzten Stunden des langen Schleppmanövers war der Himmel sonnig und klar.
    Seit der Morgendämmerung beobachteten Boote der Küstenwache die Flotte von Privatjachten mit vielen Neugierigen an Bord, die das legendäre Wrack der Titanic als erste aus der Nähe sehen wollten. In der Luft herrschte fast die gleiche Betriebsamkeit wie auf dem Wasser. Schwärme von Sportflugzeugen und Hubschraubern summten wie riesige Hornissen um das Wrack, um den Fotografen und Kameramännern den eindrucksvollsten Blickwinkel für Aufnahmen von der Titanic zu ermöglichen. Aus der Vogelperspektive eintausendfünfhundert Meter höher wirkte das immer noch mit Schlagseite dahingleitende Schiff wie ein ungeheuerlicher Kadaver, den Schwärme von weißen Ameisen und Fliegen von allen Seiten angriffen. Die Thomas J. Morse rollte ihr Schleppseil vom Bug der Samuel R. Wallace ein, fiel vom Heck des Wracks zurück, befestigte dort eine Trosse und schwenkte leicht nach achtern ab, um auf diese Weise stabilisierende Bugsierhilfe für die ungefüge Masse beim Durchqueren der Verrazano-Meerenge und den East River aufwärts zum alten Brooklyn Navy Yard zu geben.
    Das Lotsenboot glitt dicht an die Wallace heran, und der Lotse sprang an Bord. Dann fuhr es weiter, bis die am Freibord herabhängenden alten Autoreifen gegen die rostigen Rumpfplatten der Titanic rieben. Eine halbe Minute später klomm der Cheflotse des New Yorker Hafens die herabgelassene Strickleiter zum Ladedeck empor.
    Pitt und Sandecker begrüßten ihn und führten ihn zur Brückennock an der Backbordseite hinauf. Der Cheflotse legte beide Hände auf die Reling, um mit dieser symbolischen Geste die Führung zu übernehmen. Mit ernstem Kopfnicken erteilte er den Befehl zum Weiterschleppen. Pitt gab ein Handzeichen, und Butera ließ zur Antwort die Schiffssirene ertönen. Dann befahl der Schleppkapitän »langsam voraus« und steuerte den Bug der Wallace in den Hauptkanal unter der Verrazano-Brücke, die Long Island mit Staten Island verbindet. Als dieser außergewöhnliche Geleitzug in die Upper New York Bay einfuhr, ging Butera immer wieder von einer Seite der Kommandobrücke auf die andere, um das Wrack, den Wind, die Strömung und das Schleppkabel zu beobachten und mit der Steuerung entsprechend darauf zu reagieren. Schon in der Nacht hatten sich Tausende von Schaulustigen an den Ufern aufgereiht. Als das Wrack dann in den Hafen geschleppt wurde, herrschte in den Straßen von Manhatten eine unheimliche Stille, und in den Wolkenkratzerbüros mit Blick auf den Hafen drängten sich die Angestellten, um das einmalige Schauspiel zu beobachten.
    Am Ufer von Staten Island begann ein Reporter seinen Bericht mit der theatralischen Behauptung:
    Es gibt Geister. Ich weiß es, denn ich habe einen heute morgen gesehen. Wie ein riesiges Phantom aus der Tiefe ist er unter der Verrazano-Brücke an mir vorbeigeglitten. Eine Aura von Tragödie, Untergang und Auferstehung umhüllt das gigantische Wrack der Titanic. Der Anblick erweckt die widersprüchlichsten Empfindungen von Stolz über Trauer bis zu unbeschreiblichem Grauen…
    Die meisten Beobachter dieses ungeheuerlichen Bergungsmanövers mochten ähnlich empfunden haben. Jedenfalls herrschte an den Ufern lange Zeit eine unheimlich dumpfe Stille.
    Arthur Mooney, der Kapitän eines der Feuerwehrschiffe des New Yorker Hafens, brach als erster den Bann. Der gebürtige New Yorker irischer Abstammung, der neunzehn Jahre zur See gefahren war, hieb mit der Faust auf die Reling und schrie seiner Mannschaft zu: »Los! Hoch die Hintern, Jungens. Ihr seid keine Schaufensterpuppen. Das Schiff dort macht seine

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