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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wie ein riesiger Grabstein im gespenstisch unwirklichen Scheinwerferlicht in die ewige Finsternis emporragte. Bald konnten die drei Männer an Bord der Sea Slug die Ofenklappe, Ventilrohre und andere Einzelheiten des großen Kessels erkennen. »Da ist noch etwas«, sagte Gunn.
    »Warte… der Impuls wird stärker. Jetzt die Länge: dreißig Meter… sechzig…«
    Seine Stimme klang erstickt vor Erregung, und Pitt lauschte voller wilder Hoffnung.
    »Einhundertfünfzig Meter… zweihundert… zweihundertvierzig Meter.« Gunn stieß einen Jubelruf aus. »Wir haben sie! Wir haben sie!«
    »Welcher Kurs?« fragte Pitt fast zaghaft.
    »Kurs null-neun-sieben«, antwortete Gunn in ehrfürchtigem Flüsterton.
    In den nächsten Minuten wurde kein Wort gesprochen. Alle drei starrten erwartungsvoll in die Finsternis jenseits der Lichtbahn. Sogar Pitt verlor seine unerschüttliche Ruhe und ertappte sich dabei daß er das Tauchboot vor Aufregung zu nahe an den Bodenschlamm gelenkt hatte.
    Er machte eine Kurskorrektur und spähte wieder durch die Bugscheibe. Was würden sie finden? fragte er sich unruhig. Ein verrostetes altes Wrack, das man keinesfalls mehr heben und bergen konnte? Die zertrümmerte, verrottete Hülle eines Schiffs, das bis zu seinen Aufbauten im Schlamm vergraben lag? Und dann erspähte sein angestrengt suchender Blick einen riesig emporragenden Schatten, und er sagte nur leise: »Da ist sie –«
    »Wir steuern direkt auf ihren Bug zu«, raunte Giordino mit unterdrücktem Triumph in der Stimme. Als sie sich bis auf fünfzehn Meter genähert hatten, verlangsamte Pitt die Fahrt und steuerte die Sea Slug auf Parallelkurs zur Wasserlinie des Unglücksschiffs. Allein der Anblick der Ausmaße der stählernen Seitenplatten des Rumpfs war atemberaubend. Nach fast achtzig Jahren am Meeresboden waren überraschend wenig Korrosionsschäden erkennbar. Das goldene Band rings um den riesigen schwarzen Rumpf glänzte im Licht der Scheinwerfer. Pitt lenkte das Tauchboot an dem acht Tonnen schweren Anker an der Backbordseite vorbei nach oben, und sie konnten alle sehr deutlich die in stolzer Größe von fast einem Meter prangenden Goldbuchstaben erkennen: Titanic.
    Immer noch im Bann dieser phantastischen Entdeckung nahm Pitt das Mikrophon aus dem Halter und drückte auf den Sendeknopf. »Modoc…Modoc. Hier ist die Sea Slug… hören Sie mich?«
    Der Radiotechniker der Modoc antwortete fast sofort. »Hier ist Modoc. Sea-Slug, wir hören Sie. Melden.«
    Pitt sagte mit erzwungener Ruhe ins Mikrophon: »Modoc, benachrichtigen Sie das NUMA-Hauptquartier, daß wir Big T gefunden haben. Ich wiederhole: wir haben Big T gefunden. Tiefe – dreitausendsiebenhundertsechzig Meter. Zeit – elf Uhr zweiundvierzig. Ende.«
    »Elf Uhr zweiundvierzig«, wiederholte Giordino, und seine aufgestaute innere Spannung entlud sich plötzlich in einem befreienden Lachen. »Die Zeitangabe werde ich nie vergessen.«
    Die beiden anderen stimmten in das Lachen ein. Für kurze Zeit genossen sie nur ihren Triumph und dachten nicht daran, daß ihr Fund dort draußen in der ewigen Tiefseenacht das Grabmal für eintausendfünfhundertsiebzehn Menschen war.
Regeneration
    Am Rumpf der Titanic klaffte die zerstörerische Wunde der Kollision mit dem Eisberg vom vordersten Laderaum an Steuerbord nahezu neunzig Meter bis zum 5. Kesselraum. Die riesigen Löcher im Bug unter der Wasserlinie verrieten, wo die mittschiffs aus ihren Verankerungen gerissenen Kessel sich schließlich nach Zertrümmerung der Zwischenschotte gewaltsam einen Weg ins Freie gebahnt hatten. Mit einer leichten Neigung nach Backbord und den Bug nach Süden gerichtet, ruhte das Wrack schwer im Schlamm. Die Scheinwerfer des Tauchboots glitten wie gespenstische Lichtfinger über die Aufbauten und warfen lange Schatten über ihre Teakholzdecks. Ohne ihre Schornsteine wirkte die Titanic fast stromlinienförmig modern. Die drei vorderen Schornsteine waren offenbar beim Versinken in die Tiefe weggerissen worden, und der vierte lag quer über dem hinteren Bootsdeck. Dort ragten einige Luft-Exhauster noch wie reglose Wachtposten hinter den leeren Welin-Davits empor, in denen einst die Rettungsboote des großen Passagierschiffs gehangen hatten. Eine Atmosphäre von morbider Schönheit strömte von dem Wrack aus. Die Männer im Tauchboot konnten sich deutlich den Lichterglanz in den Speisesälen, Salons und Luxuskabinen vorstellen. Damals – als kurz vor der Katastrophe noch die Passagiere sorglos durch

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