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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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auch in einem bestimmten Winkel nach unten gesunken ist?«
    Silverstein machte ein beleidigtes Gesicht. »Sie unterschätzen meinen Hang zur pedantischen Sorgfalt, Admiral. Wir haben extra zwei alte Kornetts in einem Leihhaus gekauft und sie nach einer Versuchsreihe hier im Tank zweihundert Seemeilen vor Kap Hatteras dreitausendsechshundert Meter tief auf den Meeresboden sinken lassen. Ich kann ihnen die Aufzeichnungen unseres Sonars zeigen. Sie landeten beide keine fünfzig Meter von ihrer vertikalen Versenkungslinie entfernt.«
    »Das erhärtet also Ihre Theorien und Berechnungen.«
    Silverstein nickte eifrig. »Wir haben die vermutliche Fallinie des Kornetts natürlich in die anderen Berechnungen einbezogen.«
    Sandecker nickte nur wieder anerkennend und trat an die Fensterwand des Tanks, um noch einmal das Keramikmodell der Titanic zu betrachten.
    Silverstein trat neben ihn und sagte nachdenklich: »Diese Katastrophe vom Anfang unseres Jahrhunderts hat noch immer nichts von ihrer grausigen Faszination verloren.«
    Sandecker nickte bestätigend. »Wenn man erst einmal anfängt, sich mit der Titanic zu beschäftigen, gerät man wie in einen hypnotischen Bann.«
    »Warum ist das eigentlich so? Was fesselt die Phantasie bei dieser Schiffskatastrophe so stark, daß man nicht mehr davon loskommt?«
    »Weil dieses Wrack am Meeresgrund so sehr viel gigantischer ist als alle anderen«, antwortete Sandecker. »Sie ist der legendärste und scheinbar unerreichbarste Schatz der modernen Geschichte. Schon der Anblick eines Fotos der Titanic wirkt sensationell erregend. Die Phantasiekraft wird beflügelt, weil wir so viel von der kurzen Lebensgeschichte dieses Schiffs wissen – von ihrer Mannschaft – und von den Passagieren. Das ist es, Silverstein: die Titanic ist wie ein riesiges Archiv einer Ära, die mit ihr gewissermaßen symbolisch versunken ist. Und keiner weiß, ob es uns wirklich gelingen wird, dieses Denkmal einer versunkenen Zeit je wieder ans Tageslicht zu heben. Aber wir werden es versuchen. Ja, das werden wir.«
36
    Das Tauchboot Sea Slug wirkte von außen glatt und handlich. Aber als Pitt seine ein Meter fünfundachtzig in den Pilotensitz zwängte, erschien ihm das Innere wie ein Klaustrophobie erzeugender Alptraum von hydraulischen Installationen, elektronischen Geräten und Stromleitungen. Das Tiefsee-Tauchboot war sechs Meter lang, röhrenförmig und hinten und vorn abgerundet. Es hatte einen leuchtend gelben Anstrich und paarweise am Bug angeordnet – vier große Sichtluken. An der Oberseite waren in zwei kleine Kuppeln starke Scheinwerfer eingebaut.
    Pitt ging sorgfältig die Checkliste bis zu Ende durch und wandte sich dann erst dem rechts von ihm sitzenden Giordino zu. »Wollen wir den ersten Tauchversuch riskieren?«
    Giordino lächelte mit mehr Optimismus, als er wirklich empfand. »Ja, starten wir.«
    »Was meinst du, Rudi?«
    Gunn lag hinter den unteren Sichtluken und schaute nickend hoch. »Wenn alles startklar ist, bin ich bereit.«
    Pitt sprach in ein Mikrophon und beobachtete auf dem Monitor über der Schalttafel, wie der Ladebaum der Modoc die Sea Slug aus ihrer Deckhalterung hob und sanft über die Reling ins Wasser senkte. Sobald ein Taucher das Hebekabel gelöst hatte, öffnete Pitt das Ballastventil, und das Tauchboot begann langsam unter die hohen Dünungswogen zu sinken. »Wir werden die Reservezeit für die Suche verwenden«, sagte Pitt.
    Giordino kannte den Ernst der Lage genau. Bei irgendeiner schweren technischen Panne in dreieinhalbtausend Meter Tiefe waren sie hoffnungslos verloren. Sie konnten sich dann nur einen schnellen Tod statt der Qual des langsamen Erstickens wünschen. Mit einem Anflug von grimmiger Ironie registrierte er den instinktiven Wunsch, lieber wieder an Bord der Sappho l zu sein. Dort war man wenigstens nicht so entsetzlich eng eingezwängt gewesen und hatte ein Sicherheitssystem für acht Wochen Überlebenschance gehabt. Er lehnte sich zurück, sah das Wasser vor der Sichtluke der sinkenden Sea Slug dunkler werden, und seine Gedanken beschäftigten sich zwangsläufig mit dem geheimnisvollen Mann an seiner Seite, der das Tauchboot lenkte. Giordino kannte Pitt seit ihrer Zeit in der High School, als sie gemeinsam alte Autos zu Rennwagen umfrisiert und damit Rennen auf den einsamen Landstraßen hinter Newport Beach in Kalifornien gefahren hatten. Er kannte Pitt besser als die meisten anderen und wußte, daß dieser Mann über eine sehr breite Skala der

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