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Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition)

Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition)

Titel: Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: François Lelord
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werden; sie hatten gehofft, mit ihrem Ehepartner zusammenzubleiben, auch wenn nicht alles glänzend lief, und sich gewünscht, das Nesthäkchen der Familie möge in der Schule endlich mal richtig loslegen. Es war das Leben, das Sabine und so viele andere seit Jahren führten.
    Seit einiger Zeit jedoch hatte sich der Wunsch, ein neues Leben anzufangen, immer mehr ausgebreitet! Jedenfalls in Gestalt von Träumereien, denn in den meisten Fällen lebten die Leute einfach so weiter wie bisher.
    Es war ein bisschen wie mit den Luxushandtaschen, die in Hectors Jugendjahren nur von den Reichen gekauft worden waren: Heute träumten die meisten Frauen auf der Welt davon, so eine Tasche zu besitzen.
    Hector schrieb ein zweites Wort auf: Traum .
    Vielleicht lag es ja an den Zeitschriften und am Fernsehen: Hatten sie den Menschen nicht nur Lust darauf gemacht, ein kleines Stück Luxus zu kaufen, sondern in ihnen gleichzeitig den Traum erzeugt, ein neues Leben anzufangen? Bei all diesen Fernsehsendern, die uns wunderbare Orte in allen Weltgegenden zeigten, Orte, an die wir sonst nie gedacht hätten …
    Natürlich war es Hector aufgefallen, dass auf dem Bildschirm oder in den Zeitschriften immer nur Beispiele für einen geglückten Neustart gezeigt wurden: Der eine wirft seinen Job als Autoverkäufer hin und wird Tauchlehrer auf einer Tropeninsel. Die andere gibt ihre Arbeit als Buchhalterin auf und macht sich in der Provence mit einem Laden für Tischdecken und Servietten selbstständig. Wieder ein anderer verkauft sein kleines Unternehmen und wird buddhistischer Mönch in Nepal! Was man nie zu sehen bekam, waren all die Leute, die ein nicht allzu glückliches Leben aufgaben und hinterher bald bis zum Hals in Unglück und Elend steckten. Von diesen Menschen hatte Hector schon so einige gesehen, wenn er fern von zu Hause im Schatten der Palmen umherreiste.
    Er schrieb eine neue Zeile: Im Schatten der Palmen .
    Aber ein neues Leben anzufangen, das passte gut zur alles bestimmenden Idee der heutigen Zeit: Wir sind frei, wir sind für unser Leben selbst verantwortlich, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und jeder ist seines Glückes Schmied!
    Hector glaubte, dass an dieser Vorstellung etwas Wahres war, allerdings auch nicht mehr als an der dominierenden Idee von früher: Tue deine Pflicht und folge der Tradition – so wirst du mit dir selbst zufrieden sein und die Wertschätzung von Familie und Nachbarn gewinnen. Ideen dieser Art folgten vermutlich die Ordensschwestern von gegenüber, natürlich noch mit dem Glauben als Zugabe.
    Hector hielt beide Ideen für weder richtig noch falsch; keine von ihnen vermochte alle Menschen gleichermaßen glücklich oder unglücklich zu machen; es hing viel vom Charakter des Einzelnen ab und von der Epoche, in der er lebte.
    Hector schrieb: Ein jeder nach seiner Fasson.
    Da ließ sich die Glocke von Saint-Honoré-d’Eylau vernehmen, und Hectors Blick wurde zu der Kirche hingezogen. Er dachte an die Nonnen in ihrer Klausur.
    Jene Midlife-Crisis tritt natürlich nur dann ein, wenn wir überzeugt sind, dass unser irdisches Leben das einzige ist – die einmalige Gelegenheit, glücklich zu werden.
    Wenn wir hingegen wie die Ordensschwestern denken, dass dieses Leben hier nur den Übergang zum ewigen Leben darstellt, dass Sein Reich nicht von dieser Welt ist und es nicht darauf ankommt, glücklich zu sein, sondern zu lieben, dann werden wir es leichter hinnehmen, wenn es mit uns abwärtsgeht und wir schließlich verschwinden. Wenn wir wissen, dass das ewige Leben auf uns wartet oder, wie in anderen Religionen, eine ganze Kette von neuen Leben, müssen wir uns nicht beeilen, um vor Ladenschluss noch schnell die letzten Einkäufe zu tätigen.
    Hector schrieb: Keine Krise in der Mitte des ewigen Lebens.
    Dass diese Krise heute epidemisch auftrat, wurde vielleicht durch den Verlust des Glaubens begünstigt – ungefähr so, wie durch die Erderwärmung manche Arten plötzlich dort auftauchten, wo man sie nicht erwartet hätte.
    Auf jeden Fall war die Idee, ein neues Leben anzufangen, eine Zivilisationskrankheit unserer Tage, denn in dem Alter, wo man heute seine Midlife-Crisis hat, waren früher die meisten Menschen schon gestorben, und für jene, die länger lebten, war es schlichtweg unmöglich, ein neues Leben zu beginnen, der wer hätte sonst am Abend die Kühe in den Stall gebracht?
    Hector schrieb: Wer hätte die Kühe in den Stall gebracht?
    Er machte ihm Vergnügen, seine Ideen dem Notizbuch

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