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Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition)

Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition)

Titel: Hector fängt ein neues Leben an: Roman (Hector Abenteuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: François Lelord
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würde.
    »Und was ist mit Ophélie?«
    »Im Grunde war mir klar, dass sie irgendwann eine Liaison mit einem Mann Ihres Alters haben würde. Das war bei ihr unvermeidlich. Heute gehört das praktisch schon zu den Initiationsriten einer jungen Frau, und bei ihr war es noch wahrscheinlicher, weil sie ihren Vater so früh verloren hat. Als ich Sie beide zum ersten Mal miteinander sah, habe ich mir gesagt, dass Sie, lieber Freund, der beste Kandidat für Ophélie sind. Wenn schon, dann Sie und nicht irgendwer; schließlich ist sie meine geliebte Enkeltochter, verstehen Sie? Ich wollte nicht, dass man ihr übel mitspielt!«
    »Und mir und Clara, könnte uns diese Sache nicht übel mitspielen?« Zum ersten Mal war Hector ein wenig verärgert über seinen alten Freund.
    »Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich Sie ein wenig in Gefahr gebracht habe, aber im Grunde war das Risiko gering. Ich habe an Ihre Midlife-Crisis gedacht und daran, was für ein vernünftiger Mann Sie sind … Sie träumten von einem Abenteuer und untersagten es sich doch. Also fand ich, dass Sie etwas Explosives brauchten, um aus diesem schmerzlichen Zustand herauszukommen, und dass Sie letztendlich wieder auf die Füße fallen würden – wie immer …«
    Hector fragte sich, ob das stimmte. War er bisher wirklich immer wieder auf die Füße gefallen? So hatte er noch nie über sich nachgedacht. »… und auch für Sie war Ophélie die bestmögliche Partnerin; sie ist im Grunde schon so erwachsen. Ich spürte, dass Ihnen wirklich ein letztes Liebesabenteuer fehlte. Dass Sie eine letzte Liebesgeschichte erleben mussten, um Ihr Problem in den Griff zu bekommen.«
    Und allmählich wurde Hector klar, dass der alte François recht hatte. Er hatte ein letztes Liebesabenteuer gebraucht, um herauszufinden, dass er nicht mehr für Liebesabenteuer gemacht war. »Trotzdem war es ein bisschen riskant!«
    »Das will ich gern einräumen, aber die Zeit drängte.«
    »Die Zeit drängte?!«
    »Zumindest für mich, mein lieber Freund.«
    Der alte François verriet ihm, dass er bei ihrem gemeinsamen Freund Robert in Behandlung war, weil er eine ziemlich böse Blutkrankheit hatte. Hector war fassungslos.
    »Aber in letzter Zeit wirkten Sie doch immer so frisch und dynamisch!«
    »Bizarrerweise war das eine Nebenwirkung der Behandlung. Ich habe eine Gentherapie gemacht, und anscheinend blockiert die auch die Folgen der Telomerase. Sie wissen ja, das ist es, was die Chromosomen am Altern hindert … Es war ein erster Versuch, und ich gestehe, dass ich Robert dazu ermuntert habe, alle Vorsichtsmaßregeln zu überschreiten. Er wird die Ergebnisse nur schwer in seine Studie aufnehmen können …«
    »Und haben Sie die Therapie jetzt abgebrochen?«
    »Nein, ich mache weiter, aber offenbar schwächt sich die Wirkung ab.« Der alte François trank noch einen Schluck Chablis. »Jedenfalls habe ich in der letzten Zeit sehr schöne Momente erlebt, ich hatte wirklich großes Glück. Und insgesamt hatte ich auch ein sehr schönes Leben. Ich bin immer ein Glückskind gewesen … Aber trinken wir doch auf Sie, lieber Freund, auf Ihr neues Leben!«
    Und der alte François erhob sein Glas auf Hectors Gesundheit.

So werde durch uns drei …
    Hector und Ophélie sahen sich noch einige Male. Seit dem Abend in Léons Restaurant hatten sie nie wieder über ihre Liebesgeschichte und deren Ende gesprochen. Wenn sie auseinandergingen, verabredeten sie sich jetzt einfach nicht mehr für das kommende Treffen. Es war Ophélie, die über die nächste Begegnung entschied, indem sie Hector anrief und fragte: »Hättest du Zeit für einen kleinen Rückfall?«
    Und Hector hatte immer Zeit, denn er sagte sich jedes Mal, dass es vielleicht ihr letzter Anruf war. Nach jeder neuen Begegnung hoffte er, dass sie nicht wieder anrufen würde, doch zugleich wünschte er sich, dass sie wieder anrief.
    Sie scherzten miteinander wie vorher, und Ophélie schien sich einen Spaß daraus zu machen, ihre Lage mit altmodischen Sprichwörtern zu kommentieren.
    »Die Jugend muss sich die Hörner abstoßen«, sagte sie, bevor sie ihn küsste.
    Oder beim Fortgehen, wenn sie die Treppe hinabstieg: »Reisen bildet die Jugend.«
    Und dann verschwand sie wieder, ohne dass sie sich für ein nächstes Mal verabredet hatten.
    Hector hatte es vermeiden können, seine Tochter gleich nach deren Ankunft in Paris zu treffen.
    Sobald er Anne gegenüberstand, so fürchtete er, wäre es ihm unmöglich, sich noch mit Ophélie zu treffen,

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