Hei hei er und dann
legte einen Arm über das Gesicht, wachte jedoch nicht auf. Würde er verstehen, warum sie sich davonschlich? Oder würde er sie dafür hassen?
Eine Träne lief ihr die Wange hinab. Sie wischte sie mit dem Handrücken ab. Dann nahm sie ihre Tasche und huschte aus dem Zimmer hinunter in die Bar. Leise schlosssie die Tür hinter sich. Zumindest wusste sie, wo sie ihn finden konn te.
Anscheinend hatte er Samantha unterschätzt. Das war Ryan sofort klar, als sie den Raum verließ und er Minuten später die Kneipentür und das Geräusch eines Motors hörte. Er musste nicht erst aus dem Fenster sehen, um zu wissen, dass sie mit ihrem Mietwagen davonfuhr.
Sie gehen zu lassen, war das Schwerste gewesen, das er je getan hatte. Aber er hatte kein Recht gehabt, sie zu halten, wenn sie so offensichtlich fort wollte. Er schwang die Beine aus dem Bett und seufzte. Er hatte fest damit gerechnet, dass sie noch einige Stunden zusammen verbringen würden. Doch sie hatte sich davongeschlichen, ohne sich zu verabschieden.
Ihm blieben nur ihre geflüsterten Worte, die er gar nicht hören sollte. „Ich liebe dich auch, Liebling.“ Ryan sprach die Worte das erste Mal laut aus.
Dann beugte er sich vor und griff nach dem Telefon.
Samantha betrat die großzügige Lobby des Luxushotels „The Resort“. Überall wuchsen Pflanzen, weiche Sessel luden zum Verweilen ein. Sie stellte ihr Gepäck auf dem Terrakottaboden ab. Ein Page kümmerte sich darum. Das Hotel strahlte Wärme aus, war geschmackvoll dekoriert und bot jeglichen Luxus, den man sich denken konnte. Ihr Verlobter hatte sie oft genug daran erinnert, dass es sich um ein First-Class-Hotel handelte.
„Kann ich Ihnen helfen?“ Ein junger Mann, gut aussehend und bestimmt nicht viel älter als zwanzig, begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln.
„Mein Name ist Samantha Reed. Ich nehme an der Konferenz teil, die morgen beginnt.“ Sie schaute auf die Uhr und runzelte die Stirn. „Ich bin früh, mein Zimmer ist wahrscheinlichnoch nicht fertig, aber vielleicht könnte ich zumindest mein Gepäck irgendwo abstellen.“ Sie hatte Ryan so eilig verlassen, dass sie nicht daran gedacht hatte, dass ihr voraussichtlich noch kein Zimmer zur Verfügung stehen würde.
Sie ignorierte den Schmerz in der Brust bei dem Gedanken an Ryan und konzentrierte sich stattdessen auf ihren leeren Magen. „Außerdem habe ich Hunger. Gibt es ein Restaurant, in dem ich frühstücken könnte?“
Der junge Mann sah von seinem Computer auf und strahlte sie an. „Es ist schon alles für Sie vorbereitet, Miss Reed. Ihr Zimmer ist fertig.“
Sie blinzelte überrascht. „Muss eine ruhige Woche sein, wenn Sie um diese Zeit schon Zimmer fertig haben.“
„Ich … äh … ja. Einige Gäste sind früh abgereist.“ Eifrig gab er Informationen in den Computer ein.
Sie blickte sich um, während sie wartete. Das Hotel war in den Farben Sonnengelb, Weiß und Rotbraun gehalten, so wie sie Ryan ihr Traumhaus beschrieben hatte. Ihr gemeinsames Traumhaus, dachte sie und spürte, dass ihr Tränen in die Augen traten.
Offensichtlich konnte sie den Barkeeper nicht vergessen. Selbst dieses luxuriöse Hotel erinnerte sie an Ryan.
„Miss Reed?“ Die Stimme des jungen Mannes unterbrach ihre Gedanken. „Wenn Sie hier bitte unterschreiben würden …“
Sam unterschrieb und nahm die weiße Karte in Empfang, die als Schlüssel diente.
„Zimmer 315A. Nehmen Sie den Fahrstuhl dort drüben in der Ecke. Ihr Gepäck wird sofort gebracht.“ Er deutete auf die Aufzüge in einer Nische zwischen einigen kleinen Geschäften. „Unten gibt es ein Restaurant, das geöffnet hat. Falls Sie irgendetwas brauchen, können Sie gern fragen.“
„Vielen Dank …“ Sie lehnte sich ein wenig vor, um denNamen auf seinem Schild zu lesen. „Joe. Da wäre noch etwas.“ Sie fragte nicht gern, aber sie musste es wissen. „Ist Mr. Tom Webber schon angekommen? Dieselbe Konferenz.“
Der Angestellte gab den Namen in seinen Computer ein. „Ja, er ist gestern am späten Abend eingetroffen. Er hat das hier für Sie hinterlassen.“
In ihrem Magen rumorte es vor Nervosität. „Danke.“ Es war eine Einladung zu einer Cocktailparty am späten Nachmittag mit einer handgeschriebenen Notiz, dass er sie fünfzehn Minuten vorher abholen würde. So konnten sie gemeinsam ankommen, Arm in Arm. Eine Zurschaustellung auf Befehl, teil ihrer Verpflichtung als seine zukünftige Frau.
Entweder musste sie Tom vor der Party reinen Wein einschenken oder
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