Hei hei er und dann
Instinkte verfügte, aber wenig Taktgefühl. „Was der Lieutenant nicht weiß, macht ihn nicht heiß“, meinte Jake. Und wenn, war es ihm auch egal.
Sie nickten dem uniformierten Wachmann zu, der vor dem Zimmer von Marina Brown postiert war, und traten ein. Eine bleiche junge Frau, die am Tropf hing, lag im Bett. Sie drehte sich zu ihnen um, sagte jedoch kein Wort.
Vickers zückte seine Dienstmarke. „Ma’am, wir wissen, wie schwierig das für Sie ist, aber können Sie uns bitte erzählen, was gestern passiert ist?“
Eine Träne lief ihr über die Wange. Sie sah jünger aus als zweiundzwanzig, aber nicht so jung, dass sie es nicht hätte besser wissen können. Warum nur musste sie mit Designerdrogen experimentieren? Sie war hübsch und viel zu jung für ein Rendezvous mit dem Tod.
„Wenn Sie hier nicht reden wollen, können wir uns auch nach Ihrer Entlassung auf dem Revier unterhalten“, fuhr Vickers drohend fort.
Missbilligend zog Jake die Brauen hoch. Er vertraute Vickers wie einem Bruder, doch der Mann benahm sich manchmal wie ein Elefant im Porzellanladen.
Als die Frau weiterhin schwieg, trat Jake einen Schritt vor. „Wenn Sie uns alles erzählen, was Sie wissen, macht das Ihren Freund zwar nicht wieder lebendig, aber es rettet vielleicht einem anderen das Leben.“
Sie schluckte schwer, dann wandte sie stumm den Kopf ab.
„Vickers, hol mir doch bitte einen Kaffee“, bat Jake. Sie hatten vorher abgesprochen, dass sein Kollege ihn eine Weile mit der Zeugin allein lassen würde, falls sie nicht reden wollte.
Nachdem Vickers das Zimmer verlassen hatte, zog Jake einen Stuhl ans Bett heran. „Polizisten können einem ganz schön Angst machen, wenn sie so hereinpoltern und ihre Marke zücken, als wären sie das Recht und Gesetz in Person.“
Marina drehte den Kopf herum und schaute ihn an.
Ein Anfang, dachte Jake. „Ich bin Detective Jake Lowell, aber Sie können Jake zu mir sagen.“ Flüchtig dachte er daran, wie leicht der Lieutenant nun von seinem Besuch erfahren könnte. Doch es war ihm die Sache wert.
„Krankenhäuser machen einen fertig, nicht wahr?“ Da Marina beharrlich schwieg, redete er einfach weiter. „Ich habe selbst eine Weile in einer Klinik gelegen. Wegen einer Schussverletzung.“
Sie blinzelte. „Wie ist das passiert?“, fragte sie.
Endlich hatte er ihre Aufmerksamkeit erregt. „Es war bei einer Überwachung. Wahrscheinlich war es der gleiche Typ, von dem die Pillen stammen, die Sie gestern Abend genommen haben. Die Pillen, an denen Ihr Freund gestorben ist.“
Sie zuckte zusammen. In solchen Momenten hasste Jake seinen Job, aber er musste hart bleiben. Wenn er sie daran erinnerte, was sie verloren hatte, würde sie vielleicht umso härter dafür kämpfen würde, dass der Kerl gefasst wurde, der ihr das angetan hatte.
„Ich bin nicht drogenabhängig“, flüsterte sie. „Und Neil ist es … O Gott, ich meine, Neil war es auch nicht. Wir wollten es nur mal ausprobieren. Ich hätte nie damit gerechnet …“ Ihre Stimme brach, und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.
Jake drückte ihre Hand. „Ich verstehe. Glauben Sie mir, ich höre das öfter als mir lieb ist. Deshalb möchte ich, dass Sie mir helfen, Marina. Helfen Sie mir, den Kerl zu kriegen. Ich muss wissen, was gestern Abend passiert ist. Wie Sie an den Stoff gekommen sind.“
Sie seufzte tief und nickte. Dann erzählte sie, zunächst stockend, dann immer flüssiger und vertrauensvoller. Jake hörte aufmerksam zu. Er kannte Ramirez’ Vorgehensweise schon auswendig: Mit Essen als Tarnung wurde Ecstasy an Studenten vertrieben. Deshalb hatten die Pillen zwischen den Verpackungsresten Jakes Neugier geweckt.
„Also landeten wir im ‚Eclectic Eatery‘.“ Marina schniefte und wischte sich mit der bloßen Hand über die Augen.
Jake nahm ein Taschentuch vom Ablagetisch neben dem Bett und reichte es ihr. „Bitte …“ Er fühlte sich unbehaglich. Auf die Befragung der Leidtragenden könnte er bei seiner Arbeit gut verzichten. Es war schon unter normalen Umständen schwer, und dieser Fall war besonders hart.
„Danke.“ Sie lächelte schwach und tupfte sich die Augen trocken.
„Gern geschehen.“ Jake erwiderte das Lächeln. „Erzählen Sie weiter.“
„Ich bestellte einen griechischen Salat, und Neil, mein Freund …“ Sie holte tief Luft. „Neil wollte Falafel, wovon ich noch nie etwas gehört hatte. Er sagte, es wäre eine israelische Spezialität, und das Lokal hat eine internationale
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