Hei hei er und dann
Ende des Korridors zwei Männer am Fahrstuhl stehen sah. Es gab viele dunkelhaarige Männer auf der Welt, aber nur einen mit dieser rebellischen Körperhaltung und dem abgeschnittenen Sweatshirt. Nur einen, der ihr Herz schneller schlagen ließ und ihr Blut zum Kochen brachte.
Und er war ein Polizist, der sogar während seiner Beurlaubung nicht von seinem gefährlichen Beruf lassen konnte. Obwohl er nach seiner Verletzung immer noch nicht voll wiederhergestellt war. Enttäuscht begriff sie, dass Jake sich immer in Gefahr begeben würde, ob beurlaubt oder nicht.
Ihr Puls raste, und ein Schwindelgefühl überkam sie. Sie verspürte Angst, richtige Angst, wie sie sie lange nicht erlebt hatte und erst durch Jake wieder kannte.
Jake. Was sie für ihn empfand, war so intensiv, so überwältigend, dass sie sich scheute, das Gefühl zu benennen. Doch sie sollte wenigstens ehrlich zu sich selbst sein.
Sie hatte Angst, sich in den Detective zu verlieben. Aber Liebe bedeutete auch, einen Menschen so zu akzeptieren, wie er war. Jakes Hingabe an seinen Beruf war ein wesentlicher Teil von ihm. Wenn sie Jake wirklich liebte, müsste sie alles an ihm lieben. Und seinen Beruf liebte sie nicht. Sie bewunderte ihn, doch sie konnte ihn nicht akzeptieren. Sie wollte ihn nicht akzeptieren.
Ihre törichten Hoffnungen auf eine feste Beziehung mit ihm schwan den.
Jake und Vickers verließen das Gebäude und traten ins Freie.
„Ich hasse Krankenhäuser.“ Vickers schüttelte sich. „Dann hast du den falschen Beruf gewählt, Mann.“ Ein Ermittler im Rauschgiftdezernat verbrachte leider etliche Stunden in Krankenhäusern.
„Na ja, jetzt bin ich erst mal draußen. Ich habe noch Papierkram auf dem Revier zu erledigen. Ich rufe dich an, sobald der toxikologische Bericht vorliegt.“
Jake nickte. Während Vickers sich auf den Weg auf die Wache machte, traf Jake sich mit David an der Stelle, von der aus er Brianne tagsüber im Auge behalten sollte. Sie hatten sich auf den Eingang, der der Reha-Station am nächsten lag, geeinigt. Da Jake Brianne nicht bei der Arbeit beschatten lassen konnte, ohne dass sie es merkte, blieb ihm nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass sie innerhalb der Klinik sicher war.
Er kaufte zwei Dosen Cola bei einem Straßenverkäufer und reichte eine davon seinem Freund. „Also, was gibt’s?“
„Sieht so aus, als ob dein Riecher richtig war. Ich habe Ramirez vor einer halben Stunde vorm Krankenhaus herumlungern sehen. Vielleicht dachte er, dass Brianne zum Lunch rausgehen würde.“
„Verdammt“, murmelte Jake. Er holte sein Handy heraus und rief Vickers an. „Tu mir den Gefallen und komm sofort zurück“, sagte er ohne Umschweife.
Er hatte die Polizei nicht von Ramirez’ Interesse an Brianne informiert, doch jetzt musste er es tun. Vickers würde schon einen Vorwand finden, um Ramirez vorübergehend zu verhaften und eine Weile auf dem Revier festzuhalten, während Jake sich im „Eclectic Eatery“ umschaute. Er würde dort etwas zu essen bestellen und mit etwas Glück Drogen angeboten bekommen. Dann hätten sie endlich etwas gegen Ramirez in der Hand, um ihn für immer hinter Gittern verschwinden zu lassen.
Jake hoffte, Ramirez schnell aus dem Verkehr ziehen zu können, denn wenn es ihm nicht gelang, würde Jake Brianne erzählen müssen, dass sie seinetwegen in Gefahr war. Sie musste es erfahren, damit sie künftig auf der Hut war.
Er mochte gar nicht an ihre Reaktion denken. Er wusste zwar, dass Brianne stark war. Sie würde diese Sache durchstehen. Aber er wusste auch, dass er ihr Vertrauen verlieren würde, wahrscheinlich für immer.
Jake betrat das Apartment. Er vermisste seine Wohnung, wo er wenigstens die Tür hinter sich hätte zuknallen können. An den sanft aufgleitenden Schiebetüren des Fahrstuhls konnte er seinen Frust nicht auslassen. Wenigstens freute sich Norton, ihn zu sehen. Jake kraulte den Hund hinter den Ohren und führte ihn kurz aus. Wieder zu Hause, dachte er über seinen erfolglosen Besuch im „Eclectic Eatery“ nach. Natürlich war ihm klar, dass sich das Schlüsselwort für Drogen täglich ändern konnte, dennoch hatte er gehofft, den Fall schnell lösen zu können. Um Briannes willen.
Inzwischen hatte er von Duke erfahren, dass die gerichtsmedizinischen Ergebnisse vorlagen. Marina Brown und ihr Freund hatten Ecstasy genommen, den Stoff, den Ramirez bevorzugte. Jetzt mussten sie nur noch die Pillen mit dem „Eclectic Eatery“ in Verbindung bringen und
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